Fünf Allergien für die moderne Welt

Bis zu 40 Prozent der Weltbevölkerung leidet möglicherweise unter einer oder mehreren Allergien. Diese werden oft durch vollkommen alltägliche Stoffe ausgelöst.

Von Jon Heggie
Veröffentlicht am 3. Dez. 2018, 13:39 MEZ

Irgendwann während der Evolution hatten unsere Vorfahren möglicherweise mit tödlichen Infektionen zu kämpfen – ausgelöst vielleicht durch Parasiten. Durch natürliche Selektion überlebten die Hominiden, die Immunglobulin E (IgE), einen außergewöhnlich widerstandsfähigen Antiköper, dagegen besaßen. Ihre Nachfahren besiedelten schließlich die Erde. IgE hat damals vielleicht die Menschheit gerettet, es spielt jedoch auch eine große Rolle bei allergischen Reaktionen.

Bei einer Allergie zeigt das menschliche Immunsystem eine Überreaktion auf ein normalerweise harmloses Antigen – zum Beispiel Erdnussproteine. Das Immunsystem produziert spezifische IgE-Antikörper, die das Ausschütten von Entzündungsmediatoren auslösen, was wiederum die allergische Reaktion hervorruft.

Möglicherweise leidet bis zu 40 Prozent der Weltbevölkerung unter Allergien, was darauf hinweist, dass das Leben in der modernen Zivilisation Menschen anfälliger für sie macht. Diese fünf Allergien sind vielleicht ein Symptom der Neuzeit – auch wenn die Evolution sie bereits sehr früh in uns angelegt hat.

Haustiere wie Hunde und Katzen können Tierhaarallergien auslösen. Diese Allergene sitzen jedoch nicht im Fell, sondern im Speichel, Urin und abgestorbenen Hautzellen der Tiere.
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Haustiere

Immer mehr Menschen halten sich Haustiere in zunehmend hermetisch abgeriegelten Wohnräumen. Tierhaarallergien sind daher keine Seltenheit mehr. Die allergische Reaktion hat ihren Ursprung jedoch nicht im Fell der Tiere. Ein harmloses Protein in ihrem Speichel, Urin und in Hautschuppen (abgestorbene Hautzellen). Die Hautschuppen hängen im Fell, das gestreichelt wird oder an ausfallenden Haaren, sie kleben jedoch auch an Möbeln, Kleidung, Wänden und anderen Oberflächen. Durch Luftzug werden sie sehr leicht aufgewirbelt und verteilen sich dadurch überall. Wenn sich die Allergene monatelang auf hohem Niveau in den Räumen halten, kann es auch erst sehr viel später zu allergischen Reaktionen kommen und auch in Zimmern, in denen die Tiere nie waren.

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    Bei etwa 10% der Einnahmen von Penizillin kommt es zu allergischen Reaktionen auf das Antibiotikum. Einige Studien weisen jedoch darauf hin, dass mehr als 90 Prozent der Patienten, die bei sich von einer Allergie ausgehen, gar keine besitzen.
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    Penizillin

    Die moderne Medizin stützt sich auf Medikamente, und da immer mehr Menschen im Rahmen ihrer Gesundheitsversorgung Zugang zu diesen bekommen, steigt auch das Risiko von entsprechenden Allergien. Am bekanntesten dürfte die Allergie auf das weltweit oft verschrieben Antibiotikum Penizillin sein, bei dem etwa 10 Prozent der Patienten von einer allergischen Reaktion nach der Anwendung berichten. Einige Studien weisen jedoch darauf hin, dass mehr als 90 Prozent der scheinbar Betroffenen fälschlicherweise von einer Penizillin-Allergie ausgehen. Selbst wenn eine tatsächliche Allergie nachgewiesen wurde, konnte bereits belegt werden, dass bei 80 Prozent der Allergiker die Reaktion innerhalb von 10 Jahren ausbleibt, wenn sie nicht mehr in Kontakt mit dem Medikament kommen. Das bedeutet, dass viel mehr Patienten Penizillin verschrieben werden könnte, und nicht auf teurere und weniger wirksame Antibiotika zurückgegriffen werden müsste.

    Die global produzierende Nahrungsmittelindustrie setzt den Konsumenten vielen potenziellen Nahrungsmittelallergenen aus – insbesondere Erdnüssen.
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    Erdnüsse

    Der Welthandel und die industrielle Nahrungsmittelproduktion bringen Konsumenten mit mehr potenziellen Nahrungsmittelallergenen in Kontakt – insbesondere Erdnüsse. In den vergangenen Jahren ist ein rasanter Anstieg von Erdnussallergien zu verzeichnen, an denen nicht wenige Menschen durch anaphylaktischen Schock starben. Dieses auch medial vieldiskutierte Problem führte zu Verbesserungen der Produktionsstandards bei Lebensmitteln und der entsprechenden Kennzeichnung auf Verpackungen. Außerdem haben einige Teilbereiche der Immuntherapie deutliche Fortschritte gemacht. Hierbei wird der Organismus dem Allergen in sorgfältig kalkulierter Dosis ausgesetzt, um Immunität zu erreichen. Neue Richtlinien in den USA helfen dabei, Kleinkinder zu finden, bei denen das Auftreten einer Erdnussallergie am wahrscheinlichsten ist. Es werden Anleitungen zur Verfügung gestellt, die die sichere Einführung von Erdnussproteinen in den Speiseplan der Kinder beschreiben, um diesen so die Entwicklung einer vielleicht lebensrettenden Toleranz zu ermöglichen. 

    Hausstaubmilben sind die häufigsten Allergieauslöser in geschlossenen Räumen.
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    Hausstaubmilben

    Hausstaubmilben sind mikroskopisch kleine, achtbeinige Gliederfüßer, die sich von den abgestorbenen Hautschuppen von Menschen und Tieren ernähren. Sie sind auch eine der häufigsten Ursachen für Allergien im Innern von Gebäuden. In der heutigen Zeit verbringt der Durchschnittsmensch viel Zeit in relativ warmer und geschlossener Umgebung. Dies ist der perfekte Nährboden für Hausstaubmilben. Wirksamer als staubsaugen ist Luftentfeuchtung, da Hausstaubmilben absterben, wenn die Luftfeuchtigkeit unter 50 Prozent sinkt.

    Einige Menschen mit Latexallergie leiden ebenfalls unter dem Latex-Frucht-Syndrom. Dies ist eine Allergie auf tropisches Obst wie Bananen und Avocados.
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    Latex

    Latex ist der milchige Saft des Kautschukbaums. In den 1980er- und 1990er-Jahren stiegen die Allergieberichte auf den Naturstoff mit einem Mal exponentiell an. Grund hierfür ist die vervielfachte Verwendung von Latex im Alltag: Luftballons, Bälle, Pflaster, Verhütungsmittel, sowie Haushalts- und Operationshandschuhe. Am häufigsten tritt die Allergie bei Patienten auf, die durch medizinische Eingriffe regelmäßig mit Latex in Kontakt kommen, aber auch bei medizinischem Personal. Schätzungen gehen von bis zu 17 Prozent Allergiequote aus. Bei einigen Betroffenen zeigt sich zudem das Latex-Frucht-Syndrom. Dabei reagieren Menschen auf tropisches Obst (wie Bananen oder Avocados) allergisch, deren Proteine denen des Latex‘ sehr ähnlich sind. Heutzutage kommt es immer weniger zum Auftreten der Allergie, da zahlreiche latexfreie Alternativen entwickelt wurden. Dazu zählen auch Kondome aus Polyisopren, Polyurethan oder Polyethylen.

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    Dieser Inhalt wurde von unserem Partner bereitgestellt. Er spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung von National Geographic oder seinen Redaktionsmitarbeitern wider.

     

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