Die Makaken von Marokko

Mehr als ein Jahr lang beobachtete der Fotograf Francisco Mingorance die Berberaffen in den Bergen Nordafrikas. Wilderer bedrohen den Bestand dieser ungewöhnlichen Tierart.

Von Rachel Hartigan
bilder von Francisco Mingorance
Foto von Francisco Mingorance

Den Kopf mit den abstehenden Ohren auf den linken Arm gestützt, die Augen in die Ferne gerichtet – so sitzt er da mit seinem dicken rostbraunen Fell und grüblerischer Miene. „Der Denker“ nannte Francisco Mingorance den Berberaffen, den er in einem winterlichen Ahornbaum im Mittleren Atlasgebirge aufspürte. „Er hat mich lange gemustert und wirkte irgendwie überrascht“, erzählt der spanische Fotograf. Mehr als ein Jahr hat Mingorance in den Bergen Marokkos die einzigen afrikanischen Affen, die nördlich der Sahara leben, beobachtet. Von den weltweit 22 Makakenarten kommen nur die Berberaffen (Macaca sylvanus) außerhalb Asiens vor. Ihr Verbreitungsgebiet ist auf einzelne Waldgebiete in Marokko und Algerien begrenzt. In Gibraltar gibt es zudem einen halbwilden Bestand.

Die schwanzlosen Affen mit dem rosa-beigefarbenen Gesicht sind stark gefährdet. Schon in früherer Zeit, als sie noch weiter verbreitet waren, wurden sie gejagt, um sie als Haustiere zu verkaufen. Skelettreste der Tiere fanden sich in der Asche von Pompeji, aber auch tief in einer altägyptischen Katakombe und unter einem irischen Hügel, auf dessen Kuppe die Könige von Ulster in der Bronzezeit Hof hielten. Nach Schätzungen von Naturschützern fangen Wilderer heute in Marokko pro Jahr etwa 300 Jungtiere und verkaufen sie illegal nach Europa. Inzwischen gibt es nur noch etwa 6000 Berberaffen, allein 4000 bis 5000 in Marokko.

Mingorance hat vor allem das Sozialverhalten der Affen beeindruckt. „Sie gehen mit ihrem Nachwuchs fast so liebevoll um wie Menschen“, sagt er. „Eine Mutter hielt ihr totes Kind vier Tage lang in den Armen, ehe sie es mit allen Anzeichen von Trauer verließ.“ Auch die Männchen verbringen viel Zeit mit den Kindern – selbst wenn sie nicht wissen, ob sie der Vater sind – und knüpfen mit ihrer Hilfe soziale Kontakte. „Sandwich-Beziehung“ nennt Bonaventura Majolo, Gründer einer seit 2008 laufenden Artenstudie, die Interaktion, bei der sich zwei Männchen um ein Jungtier kümmern, es herumtragen und beschmatzen. Nicht ohne Eigennutz: Männchen, die im Frühling solche Triaden miteinander haben, helfen sich in der Paarungszeit gegenseitig häufiger bei aggressiven Auseinandersetzungen.

(NG, Heft 11 / 2014, Seite(n) 118 bis 127)

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