So funktioniert tierischer Unterwassersex
Mit Geschwindigkeit, dem richtigen Winkel und Geschicklichkeit meistern Tiere die Herausforderungen der Paarung im Wasser.

Sex stellt für Wasserlebewesen oft eine besondere Herausforderung dar.
Schließlich ist es ja schon schwierig, nur auf einem Schlauchboot zu stehen – und das versucht noch nicht mal wegzuschwimmen.
Wie schaffen es also Tiere, den Herausforderungen der Physik beim Unterwassersex zu trotzen?

Flotte Wale und Delfine
Die erste Schwierigkeit bei der Paarung im Wasser besteht schon darin, die Körperteile aller Beteiligten richtig auszurichten. „Anders als auf dem Land, wo es physische Barrieren gibt, gibt es im Ozean keine richtige Hebelwirkung. “, sagt die Meeresbiologin Dara Orbach von der Dalhousie Universität in Nova Scotia. Und da Wale, Delfine und Schweinswale „keine Körperglieder haben, um einander festzuhalten“, seien die Körperhaltung und der Winkel wichtig, erzählt sie.
Eine Bauch-an-Bauch-Paarung könnte es Männchen ermöglichen, die Weibchen hochzudrücken und die Wasseroberfläche als eine Art Barriere zu nutzen. Wenn dagegen beide in dieselbe Richtung schauen, „lenkt das Männchen seinen Penis um das Weibchen herum“, sagt Patricia Brennan. Sie ist Evolutionsbiologin an der Mount Hoyoke Universität und eine Mitarbeiterin von Orbach.
„Die Männchen können ihre Penisse wirklich ziemlich bewegen“, sagt Brennan. Diese unglaubliche Kontrolle benötigen sie, um effektiv durch die komplexe Vaginalstruktur der Weibchen zu manövrieren. Laut Orbach können einige Arten von Delfinen Vaginen mit zahlreichen Falten haben. Diese könnten sich entscheidend darauf auswirken, ob es das Sperma eines Männchens bis zum Ei schafft oder in einer Sackgasse endet.
Der Delfinpenis ist fibroelastisch. Das bedeutet, dass der Schwellkörper voller Collagen und Elastin ist und damit sehr schnell anschwellen kann. Dieses Design kann der Widerstandskraft des Wassers vermutlich besser standhalten, sagt Orbach.
Die eigentliche Paarung dauert nur wenige Momente – aus gutem Grund. Die natürliche Selektion favorisiert vermutlich Männchen, „die ihr Sperma sehr schnell ausstoßen können“, da die Position im Wasser schwer zu halten ist und Delfine zum Atmen an die Oberfläche müssen.
Liebesbisse von Haien
Männliche Haie befruchten die Weibchen mit einem ihrer zwei Spermienübertragungsorgane, den sogenannten Klaspern. Als erstes müssen sie die Weibchen aber zu fassen kriegen.
Da sie Haie sind, nutzen sie dafür ihre Zähne.
„Das Männchen beißt in die Flossen [des Weibchens] um sicherzugehen, dass es sich an ihr festhalten kann“, sagt Brennan. Weibchen haben deutlich dickere Haut als Männchen und können dem Ansturm daher standhalten.
Haie müssen außerdem ständig in Bewegung bleiben, um zu atmen. Die Paarung muss also an einem Ort stattfinden, an dem eine ausreichend starke Strömung über die Haikiemen fließt, damit sie nicht ersticken.
Schildkröten: Gut festhalten!
Meeresschildkröten haben riesige Panzer, die ein weiteres Hindernis für die Paarung darstellen.
Dieses Problem umgehen die Männchen wortwörtlich. Die gepanzerten Reptilien haben Kloaken, also einen gemeinsamen Körperausgang für die Fortpflanzung und Ausscheidung. Der Penis des Männchens kommt aus dessen Kloake, schiebt sich unter den Panzer des Weibchens und hinein in deren Kloake.
Das Ganze ist keine sonderlich private Angelegenheit. „Die Männchen haben spezielle Krallen an ihren Vorderflosse, mit denen sie sich am Weibchen festhaken“, sagt Marah Hardt, Marinebiologin und Autorin des Buches Sex in the Sea. Dort bleiben sie, während andere Männchen energisch versuchen, ebenfalls an das Weibchen heranzukommen.
Flusspferne in der Wasserwaage
Für Flusspferde ist Sex im Wasser tatsächlich einfacher als an Land. Der Auftrieb erleichtert ihre massigen Körper, die eine Landpaarung erschweren würden.
Ein ausgewachsenes männliches Flusspferd kann schließlich bis zu anderthalb Tonnen wiegen. Die Weibchen gebären auch im Wasser, was hilfreich ist, wenn schon das Baby 50 Kilogramm auf die Waage bringt.
Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.
