Kugelblitze: Rätselhaft, sonderbar und tödlich

Das mysteriöse Phänomen tritt im Zuge von Gewittern auf und soll schon Fensterscheiben durchschlagen haben – mit unschönen Ergebnissen.

Von Christina Nunez
Veröffentlicht am 6. Mai 2019, 16:32 MESZ
Diese französische Illustration zeigt, wie ein Kugelblitz durch ein Fenster schießt – ein Phänomen, das im ...
Diese französische Illustration zeigt, wie ein Kugelblitz durch ein Fenster schießt – ein Phänomen, das im Laufe der Geschichte mehrfach beobachtet wurde.
Foto von Illustration from World History Archive, Alamy Stock Photo

Kugelblitze faszinieren die Wissenschaft schon seit Jahrhunderten. Das bizarre Phänomen, das in Form sphärischer, leuchtender Erscheinungen auftritt, wird meist in der Nähe von Gewittern beobachtet und kann von bläulich über orange bis zu gelb unterschiedliche Farben annehmen und in Sekundenschnelle wieder verschwinden. Zeugenberichten zufolge wird die Erscheinung mitunter von einem zischenden Geräusch und einem beißenden Gestank begleitet.

Bei normalen Blitzen handelt es sich um eine Entladung einer elektrischen Spannung, in deren Folge ein Lichtbogen zwischen Wolken oder zwischen Wolken und der Erde entsteht. Ein Blitz kann die ihn umgebende Luft auf eine Temperatur erhitzen, die fünfmal heißer als die Oberfläche der Sonne ist. Durch die Hitze dehnt sich die umliegende Luft rapide aus und vibriert, wodurch das Geräusch des Donners entsteht.

Gibt es Kugelblitze wirklich?

Eine der frühesten Aufzeichnungen zu dem Phänomen stammt aus dem Jahr 1638, als „ein großer Feuerball“ durch das Fenster einer englischen Kirche schoss. Dieser und andere frühe Berichte lassen vermuten, dass Kugelblitze tödlich sein können.

Mindestens eine Studie stellte die Vermutung auf, dass es sich bei circa 40 Prozent der Kugelblitzsichtungen um Halluzinationen handelte, die durch von Blitzen erzeugte Magnetfelder entstehen. Dennoch sind sich Wissenschaftler darüber einig, dass Kugelblitze existieren, auch wenn sie noch nicht zur Gänze begreifen, wie sie entstehen.

Forscher von der Pädagogischen Universität Nordwestchinas in Lanzhou hatten 2012 unabsichtlich einen Kugelblitz aufgenommen, als sie mit Hilfe einer Kamera und Spektrometern Gewitter untersuchten. Die Sphäre erschien direkt nach einem Blitzeinschlag und bewegte sich etwa zehn Meter weit horizontal über den Boden. Das Spektrometer entdeckte Silizium, Eisen und Kalzium im Kugelblitz – allesamt Elemente, die auch im Boden der Region vorhanden sind.

Wissen kompakt: Elektromagnetismus
Was ist der Geodynamo? Was haben Sterne, Glühwürmchen und PC-Bildschirme gemeinsam? Erfahrt mehr über eine Grundkraft der Physik, die das Universum ebenso prägt wie unseren Alltag.

Wie entstehen Kugelblitze?

Die Forschungsarbeit der chinesischen Wissenschaftler untermauert eine Theorie, laut der Kugelblitze infolge eines Blitzeinschlags im Boden entstehen. Dabei kommt es zu einer Reaktion zwischen Sauerstoff und verdampften Elementen aus dem Boden. Diese ionisierte Luft, die auch als Plasma bezeichnet wird, erzeugt dieselben Bedingungen, die auch für das Elmsfeuer notwendig sind – eine Lichterscheinung, die gelegentlich mit Kugelblitzen verwechselt wird.

Laut einer anderen Theorie, die 2012 vorgestellt wurde, könnten Kugelblitze durch Glas entstehen. Ionen in der Atmosphäre könnten sich an der Oberfläche einer Glasscheibe sammeln und auf der anderen Seite ein ausreichend starkes elektrisches Feld erzeugen, um eine Entladung auszulösen. 2016 stellte ein Forscher die Vermutung an, dass Mikrowellenstrahlung, die durch einen Blitzeinschlag am Boden entsteht, in einer Plasmablase eingeschlossen werden und so einen Kugelblitz formen könnte.

Das Phänomen wurde auch schon mit Erdbeben in Verbindung gebracht. Die seltenen Leuchterscheinungen, die manchmal während Erdbeben auftreten – sogenannte Erdbebenlichter –, können unterschiedliche Formen annehmen: Manchmal sind es bläuliche Flammen, die auf Knöchelhöhe aus dem Boden zu schießen scheinen, mitunter aber auch kurze, helle Lichtblitze, die normalen Blitzen ähneln – allerdings kommen sie aus dem Boden statt aus dem Himmel. Auch Kugelblitze tauchten schon im Zusammenhang mit Erdbeben auf. Im Rahmen einer Studie aus dem Jahr 2014 kamen Forscher zu dem Schluss, dass bestimmte Gesteine sich elektrisch entladen, wenn sie von seismischen Wellen getroffen werden. So erklären sich dann die bunten Leuchterscheinungen.

Um zu verstehen, wie genau Kugelblitze entstehen, haben Wissenschaftler versucht, sie künstlich zu erzeugen. Forscher der israelischen Universität von Tel Aviv generierten 2006 mit einem Mikrowellenstrahl eine Laborvariante eines Kugelblitzes. 2018 führten Quantenphysiker ein künstliches, verknotetes Magnetfeld vor, das einem Kugelblitz ähnelte und dabei helfen könnte, den Lichtsphären auf den Grund zu gehen.

Trotz aller Untersuchungen und Experimente lassen sich Kugelblitze aber noch nicht eindeutig erklären. Noch gibt es mysteriöse Phänomen den Wissenschaftlern einige Rätsel auf.

Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

BELIEBT

    mehr anzeigen

    Radioblitze und Feuerregen

    Neue Radioblitze: Phänomen bringt Licht ins Dunkel des Alls

    loading

    Nat Geo Entdecken

    • Tiere
    • Umwelt
    • Geschichte und Kultur
    • Wissenschaft
    • Reise und Abenteuer
    • Fotografie
    • Video

    Über uns

    Abonnement

    • Magazin-Abo
    • TV-Abo
    • Bücher
    • Disney+

    Folgen Sie uns

    Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2024 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved