Schwarzanglerfisch: Monster aus der Tiefsee

Kalifornische Forscher untersuchen erstmals einen lebenden Schwarzanglerfisch.

Von Jane J. Lee
bilder von Mbari 2014
Foto von Mbari 2014

Diesen erstaunlichen Anglerfisch der Gattung Melanocetus beobachteten Forscher des MBARI mit einem ferngesteuerten Fahrzeug rund 580 Meter unterhalb der Oberfläche der Monterey Bay im November 2014.

Mit seinem klaffenden Schlund, messerscharfen Zähnen und seinem leicht entsetzten Gesichtsausdruck scheint der Schwarzangler für das Rampenlicht gemacht zu sein. Im November vergangenen Jahres gelang es Wissenschaftlern des Monterey Bay Aquarium Research Institutes (MBARI) ein Exemplar dieser Spezies zu filmen und lebend zu fangen. Sie erhoffen sich nun neue Erkenntnisse über die geheimnisvolle Spezies.

Während einer Erkundungstour durch die Unterwasserschluchten der Monterey Bay entdeckten die Forscher mit einem ferngesteuerten Tauchroboter den neun Zentimeter langen Fisch. Es gelang ihnen, das Tier aus 580 Metern Tiefe an die Wasseroberfläche zu bringen und in das Forschungszentrum des Monterey Bay Aquariums zu transportieren, wo es seitdem überwacht wird.

Für die Forscher ist dies ein Glücksfall, denn ein lebendiger Schwarzanglerfisch verrät den Wissenschaftlern wesentlich mehr als die Obduktion eines toten Exemplars. Der Tiefsee-Ökologe Bruce Robinson sagt: "Unser Ichthyologe war überrascht, wie der Fisch seine Rückenflossen zum Schwimmen einsetzt. Niemand hat das je zuvor gesehen.“ Zudem scheint der Schwarzanglerfisch mehr zu atmen als erwartet.

Dunkles, kaltes Zuhause
Derzeit lebt das Tier – ein Weibchen - in einer Dunkelkammer, die mehr an einen begehbaren Tiefkühlschrank als an ein steriles Labor erinnert. Die isolierten Wände und der Lichtmangel simulieren den dunklen, kühlen Lebensraum des Schwarzanglerfischs. Bruce Robinson und seine Kollegen werden mit weiteren Untersuchungen warten, bis der Fisch sich an sein neues Umfeld gewöhnt hat.

Die interessanteste Frage für den Tiefsee-Ökologen ist, ob Schwarzanglerfische – ähnlich wie Haie – elektromagnetische Felder erspüren können. Das wäre durchaus vorstellbar, denn die Spezies hat schlechte Augen. Zudem wollen die Wissenschaftler erforschen, ob Schwarzanglerfische den leuchtenden Köder auf ihren Köpfen dauerhaft nutzen, oder ob es bestimmte Illuminationsmuster gibt.

Das Tiefsee-Mysterium
Noch ist wenig über den Schwarzanglerfisch bekannt, der zur Gattung der Melanocetidae gehört. Selbst über seine Lebenserwartung können die Wissenschaftler keine endgültigen Angaben machen. Was man weiß, ist, dass die Männchen parasitär leben. Sie müssen so schnell wie möglich ein Weibchen finden, um zu überleben. "Die Weibchen werden etwas so groß wie ein Baseball, die Männchen sein deutlich kleiner. Hat der Schwarzanglerfisch eine Partnerin gefunden, beißt er sich an ihr fest und das Gewebe beider Tiere beginnt miteinander zu verwachsen“, sagt Bruce Robinson.

"Das Männchen versorgt das Weibchen mit Spermien, dafür bekommt es ausreichend Nährstoffe.“ An dem gefangenen Exemplar hatten sich noch keine Männchen festgebissen, doch bei anderen Anglerfischarten konnte der Wissenschaftler bis zu elf Männchen an einem Weibchen zählen.

Das MBARI
Das Monterey Bay Aquarium Research Institute wurde 1987 von David Packard gegründet. Rund 220 Wissenschaftler, Ingenieure, Techniker sowie Verwaltungs- und Betriebsangestellte sind dort beschäftigt. Zu den Forschungsschwerpunkten des Instituts zählen Themenbereiche wie Molekularbiologie, Biolumineszenz, Prozesse an Meeresböden und in Meeresschluchten sowie globale Klimaveränderungen. Im Jahr 2013 unternahm des Institut beispielsweise Expeditionen im nordwestlichen Pazifik, im Süden Kaliforniens und in der Arktis.

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