Buntbarsche: Geheimnisvolle Meister der Evolution
Die einzigartige Vielfalt der Buntbarsche in Afrikas ältestem See hilft Forschern, die Geheimnisse der Evolution zu entschlüsseln.
Die einzigartige Vielfalt der Buntbarsche in Afrikas ältestem See hilft Forschern, die Geheimnisse der Evolution zu entschlüsseln.
Buntbarsche sind die Ikonen der Evolutionslehre. Allein im Tanganjikasee im ostafrikanischen Grabenbruch haben sich im Lauf von 9,7 Millionen Jahren um die 250 überaus unterschiedliche Arten dieser Süßwasserfische aus einem einzigen Vorfahren entwickelt. Einige Cichliden sind so groß wie ein Vorschulkind, andere kaum länger als ein kleiner Finger. Die einen verbringen ihr Leben damit, das perfekte Schneckengehäuse zu verteidigen, andere bauen aufwendige Sandbühnen, um eine Partnerin anzulocken.
Zwei männliche Buntbarsche ringen solange mit ihren Kiefern um ein Gehäuse, bis einer aufgibt. Buntbarsche befinden sich grundsätzlich in Alarmbereitschaft. Sie zu fotografieren bedeutet, stundenlang regungslos im Wasser zu verharren.
Viele sind liebevolle Eltern für ihre Jungfische – auch wenn sie manchmal ihre eigenen Eier fressen. Buntbarsche haben sich an fast jede ökologische Nische im See angepasst. Mit ihrer Vielfalt sind sie ein eindrückliches Beispiel für das Ergebnis von adaptiven Radiationen, also der schlagartigen Entstehung einer Vielzahl neuer Arten. Die meisten der hiesigen Arten gibt es nirgendwo sonst.
Dieses Männchen hat Maul für Maul insgesamt 25 Kilogramm Sand transportiert, um einen 66 Zentimeter breiten Sandkrater als Fortpflanzungsarena anzulegen. Morgens, wenn das einfallende Licht seine Schuppen besonders eindrucksvoll schillern lässt, führt es einen Tanz auf, um Weibchen auf sich und seinen Krater aufmerksam zu machen.
Biologen wollen mit ihnen die Geheimnisse der Evolution entschlüsseln. Die Zeit drängt; sie drohen auszusterben, ehe wir wissen, wie sie entstanden sind: Überfischung, sinkende Wasserqualität und der Aquarienhandel bedrohen den Bestand. „Der Schutz der Buntbarsche käme dem gesamten Ökosystem des uralten Tanganjikasees zugute“, sagt Buntbarsch-Experte Walter Salzburger von der Universität Basel.
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