Vietnam will Bären retten, die für ihre Galle auf Farmen gehalten werden

Das Land hat eingewilligt, Tausende Tiere in Schutzzentren umzusiedeln.

Von Jani Actman
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:38 MEZ
Kragenbär
Ein Kragenbär sucht in einer Auffangstation in der Nähe des Tam-Dao-Nationalsparks in Vietnam nach Obst und Gemüse. Vietnam plant, die auf Bärenfarmen verbliebenen Tiere in Schutzzentren umzusiedeln.
Foto von Roberto Schmidt, AFP, Getty

Vietnam hat eingewilligt, etwa 1.000 Bären von Farmen im ganzen Land zu retten. Diese Bestrebungen sollen dabei helfen, die lang gehegte Praktik der Extraktion von Bärengalle zu beenden. Laut Kritikern sei diese unmenschlich und verschlechtere die langfristigen Überlebenschancen der Bären in der Wildnis.

Das Ministerium für Forstwirtschaft unterzeichnete eine Absichtserklärung mit Animals Asia, einer gemeinnützigen Naturschutzorganisation mit Sitz in Hongkong. Laut dem Ministerium würden beide Institutionen zusammen darauf hinarbeiten, dass die Bären in Schutzzentren gebracht würden. Die Vereinbarung folgte einer vorherigen im Jahr 2015, laut der Animals Asia und die Vietnamesische Gesellschaft für Medizin zusicherten, dass traditionelle Heilpraktiker bis 2020 aufhören würden, Bärengalle als Heilmittel zu verschreiben.

Galle – eine gelblich-braune Flüssigkeit aus der Gallenblase, die Bären bei der Fettverdauung hilft – wird in der asiatischen Medizin seit über 1.000 Jahren genutzt. Forschungen haben gezeigt, dass sie bei der Behandlung einiger Lebererkrankungen eingesetzt werden kann (allerdings gibt es dazu auch Alternativen). Es konnte aber kein Beweis für eine Wirksamkeit gegen Kater, Krebs und andere Leiden gefunden werden, für die Galle weitgehend verkauft wird.

Die Gallenextraktion von Malaienbären und Kragenbären – jenen zwei Arten, die für den Handel mit Galle vorwiegend genutzt werden – umfasst oft mehrere invasive Eingriffe. Manche Bären leben sogar mit einem permanenten Gallenblasenkatheter. Nachforschungen von „VICE News“ ergaben 2015, dass die Bären auf den Farmen im Norden Vietnams ausgezehrt waren. Sie hatten kahle Stellen und saßen in beengten, rostigen Käfigen.

Bärenfarmen kamen in Vietnam als Reaktion auf die Nachfrage von Konsumenten in den 1990ern auf. 2005 verbot das Land die Extraktion von Galle. Allerdings durften Bärenbesitzer jene Tiere behalten, die sie bereits besaßen. Die Bären bekamen einen Mikrochip implantiert und die Farmer mussten eine Erklärung unterzeichnen, die besagte, dass sie keine Galle mehr extrahieren würden. Das Gesetz wurde in der Praxis jedoch kaum durchgesetzt, weshalb die Industrie bestehen blieb.

„Entscheidend ist, dass die Regierung eingewilligt hat, dieses Schlupfloch zu schließen“, sagte Tuan Bendixsen in einer Pressemitteilung. Er ist der Leiter des vietnamesischen Geschäftszweigs von Animals Asia.

Laut der Mitteilung könnten neue Schutzzentren für die Bären errichtet werden. Details zur Finanzierung müssten aber noch geklärt und ein Plan zur Umsiedlung der Tiere erstellt werden. Seit die Gruppe 2008 ein Schutzzentrum in Tam-Dao-Nationalpark errichtet hat, hat sie mehr als 186 Bären von Farmen in Vietnam gerettet.

Dabei sorgen sich die Tierschützer nicht nur um das Wohlergehen der Bären auf den Farmen. Das Geschäft mit der Galle hat laut einem Bericht von Traffic aus dem Jahr 2016 auch zum Rückgang der Tiere in der Wildnis beigetragen. Die Gruppe überwacht den illegalen Handel mit Wildtieren. Manche Leute bevorzugen Galle von wilden Bären, weil sie glauben, diese sei potenter. Obwohl es für Malaienbären und Kragenbären keine Populationszahlen gibt, gelten beide Arten laut der Weltnaturschutzunion als gefährdet.

BELIEBT

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    Chinesische Arbeiter von Guizhentang Pharmaceutical extrahieren im Jahre 2012 Bärengalle. Das Unternehmen ist in der Provinz Fujian ansässig.
    Foto von Str, AFP, Getty

    „Wilde Bären werden als Quelle [für Galle] genutzt und illegal in die Bärenfarmen geschleust, die es in Vietnam noch gibt. Das ist offensichtlich ein großes Anliegen des Naturschutzes, mal ganz abgesehen von der Thematik des Tierwohls“, sagte der Traffic-Sprecher Richard Thomas.

    Der Traffic-Bericht aus dem Vorjahr zeigte außerdem einen weiteren verstörenden Trend: Da die Nachfrage nach Galle in Vietnam in den letzten Jahren zurückgegangen ist, töten einige Farmer Bären eventuell, um Körperteile wie Pfoten zu verkaufen. Diese gelten in China als Delikatesse.

    Vietnam ist nicht das einzige Land mit Farmen, auf denen Bärengalle gewonnen wird. In ganz Asien werden laut Traffic mehr als 13.000 Bären auf Farmen gehalten. Die Praktik der Gallenextraktion besteht weiterhin in Laos und in noch größerem Maße in China, dem größten Konsumenten von Bärengalle. Allein dort werden mehr als 10.000 Bären legal auf Farmen gehalten.

    Thomas will, dass sich das ändert: „Der nächste logische Schritt wäre es, ein Gesetz zu erlassen, welches sicherstellt, dass die Bärenfarmen im kürzesten realistischen Zeitraum geschlossen werden“, sagt er. „Es gibt wirklich keinerlei Rechtfertigung für das Fortbestehen der Bärenfarmen.“

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