Von illegaler Abholzung zu nachhaltigen Lösungen
Die Arbeit einer Organisation in Afrika zeigt, dass Umweltschutz vielerorts vor allem Gesprächsbereitschaft und maßgeschneiderte Lösungen verlangt.
Als der National Geographic Explorer Hans Cosmas Ngoteya aus Tansania vor vier Jahren begann, im Bereich Umweltschutz zu arbeiten, verstand er nicht, warum jemand in einem Nationalpark Tiere töten oder Bäume abholzen würde.
„Warum sollte jemand ohne Grund Bäume fällen?“, dachte er damals. „Warum sollte jemand ohne Grund losgehen und Tiere wildern?“
Ngoteya arbeitet mit Dörfern rund um den Katavi-Nationalpark zusammen. Der große Park im Westen des Landes wird derzeit noch nicht von so vielen Touristen besucht wie bekanntere Parks, darunter der Serengeti-Nationalpark. Ohne den Tourismus stehen den Gemeinden bei Katavi aber nur eingeschränkte wirtschaftliche Möglichkeiten zur Verfügung. Die meisten Menschen sind für ihren Lebensunterhalt auf Vieh angewiesen. Viele züchten Rinder vor ihren kleinen Häusern und halten sich Hühner und Enten.
„Die Natur ist das, was immer für uns sorgt“, erzählten die Einheimischen Ngoteya. „Wenn ihr uns Grenzen für den Zugang zur Natur auferlegt, ist das so, als würdet ihr uns Grenzen für unser Leben auferlegen.“
Das Vordringen der Menschen in geschützte Gebiete kann viele Gestalten annehmen. Am bekanntesten ist vermutlich die Jagd auf Tiere, entweder für ihr Fleisch oder aus finanziellen Gründen. Aber auch das Fällen von Bäumen ist weit verbreitet, insbesondere im Falle der gefährdeten Bestände der Mninga- und Mpodo-Bäume. Wer gegen Naturschutzauflagen verstößt, wird für gewöhnlich immer in dieselbe Kategorie gesteckt: Kriminelle. Ngoteya hat aber gelernt, dass hinter den Taten ganz verschiedene Beweggründe stecken können.
„Wenn man auf der Seite der Natur dort hinkommt, ist man kein Freund.“
Der erste Schritt bestand für Ngoteya darin, das Vertrauen der Gemeinden zu gewinnen. Jahrelang kam es zu Anklagen und Festnahmen, weil Umweltschützer das Leben der wilden Tiere und Pflanzen über das der Einwohner gestellt hatten. Dementsprechend waren die Dorfbewohner gegenüber VIMA, dem Projekt Ngoteyas, das Umweltschutzpädagogik und alternative Optionen für den Lebensunterhalt vermitteln will. Sie vermuteten sogar, dass Ngoteya als Informant für den Park arbeiten könnte. „Wenn man auf der Seite der Natur dort hinkommt, ist man kein Freund“, sagt er.
Ngoteyas auf die Gemeinden ausgerichteten Methoden zur Wildbewirtschaftung sind auch bei größeren Umweltschutzgruppen wie dem WWF beliebt. Lisa Steel, die Abteilungsdirektorin des WWF für Afrika und Madagaskar, sagt, dass sie gern sehen würde, wie lokale Gemeinden „die Macht haben, ihre eigene Vision umzusetzen“. Im Gegensatz zu Ngoteya konzentriert sich Steel bei ihrer Arbeit auf Gebiete, die nicht durch den Nationalparkstatus geschützt sind, aber dennoch ein nachhaltiges Management benötigen. Sie weiß, dass es nicht reicht, den Gemeinden nur zu sagen, dass sie die natürlichen Ressourcen in ihrem Umkreis nicht benutzen sollen. Stattdessen hilft der WWF den Einheimischen eher dabei, „in lebenden Wildtieren mehr Wert als in toten zu sehen“.
Ngoteya hat sich an einem ähnlichen Ansatz versucht. Im Laufe des letzten Jahres hat sich VIMA vor allem dem Problem der illegalen Abholzung in Katavi gewidmet. Zunächst versuchte Ngoteya herauszufinden, warum die Menschen die Bäume fällten. Wie sich herausstellte, war es eine Frage der Notwendigkeit: Die Leute brauchten Feuerholz.
Ngoteya arbeitete mit der Oxford University zusammen, um Daten über den Erfolg der VIMA-Umweltschutzprojekte zu sammeln, wobei drei Größen gemessen wurden: Wissen, Einstellung und Verhalten. Durch VIMAs pädagogische Programme – wie eines, bei dem die einheimische Jugendliche in Katavi mit den Park-Rangern sprachen – verbesserte sich das Wissen und die Einstellung der Dorfbewohner. Auch das Verhalten änderte sich, allerdings nicht so, wie Ngoteya das gehofft hatte.
Einerseits wurde eine Baumschule im Dorf so beliebt, dass die Nachfrage an Setzlingen das Angebot überstieg. Andererseits begann die Gemeinde, Holzkohle zu kaufen, um das Feuerholz zu ersetzen. Im Endeffekt bezahlten sie also nur jemand anderen dafür, die Bäume für sie zu fällen.
Um das Problem wirklich zu lösen, musste Ngoteya eine nachhaltige Alternative anbieten.
„Momentan arbeiten wir mit der Idee, ein Biogas-System zu etablieren, das mit Kuhdung betrieben wird“, erzählt er. „Wenn wir ihnen jetzt also sagen, dass sie keine Bäume fällen sollen, haben wir eine Alternative für sie. Benutzt jetzt einfach das. Es ist nicht teuer, es ist nur eure Kuh und ihr könnt sie nutzen, um Energie zu gewinnen.“
Mit seinem datengestützten Ansatz kann Ngoteya auf Veränderungen in den Resultaten seines Umweltschutzprogramms reagieren und die effektivsten Strategien herausstellen, um das Verhältnis zwischen den Menschen und der Natur zu verbessern. Er hofft, dass seine Langzeitmethoden zu einem besseren Schutz der Tiere und Wälder des Katavi-Nationalparks führen werden – und zu nachhaltigen Lösungen für die Dörfer rund um den Park.
Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.