Kleiner Sonnenbär ist Hoffnungsschimmer für misshandelte Tiere

Sonnenbären, die aus der Hand von Schmugglern gerettet werden, sind oft zu traumatisiert, um ein normales Leben zu führen.

Von Annie Roth
Veröffentlicht am 10. Juli 2018, 11:38 MESZ
Seltene Geburt eines Sonnenbären
Das kanpp 400 Gramm schwere Junge kam am 13. Juni 2018 im Zoo von Chester zur Welt.

Viele der Malaienbären (auch Sonnenbären) in den weltweiten Zoos wurden aus illegaler Privathaltung gerettet. Die kürzlich erfolgte Geburt eines kleinen Sonnenbären, dessen Eltern zwei gerettete Tiere sind, ist daher eine seltene gute Nachricht für die Art. 

Für Wilderer sind die Bären ein beliebtes Ziel, weil ihre Körperteile in der traditionellen Medizin Verwendung finden – wie in vielen ähnlichen Fällen aber ohne erwiesene Wirkung. Jene Tiere, die nicht geschlachtet werden, werden als exotische Haustiere oder an Gallenfarmen verkauft. Dort wird den lebenden Bären ihre Galle extrahiert, die ebenfalls in der traditionellen Medizin eingesetzt wird.

Wenn diese Bären gerettet werden, sind sie oftmals zu traumatisiert, um normale Verhaltensweisen zu zeigen und sich beispielsweise fortzupflanzen, sagt Mike Jordan. Er ist der Leiter der Sammlung am Zoo von Chester im Vereinigten Königreich. „Viele Tiere überwinden dieses Trauma nie und werden nie wieder völlig funktional.“

Im Zoo von Chester leben zwei Malaienbären namens Milli und Toni, die 2009 beide aus den Händen von Wilderern in Kambodscha gerettet wurden. Mit ihrem problematischen Hintergrund war unklar, ob sich die beiden je paaren würden. Schlussendlich hatten die Pfleger aber Erfolg, sodass Milli vor Kurzem Nachwuchs gebar. Dem Zoo zufolge handelt es sich um den ersten Sonnenbären, der im Vereinigten Königreich in Gefangenschaft geboren wurde.

“Das ist sehr bedeutsam für [die Bären], und da es der erste Zuchterfolg für diese Art im Vereinigten Königreich ist, ist es auch für den Zoo sehr bedeutsam”, sagt Tim Rowlands, der Säugetierkurator des Zoos.

SELTENER NACHWUCHS

Malaienbären sind die kleinsten und am wenigsten erforschten Bären der Welt – und leider entwickeln sie sich derzeit auch rasant zu einer der bedrohtesten Bärenarten.

Die Forscher wissen nicht, wie viele der Tiere es in freier Wildbahn noch gibt, aber die Art wird von der Weltnaturschutzunion aktuell als gefährdet eingestuft. Durch den Schwund ihres Lebensraums und die Wilderei in ganz Südostasien hat die Bärenpopulation stark gelitten. Schätzungen zufolge ist sie in den letzten dreißig Jahren etwa um ein Drittel geschrumpft.

Wilderer können ein kleines Vermögen damit machen, die Gallenblasen, Pfoten (mancherorts eine Delikatesse) und lebenden Jungtiere der Bären zu verkaufen.

Schon seit den späten Sechzigern versuchen Artenschützer, die Tiere in Zoos zu züchten – mit begrenztem Erfolg.

“Der Zoo von Chester wurde gezielt ausgewählt, um mit Milli und Toni zu arbeiten und sich nach den qualvollen und schrecklichen Erfahrungen ihres frühen Lebens weiterhin um sie zu kümmern“, erzählt Rowlands. „Es ist einfach fantastisch, dass wir ihnen dabei helfen konnten, so weit zu kommen, dass sie nun ein Junges zusammen haben.“

Jordan zufolge hat ihm die Geburt dieses Bären Hoffnung gemacht, dass auch solche Tiere wieder rehabilitiert werden können, die dem illegalen Wildtierhandel zum Opfer fielen. Da sich der Bestand für die Zucht von Malaienbären in Gefangenschaft auf weniger als 100 Tiere beschränkt, gilt schon die Geburt eines einzelnen Jungtiers als großer Beitrag.

DIE NÄCHSTE GENERATION

Sonnenbären sind in den tropischen Wäldern Südostasiens heimisch. Auf der Suche nach Insekten, Früchten und Honig erklimmen sie die hohen Bäume in ihrem Lebensraum.

Weibliche Sonnenbären sind etwa anderthalb Meter lang und werden um die 27 Kilogramm schwer. Bei der Geburt wiegen Jungtiere nicht mal so viel wie eine Dose Tomaten. Es wurde beobachtet, wie die Bärenmütter ihren Nachwuchs im Arm halten, während sie auf ihren Hinterbeinen laufen. Die Jungtiere werden etwa vier Monate lang gesäugt, bleiben aber bis zu einem Alter von zwei Jahren an der Seite ihrer Mutter.

Auch das Jungtier im Zoo von Chester wird die nächsten zwei Jahre wohl mit seiner Mutter verbringen. Danach erhält es die Gelegenheit, eine eigene Familie zu gründen, entweder auch im Zoo von Chester oder in einem anderen Zoo.

“Es ist äußerst wichtig, dass uns dieses Jungtier dabei hilft, die bitternötige Aufmerksamkeit für den illegalen Handel mit Wildtieren zu schaffen. Das ist eine der größten Bedrohungen für die Zukunft wilder Tiere“, sagt Jordan.

 

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