Historische Entscheidung für Afrikas letzte Pinguine

Tierschützer in Südafrika haben für den Brillenpinguin geklagt – und noch vor Verhandlungsstart eine Einigung erzielt. Im Land müssen nun umfassende Schutzzonen für die vom Aussterben bedrohten Wasservögel eingerichtet werden.

Von Nina Piatscheck
Veröffentlicht am 19. März 2025, 10:11 MEZ
Pinguin auf großem Felsen

Die Einigung, die Tierschützer erstritten haben, soll das Aussterben der putzigen Tiere verhindern. 

Foto von Joel Herzog auf Unsplash

Es war ein großer Tag für den Tierschutz in Südafrika – und für den Brillenpinguin erst recht: Am 17. März haben die NGOs BirdLife South Africa und SANCCOB (Südafrikanische Stiftung für den Erhalt der Küstenvögel) sich mit dem Ministerium für Forstwirtschaft, Fischerei und Umwelt geeinigt und Schutzzonen für die letzte afrikanische Pinguinart erstritten. Die Einigung kam am Vorabend einer für drei Tage angesetzten Verhandlung vor dem Obersten Gerichtshof in Pretoria: Die NGOs hatten das Ministerium verklagt, da dieses ihrer Auffassung nach zu wenig für den Schutz der Tiere unternommen hatte.

Der Vergleich wurde einen Tag später vor Gericht bestätigt und ist nun rechtskräftig. Um sechs verbliebene Brutkolonien der Vögel müssen jetzt Sperrzonen für die Fischerei eingerichtet werden. Hier dürfen keine Anchovis und Sardinen mehr gefangen werden – die Hauptnahrung der Pinguine. Das Ministerium hat zwei Wochen Zeit, um die Umsetzung der Sperrzonen sicherzustellen und die Genehmigungsbedingungen für Fischereien anzupassen.

Langer Streit, Einigung mit Einschränkungen

Die Tierschützer hatten seit Jahren mit dem Ministerium gestritten. 2022 wurden dann zwar testweise Schutzzonen eingerichtet, diese waren jedoch nach Auffassung von SANCCOB nicht ausreichend. Nach vielen Jahren erfolgloser Verhandlungen und Gesprächen hatten die Organisationen im März 2024 geklagt. „Wir sahen uns zu diesem Schritt gezwungen“, sagt Nicky Stander, Head of Conservation bei SANCCOB. „Das Ministerium hat seine verfassungsrechtlichen und gesetzlichen Verpflichtungen, um die Art zu schützen, über Jahre nicht erfüllt.“

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Einige Kompromisse mussten die NGOs jedoch eingehen. So gilt die Regelung für zehn Jahre – und nicht, wie von den Wissenschaftler*innen gefordert, dauerhaft. Nach sechs Jahren sollen die Ergebnisse geprüft werden. Es besteht also die Möglichkeit, dass die Schutzmaßnahmen wieder gelockert werden. Außerdem sind einige Sperrzonen kleiner als gefordert. 

Ein großer Gewinn für den Tierschutz ist die Entscheidung aber allemal. „Die neue Anordnung ist ein bedeutender Schritt in unserem Kampf, den Afrikanischen Pinguin vor dem Aussterben zu bewahren“, sagt Stander. Die Vereinbarung zeige auch, wie viel man gemeinsam erreichen könne. Alistair McInnes, Programmleiter für den Schutz von Seevögeln bei BirdLife South Africa, nennt sie einen Meilenstein – nicht nur für Pinguine. „In diesem Fall ging es in erster Linie darum, die Überlebenschancen der einzigen Pinguinart Afrikas zu verbessern. Die Auswirkungen dieser Sperrzonen werden aber auch anderen Meeresraubtieren zugutekommen, zum Beispiel Kap-Tölpeln und Kap-Kormoranen.“

97 Prozent der Populationen verschwunden

Der Brillenpinguin (Spheniscus demersus) ist der einzige noch in freier Wildbahn lebende Pinguin auf dem afrikanischen Kontinent – und heißt deshalb in englischer Sprache African Penguin. Neben wenigen kleineren Brutkolonien in Namibia befinden sich alle anderen Kolonien an der Küste von Südafrika. Im Herbst 2024 hat die Weltnaturschutzunion IUCN die Art auf der Roten Liste bedrohter Tierarten als vom Aussterben bedroht eingestuft. 

Der Bestand der Tiere geht seit Jahren dramatisch zurück. 2018 wurden noch über 15.000 Brutpaare gezählt, 2023 waren es weniger als 9.000. Eine dramatische Entwicklung, die noch deutlicher wird, wenn man sie mit mehr zeitlichem Abstand betrachtet: Seit 1956 sind 97 Prozent der Populationen verschwunden.

Dafür, dass dieser Trend aufgehalten wird, war der gerichtliche Vergleich nach Angaben der Tierschützer unerlässlich. „Wir retten auf unseren Stationen Tiere, die mit Öl verschmiert oder verletzt sind, brüten Eier von verlassenen Nestern aus und entlassen die Tiere wieder in die Freiheit“, sagt Stander. „Das alles bringt aber nichts, wenn die Pinguine dann im Meer nichts zu fressen finden.“

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