Schwimmende Schätze: 5 gute Gründe Wale zu schützen
Wale sorgen für enorme Klimavorteile. Schutzmaßnahmen würden weit mehr Gewinn als Kosten erbringen. Studien haben den Nutzen der Meeressäuger nun endlich quantifiziert.
Der Wert der Wale für den Umweltschutz und die Wirtschaft wird weltweit unterschätzt. Neben ihrem ökonomischen Nutzen als Touristenattraktion sind die majestätischen Riesen auch noch echte Klimaschützer.
Wale sind majestätische Riesen – und bares Geld wert. Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben herausgefunden, dass sie einen messbaren Beitrag zur Minderung der Folgen des Klimawandels leisten. Das Team unter Leitung des Wirtschaftswissenschaftlers Ralph Chami hat auf Grundlage neuerer wissenschaftlicher Studien den Nutzen quantifiziert, den die Tiere für die Umwelt erbringen.
Ihre Ergebnisse: Würde die Walpopulation wachsen, insbesondere die der großen Arten wie Blau-, Buckel- und Zwergwale, dann könnte eine enorme Menge Kohlendioxid aus der Atmosphäre gebunden werden.
Wale absorbieren CO2
Während des 20. Jahrhunderts dezimierte der kommerzielle Walfang die einstige Gesamtpopulation um rund 80 Prozent auf heute nur noch 1,3 Millionen Exemplare. Würde die Population wieder ihre einstige Größe erreichen, dann könnten Wale schätzungsweise 1,7 Milliarden Tonnen Kohlenstoff pro Jahr binden.
Ein Wal absorbiert CO2 auf unterschiedliche Weise. Etwa 33 Tonnen binden ihre riesigen Körper (zum Vergleich: Ein Baum nimmt etwa 22 Kilo pro Jahr auf). Stirbt ein Wal, so landet es mit dem Kadaver auf dem Meeresgrund und lagert dort für Hunderte von Jahren. Und das ist nicht alles: Die Ausscheidungen des Wals enthalten Stickstoff, Phosphor und Eisen, die dazu beitragen, das Wachstum von Phytoplankton anzuregen – Meeresalgen, die der Atmosphäre durch Photosynthese Kohlenstoff entziehen. Insgesamt, schätzen Chami und seine Kollegen, dürfte jeder Wal im Lauf seines Lebens eine wirtschaftliche Leistung von rund 1,8 Millionen Euro erbringen, wenn wir seinen Wert für die Ökologie zu dem addieren, der durch sonstige Aktivitäten entsteht – Whale Watching oder die Aufrechterhaltung der Nahrungskette, die die Fischereiindustrie nutzt. Wale, sagt Chami, sind „ein internationales Gemeingut“.
Kostbares Gemeingut
Wale kommen in allen Weltmeeren vor. Laut IWF-Bericht sorgen sie weltweit für Klimavorteile. Ihren Wert in Zahlen darzustellen, ist nötig. Nur wenn alle Akteure verstehen, welch hohen Geldwert sie besitzen, verstehen sie, dass Schutzmaßnahmen weit mehr Gewinn als Kosten erbringen. Wale sind ein Gemeingut von hohem wirtschaftlichem Wert.
5 Dinge, die Wale weltweit für die Umwelt tun:
Nahrung
Während ihres Lebens tragen Wale dazu bei, die Nahrungsketten der Meere gesund zu erhalten. Damit unterstützen sie das Wachstum der Fischbestände, was wiederum der Fischindustrie zugutekommt.
Fortpflanzung
Viele Wale wandern zur Fortpflanzung von nährstoffreichen in nährstoffärmere Gebiete. Hier setzen sie vor allem Harnstoff frei. Die stickstoffreiche organische Substanz, regt zusammen mit der Sonneneinstrahlung das Wachstum des Phytoplanktons an.
Phytoplankton
Wale tauchen, um Nahrung zu finden, sie kommen an die Oberfläche, um zu atmen. Dort treiben sie auch ihren Kot aus, der reich an Stickstoff, Phosphor und Eisen ist und als Nahrung für Phytoplankton dient.
Kohlenstoff
Alle Lebewesen bestehen aus Kohlenstoffmolekülen. Während ihrer Lebensdauer fungieren sie als CO2-Speicher. Je größer sie sind und je länger sie leben, desto mehr Kohlenstoff speichern sie.
Meeresgrund
Wenn große Meeressäuger sterben, sinken sie auf den Meeresgrund. Die große Menge an Kohlenstoff, die in ihren Kadavern enthalten ist, unterstützt dortige Ökosysteme und wird in die marinen Sedimente eingebaut.
Der Artikel wurde in voller Länge in der November 2020-Ausgabe des deutschen National Geographic Magazins veröffentlicht. Keine Ausgabe mehr verpassen und jetzt ein Abo abschließen!