Löwenäffchen und Pumas bekommen eigenen Highway

Über einen neuen Wildtierkorridor sollen die zerstreuten Reste des Atlantischen Regenwalds miteinander verbunden werden.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 21. Apr. 2018, 06:00 MESZ
Goldenes Löwenäffchen
Ein junges Goldenes Löwenäffchen sitzt auf einem Baum.
Foto von Stuart Pimm

Manchmal brauchen Tiere einfach nur ein bisschen Platz – insbesondere, wenn sie gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind.

Genau für diesen Platz soll ein neuer Wildtierkorridor im brasilianischen Mata Atlântica sorgen.

„Er heilt an der Stelle einen Riss im Wald, an der es die größte Zahl bedrohter Arten gibt“, sagt Stuart Pimm. Er hält nicht nur den Lehrstuhl für Artenschutz an der Duke University inne, sondern ist auch Präsident der Artenschutzgruppe SavingSpecies und ein National Geographic Explorer.

Über eine neue Landbrücke sollen Tiere bald aus dem bisher isolierten Reserva Biológica União 150 Kilometer nordöstlich von Rio de Janeiro herauswandern können. Das Schutzgebiet gehört zu den letzten intakten Resten des Atlantischen Regenwalds an der brasilianischen Küste. Einst bedeckte er eine Fläche, die doppelt so groß wie Texas war. Mittlerweile wurden mehr als 85 Prozent davon zerstört.

In dem Schutzgebiet leben diverse bedrohte Arten: Es ist ein wichtiger Lebensraum für das Goldene Löwenäffchen, das an den Rand der Ausrottung getrieben wurde.

Durch Programme zur Zucht und Auswilderung konnten Artenschützer seine Population langsam wieder vergrößern. Aber „wenn man eine Art vor dem Aussterben rettet, muss man sie auch irgendwo unterbringen“, fügt er hinzu.

MEHR LEBENSRAUM

Die letzten zehn Jahre über haben Pimm und sein Team den Deal um das brasilianische Land ausgehandelt. Zunächst mussten sie ein brasilianisches Straßenbauunternehmen überreden, sie eine Brücke über einen großen Highway bauen zu lassen. Als nächstes mussten sie dafür sorgen, dass diese Brücke auch irgendwo hinführte.

“Wenn es nur eine Brücke gewesen wäre, wäre es eine Brücke ins Nirgendwo gewesen”, sagt er.

Die Landbrücke wird es den Tieren ermöglichen, von einem Habitat in ein anderes zu wandern und dabei auch sicher diese große Straße zu überqueren.
Foto von Luis Paulo Ferraz

Nachdem sie sich die Brücke gesichert hatten, musste sie darauf warten, dass die Farmbesitzer nördlich des Schutzgebietes ihr Land verkauften. Sobald es auf dem Markt war, schlugen sie sofort zu. Jetzt planen sie, die Region mit heimischen Pflanzen aufzuforsten.

Am 9. April wurden die Verhandlungen zwischen den diversen Akteuren schließlich finalisiert. Die brasilianische Golden Lion Tamarin Asssociation und die US-basierte Gruppe Saving Species führten das Projekt an, das durch die niederländische Organisation DOB Ecology gefördert wurde.

Insgesamt kostete das Projekt mehrere Millionen Dollar (wie viel genau, wurde nicht gesagt). Allerdings betrachten die beteiligten Artenschutzgruppen das immer noch als relativ preiswerte Möglichkeit, um sicherzustellen, dass Arten nicht aussterben und wichtige Lebensräume gesund bleiben.

WARUM KORRIDORE?

Einst galten Wildtierkorridore als kontroverses Artenschutzmittel, da Kritiker bemängelten, dass sie Tiere Schadstoffen aussetzen und für mehr Unfälle sorgen. In den letzten 20 Jahren haben sie sich jedoch durchgesetzt. Eine im Jahr 2006 veröffentlichte Studie zeigte, dass es in Regionen mit Wildtierkorridoren mehr Tierarten und größere Populationen gab.

Wenn Schutzgebiete eine isolierte Lage haben, haben die Tiere in ihnen keinen Zugang zu Artgenossen außerhalb ihres Habitats. Im Laufe der Zeit kann das zu Inzucht, einer geringeren genetischen Vielfalt und schließlich zum Aussterben führen.

In Brasilien mussten zahlreiche Wälder der Landwirtschaft und Viehzucht weichen oder fielen der Holzindustrie zum Opfer.

Pimm zufolge ist der brasilianische Korridor bisher eines der ambitioniertesten Projekte seiner Organisation – aber mit Sicherheit nicht das letzte.

Mit einer Software, die auf biodiversitymapping.org verfügbar ist, werten die Artenschützer aus, in welchen Regionen sich neue Korridore am meisten auszahlen würden.

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