Brydewal: das Phantom der Meere

Er lässt sich selten blicken - noch seltener fotografieren. Der Brydewal ist trotz seiner Größe ein verblüffend wendiger Jäger, der allein oder in kleinen Gruppen schwimmt und bis zu 300 Meter tief taucht.

Von Jennifer S. Holland
bilder von Doug Perrine
Foto von Doug Perrine

Der Pazifik vor der mexikanischen Küste brodelt. Tausende von Makrelen drängen sich unter der Oberfläche, zusammengetrieben von Marlinen und Seelöwen. Plötzlich schießt aus der Tiefe ein riesiger schlanker Jäger empor: ein Brydewal. Mit weit geöffnetem Maul und geblähtem Kehlsack stürzt er sich in den Fischschwarm. Als sich seine mächtigen Kiefer schließen, quillt ein Schwall von Luftblasen über seine Lippen.

Benannt wurden diese Meeressäuger vor fast 100 Jahren nach dem norwegischen Walfänger Johan Bryde (gesprochen: „Brüde“). Brydewale werden mit zwölf bis 15 Meter Länge nur halb so groß wie ihre Verwandten, die Blauwale. Wie diese filtern sie ihre Nahrung mit Barten im Maul aus dem Wasser. «Anders als die eher gemütlich aussehenden Arten der Gattung Balaenoptera begnügen sich die Brydewale aber nicht mit Plankton», sagt der Fotograf Doug Perrine. «Sie sind wendige Jäger.» Perrine hatte eigentlich Marline beobachten wollen, als die Wale erschienen. «In ihrer Gegenwart zu tauchen», beschreibt er, «das ist wie im Nebel auf einem Bahngleis zu stehen. Du weißt, dass jeden Augenblick ein Schnellzug heranrasen kann. Du hast aber keine Ahnung aus welcher Richtung. Und du kannst ihn auch nicht hören.»

Es gibt kaum gesichertes Wissen über Brydewale. Da sie keine dicke Schicht aus wertvollem Fett besitzen, wurden sie nur selten gejagt. Außerdem sind sie schwer aufzuspüren. Sie schwimmen allein oder in kleinen Gruppen im Meer und tauchen bis zu 300 Meter tief. Gesichtet werden sie – wenn überhaupt – meist in tropischen Gewässern, wo sich Paarungspartner mit tiefen, brummenden Rufen über große Entfernungen finden. Über ihre Wanderungen und ihr Verhalten ist allerdings nur wenig bekannt – was eine unverhoffte Begegnung mit einem Brydewal im riesigen blauen Ozean noch spannender macht.

(NG, Heft 02 / 2012, Seite(n) 132 bis 143)

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