Vier Ökodörfer und ihre Besonderheiten

Zusammen wohnen und arbeiten, auf nachhaltige Art und Weise: So sieht das Leben in Ökodörfern aus. Wir stellen vier Gemeinschaften in einem Steckbrief vor.

Von Kathrin Fromm
Veröffentlicht am 7. Feb. 2018, 12:39 MEZ
Gemeinschaft Tempelhof
Die Gemeinschaft Tempelhof hat im Landkreis Schwäbische Hall ein kleines Dorf gekauft und setzt dort auf Nachhaltigkeit.
Foto von Gemeinschaft Tempelhof

Wo ist das?
Im baden-württembergischen Kreßberg, einer Gemeinde im Landkreis Schwäbisch Hall.
Wer lebt da?
100 Erwachsene mit 45 Kinder und Jugendliche.
Was gibt es da?
Auf dem Gelände des kleinen Dorfs, das die Gemeinschaft 2010 gekauft hat, gibt es mehrere Wohngebäude, Werkstätten, eine Mehrzweckhalle mit Bühne, eine Großküche, einen Hofladen, ein Café, ein Gästehaus für Seminarteilnehmer, eine freie Schule und viel Natur.
Was ist besonders?
Das Earthship, ein Haus aus natürlichen und recycelten Baustoffen, das in Bezug auf Energie und Wasser völlig autark ist. Die Wände bestehen aus alten, mit Erde gefüllten Autoreifen, die Fenster aus Flaschen, auf der Südseite sorgt eine Glasfront für Wärme und Licht. Das Earthship in Tempelhof ist das erste deutschlandweit. 22 Menschen nutzen die Gemeinschaftsräume dort zum Duschen, Kochen und Zusammensitzen. Geschlafen wird in Bauwagen und Jurten drumherum.

Ein Haus aus Müll und Naturstoffen: Das erste Earthship Deutschlands zieht die Besucher an.
Foto von Gemeinschaft Tempelhof

Wo ist das?
Im Städtchen Schönsee im Naturpark Oberpfälzer Wald, ganz im Osten Bayerns, sechs Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt.
Wer lebt da?
Die Nature-Community-Gemeinschaft mit ihren 22 Genossenschaftlern. Vor Ort seien es aber meistens mehr Menschen, so 40 bis 50, schätzt Eno Bosch, einer der Genossenschaftler.
Was gibt es da?
Ein 50 Jahre altes Feriendorf mit 22 Bungalows und fünf weiteren Gebäuden, darunter ein Haus mit Seminarräumen sowie ein Festsaal. Die Gemeinschaft ist erst vor zwei Jahren dort eingezogen und noch dabei die Gebäude in Ökobauweise zu sanieren und Hochbeete anzulegen.
Was ist besonders?
Die Gemeinschaft führt das ehemalige Hotel als Gästehaus weiter – mit bayerischem Ambiente, Wellness-Bereich und durchweg veganer Küche. „Vegane Ernährung ist die Grundlage für einen nachhaltigen Lebensstil“, sagt Eno Bosch. Die Gäste können an einem Seminar teilnehmen, aber auch einfach zum Wandern und Entspannen kommen. Die meiste Arbeit in Service, Küche und Garten übernehmen die Community-Bewohner.

Wo ist das?
In der Altmark in Sachsen-Anhalt. Genauer: in der Gemeinde Beetzendorf, im Ortsteil Poppau.
Wer lebt da?
100 Erwachsene mit 40 Kindern und Jugendlichen.
Was gibt es da?
Einen umgebauten Bauernhof, der als Seminarzentrum dient. Dort finden Workshops und Vorträge statt, zum Großteil geleitet von den Bewohnern. Die Themen reichen von Musik-Improvisation über Strohbau bis zu gewaltfreier Kommunikation. Gewohnt wird in elf selbst gebauten Niedrigenergiehäusern mit Sonnenkollektoren für warmes Wasser und Heizung auf dem Dach. Außerdem gibt es in Sieben Linden ein Meditationshaus, eine Holzwerkstatt, einen Pferdestall sowie Gärten und Wäldern.
Was ist besonders?
Sieben Linden ist das wohl bekannteste Ökodorf in Deutschland. 1997 zogen die ersten 15 Bewohner in Bauwagen auf das Gelände. Die Gemeinde Poppau pflanzte als Willkommensgeschenk sieben junge Linden entlang des Zufahrtswegs, daher der Namen. „Wir sind ein Modelldorf für klima- und ressourcenschonenden Lebensstil. Wir forschen, experimentieren und geben unser Wissen weiter“, sagt Gabi Bot, die der Kleingruppe  Öffentlichkeitsarbeit angehört. Die in Sieben Linden viel genutzte Strohballen-Bauweise sei zum Beispiel inzwischen Standard und habe es schon bis zur DIN-Norm gebracht.

BELIEBT

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    Im Ökodorf Sieben Linden sorgen Sonnenkollektoren auf dem Dach für warmes Wasser und Heizung (hier das Gemeinschaftshaus mit Seminarzentrum).
    Foto von Ökodorf Sieben Linden

    Wo ist das?
    Am nördlichen Rand des Thüringer Waldes. Weimar und Erfurt sind jeweils nur etwa 20 Kilometer entfernt.
    Wer lebt da?
    Um die 60 Menschen, meistens rund 35 Erwachsene und 25 Kinder. Die Verteilung schwanke immer wieder, so Lea Hinze, die auf Schloss Tonndorf für Kultur zuständig ist.
    Was gibt es da?
    Die Gemeinschaft wohnt seit 2005 im Schloss, das zuvor 30 Jahre lang ein Pflegeheim war, und im umgebauten Landhaus. Daneben gibt es eine Catering-Küche, eine Imkerei, einen Waldkindergarten und mehrere Werkstätten. Außerdem gehören Gärten, Streuobstwiesen, Weiden und Wälder zum Anwesen.
    Was ist besonders?
    Die Bewohner wollen Kultur- und Naturschutz gleichrangig fördern, schließlich reicht die Geschichte von Schloss Tonndorf bis ins Mittelalter zurück. „Die ältesten Mauern sind rund 950 Jahre alt“, betont Lea Hinze. Die Anlage soll für die Öffentlichkeit wieder zugänglich sein, zum Beispiel beim Sonntagscafé und zum Tag des offenen Denkmals.

    Ein Artikel über eine Öko-Genossenschaft in Mecklenburg steht in der Ausgabe 2/2018 des National Geographic Magazins (und hier). Jetzt ein Magazin-Abo abschließen!

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