Diese 7 Tiere leben in extremen Höhenlagen

Einige Lebewesen haben die Fähigkeit entwickelt, sich an extrem unwirtliche Umgebungen anzupassen und dort erfolgreich zu existieren. Diese sieben Tiere überleben in extremen Höhenlagen.

Von Sophie-Claire Wieneke
Veröffentlicht am 10. Juli 2024, 12:05 MESZ
Ein Steinbock auf einem Berg mit Schnee

Durch Anpassung haben es zahlreiche Tiere geschafft, Lebensräume zu erschließen, die große Herausforderungen an sie stellen. Extreme Hitze, Kälte oder wenig Sauerstoff sind nur einige der lebensfeindlichen Bedingungen, die zutreffen können. 

Foto von stock.adobe.com/WildMedia

Die Erde bietet Menschen, Pflanzen, Pilzen und Tieren einen abwechslungsreichen Lebensraum. Experten schätzen, dass ca. 15 Millionen Arten unseren Planeten besiedeln. Einige Lebensräume sind dabei einfacher von Tieren zu bewohnen als andere. Gegenden mit extremer Hitze oder Kälte stellen bei der Besiedelung eine große Herausforderung für Lebewesen dar. Gleiches gilt für ein Leben in extremen Tiefen und Höhen. Doch diese Tiere trotzen den extremen Höhenlagen und erschließen sich trotzdem einen Lebensraum.

1. Die Blattohrmaus

Auf dem sich zwischen Argentinien und Chile befindenden Vulkan Llullaillaco machten Forscher im Sommer 2019 eine atemberaubende Entdeckung: Auf einer Höhe von 6700 Metern fanden sie eine Blattohrmaus. Das Besondere daran ist, dass bis dahin noch nie ein Säugetier gesichtet wurde, das in Höhen wie diesen überleben konnte. Denn in dieser lebensfeindlichen Umgebung gibt es weder Vegetation noch Nahrung – zumindest keine, die für das menschliche Auge direkt sichtbar wäre. Und dennoch konnten diese Umstände das kleine Säugetier nicht davon abhalten, diese Höhenlagen zu bewohnen. Damit stellt die Blattohrmaus einen neuen Weltrekord auf. 

Die Blattohrmaus hält bislang mit 6.700 Metern höhe den Weltrekord als am höchsten lebendes Tier.

Foto von stock.adobe.com/Antillanca

2. Der Gletscherfloh

Er ist winzig klein und nur unter dem Mikroskop sichtbar, leistet aber dennoch Großes: der Gletscherfloh. Wie der Name bereits besagt, bilden Gletscherregionen die Lebensräume dieses Tieres, das sich an das Leben auf dem Eis angepasst hat. Er schafft es, in einer maximalen Höhe von 6300 Metern zu überleben. Der zu den Insekten zählende Gletscherfloh wird maximal drei Jahre alt und erreicht gerade mal eine Größe von maximal 2,5 Millimetern. Temperaturen von -10C° bis -15C° kann er problemlos überstehen. Dafür produziert er ein eigenes Frostschutzmittel aus Glykoproteinen, das aus mit Zucker verknüpften Proteinen besteht und so den Gefrierpunkt des Körpers heruntersetzt. Das kleine Insekt ernährt sich von Blütenpollen, die der Wind auf das Eis weht, sowie von Algen- und Pflanzenresten.

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    Der Gletscherfloh ist mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen und belegt den zweiten Platz als am höchsten lebendes Tier. Er kann Temperaturen bis -15C° aushalten. 

    Foto von IsotomaTiefenbach, CC BY-SA 3.0 DE

    3. Die Schneeziege

    Schneeziegen oder auch Oreamnos americanus genannt, sind mit ihrem gedrungenen Körperbau eine imposante Erscheinung. Die muskulösen Tiere nutzen ihr weißes Fell als Tarnung und leben in den Gebirgen der Westküste Kanadas und der USA. In den felsigen Gebirgsregionen wagen sie sich auf Höhen von bis zu 5000 Metern hinauf. Bei Wintereinbruch wandern die Tiere wieder in Regionen, die etwas tiefer liegen. Ihr dichtes Fell trotzt Temperaturen von -45C°, im Frühling hängt es in großen Zotteln am Körper herunter. Die bis zu 180 Kilogramm großen und bis zu 140 Kilogramm schweren Tiere ernähren sich von Gräsern, Moosen, Flechten und Blumen. Um alle notwendigen Mineralien zu erhalten, lecken sie Mineralsalze von den Felsen. Fun Fact: Die Schneeziege ist eigentlich gar keine echte Ziege, sondern eine eigene Gattung namens Oreamnos.

    Die Schneeziege wagt sich bis in Höhen von 5.000 Metern und lebt in den Gebirgen der Westküste Kanadas und der USA.

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    4. Das Blauschaf

    Ähnlich wie die Schneeziege lebt auch das Blauschaf unter falschem Namen. Diese Tiere gehören nämlich offiziell zu der Gattung der Ziegen. Auch unter dem Namen Baharal bekannt, lebt das Blauschaf in Höhen zwischen 3000 und 5000 Metern – jedoch wurden Vertreter dieser Gattung auch schon in Höhen von 6500 Metern gesichtet. Der Himalaya sowie einige Gebiete Tibets gehören zu den extremen Lebensräumen dieser Tiere. Die begabten Kletterer ernähren sich von Gräsern, Kräutern und Moosgewächsen. Durch intensive Bejagung hat sich der Bestand von ca. einer Million Individuen im Jahr 1960 stark reduziert. Schätzungen zufolge leben noch maximal 400.000 Tiere in freier Wildbahn. 

    Blauschafe leben im Himalaya und einigen Gebieten Tibets. dort wagen sie sich in höhen bis 6.500 Metern.

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    5. Der Alpensteinbock

    Den Alpensteinbock zieht es nicht ganz so hoch hinauf, er fühlt sich in Höhen bis zu 3500 Metern bereits sehr wohl. Im Sommer wandern die Tiere viel umher und überqueren dabei nicht nur Felsgebiete, sondern auch Graslandschaften und Terrassen. Die Höhe ist für diese Tiere überlebenswichtig, da sie nicht schwitzen können und immer auf der Suche nach kühlen Plätzen sind. Außerdem finden sie in diesen Höhenlagen ausreichend Nahrung für sich und ihre Geißen. Alpensteinböcke ernähren sich von Baumtrieben, Kräutern, Sträuchern und Gräsern. Lediglich im Winter treibt ihn die Kälte in tiefer gelegene Gebiete, die zwischen 1600 und 2800 Metern liegen. 

    Alpensteinböcke bevorzugen höhen bis 3.500 Metern, wandern im Winter jedoch weiter runter auf 2.800 Meter.

    Foto von stock.adobe.com/baptistethurler

    6. Die Gams

    Gämse, auch Rupicapra rupicapra genannt, bevorzugen Gebirgslandschaften mit Höhen von bis zu 2500 Metern. Auch in Deutschland kommen die Tiere in den Alpen, dem Schwarzwald sowie der Schwäbischen Alb vor. Damit sich die Gämse problemlos im Hochgebirge fortbewegen können, helfen ihnen ihre spreizbaren Hufe. Diese sind mit einer hartgummiartigen Sohle versehen, die den Tieren zusätzlichen Halt gibt. Das ermöglicht ihnen Sprünge von zwei Metern Höhe und bis zu sechs Metern Weite. Gämse sind ideal auf das Leben im Hochgebirge und abschüssigem Gelände angepasst, sodass sie sich bis zu 50 km/h schnell fortbewegen können. Damit ihr Körper in solchen Höhenlagen und bei derartiger Anstrengung mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird, haben Gämse einen außergewöhnlich hohen Anteil roter Blutkörperchen im Blut. Zudem ist ihr Herz um einiges größer als beispielsweise das von Rehen. Somit kann es bis zu 200-mal pro Minute schlagen und den Körper bei großer Belastung trotzdem mit ausreichend Sauerstoff versorgen.

    Gämse können in Höhen von 2.500 Metern Geschwindigkeiten von 50 km/h erreichen. Das ermöglicht ihr Körperbau sowie ihr großes Herz, das bis pro Minute bis zu 200 mal schlagen kann. 

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    7. Der Bartgeier

    Mit einem Körpergewicht von sieben Kilogramm und einer Flügelspannweite von 2,9 Metern ist der Bartgeier einer der größten flugfähigen Vögel. Er bevorzugt felsige und unwegsame Regionen der Alpen. Dort ist er in Höhen von 1400 bis 2400 Metern anzutreffen. Als reiner Aasfresser ernährt sich der große Vogel nur von bereits verstorbenen Tieren. So verspeist er auch Knochen von 25 cm Länge am Stück. Der Bartgeier galt in den Alpen durch Bejagung lange als ausgestorben. Im Jahr 1914 wurde die letzte durch den Menschen vorgenommene Tötung dokumentiert. Mittlerweile leben europaweit wieder ca. 200 Bartgeier.

    Der Bartgeier hat eine Flügelspannweite von 2,9 Metern und lebt in höhen bis 2.400 Metern.

    Foto von stock.adobe.com/ondrejprosicky

    Eine Studie soll Klarheit bringen

    Jay Storz, Biologe an der Universität von Nebraska, Lincoln und National Geographic Explorer war bei der Expedition auf dem Vulkan Llullaiaco dabei und hat den Moment miterlebt, als auf 6.700 Metern höhe die Blattohrmaus gesichtet wurde. Im Februar 2020 organisiert Storz daraufhin eine zweite Expedition zu dem Vulkan. Mit seinem Team möchte er gut organisiert und vorbereitet weitere Nagetiere aufspüren. 

    bioRix veröffentlicht im Jahr 2020 die Ergebnisse der zweiten Expedition in einer Studie. Im Vordergrund steht die Suche nach Antworten darauf, wie es Tieren gelingt, sich derart lebensfeindlichen Bedingungen anzupassen. Die Forscher erhoffen sich dadurch auch Ergebnisse, deren Erkenntnisse sie für den Menschen nutzen können. Man erhofft sich, Menschen mit niedrigem Sauerstoffgehalt im Blut und Problemen bei der Sauerstoffversorgung helfen zu können. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass „das allgemeine Dogma … über die Anpassung an die chronische Hypoxie in großer Höhe von den Organismen ignoriert wurde, die sich als am besten geeignet für das Leben in solchen Umgebungen erwiesen haben".
    Der Fang der Blattohrmaus auf dem Llullaillaco lässt vermuten, dass die physiologische Toleranz sowie die Höhengrenzen kleiner Säugetiere bisher unterschätzt wurde. Zu diesem Schluss gelangt die Studie aus zwei Gründen:

    1. Die höchsten Gipfel der Welt sind bis heute noch größtenteils unerforscht. Demnach können keine zuverlässigen Aussagen darüber getroffen werden, ob und wenn ja, welche Tiere dort leben. 
    2. Derartige zoologische Sammelreisen sind an die örtlichen Straßen gebunden und werden schon dadurch in ihrem Gebiet stark eingegrenzt. „Folglich sind die oberen Verbreitungsgrenzen vieler Wirbeltiertaxa nicht genau abgegrenzt, und mutmaßliche Höhenaufzeichnungen für viele Taxa existieren als unbestätigte Sichtungen oder Berichte in Bergsteigerexpeditionsberichten und nicht als Belegexemplare in Museumssammlungen.“

    Dann können wir uns in Zukunft vielleicht auf weitere Entdeckungen und Überraschungen aus luftigen Höhen freuen – und auf neue Erkenntnisse zur Hypoxie.

    Cover National Geographic 9/24

    Foto von National Geographic

    Noch mehr interessante Reportagen zu den Themen Natur und Umwelt finden Sie in der aktuellen Ausgabe NATIONAL GEOGRAPHIC Magazin 7/24.

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