Warum es in Deutschland immer öfter Polarlichter gibt

Bunt tanzende Nordlichter über Deutschland: Immer häufiger wird das Phänomen auch hierzulande gesichtet. Warum die Wahrscheinlichkeiten ihres Auftritts steigen, und was die Sonnenaktivität damit zu tun hat.

Von Marina Weishaupt
Veröffentlicht am 29. Sept. 2023, 15:49 MESZ
Grün schimmernde Polarlichter über dem Meer, darunter eine erleuchtete Brücke.

Grün erleuchtet zeigt sich der Nachthimmel über der Nordsee. Dank der erhöhten Sonnenaktivität könnte ein solcher Anblick bald regelmäßiger werden.

Foto von Jens / adobe Stock

Ein für die menschlichen Augen unscheinbarer, kaum sichtbarer Schleier am Horizont – dessen wahre Schönheit erst mit Hilfe der Kamera sichtbar wird: Polarlichter kann man meist eher in nördlichen Gefilden rund um den Polarkreis beobachten, weltweit am wahrscheinlichsten im schwedischen Abisko.

Doch selbst in Deutschland werden Sichtungen derzeit häufiger, zuletzt leuchteten sie bis an den Rand der Alpen. Verantwortlich dafür ist der Zyklus der Sonne, deren Aktivität sich derzeit allmählich steigert. Bis zum Erreichen des Maximums zwischen 2024 und 2026 stehen die Chancen auf den südlicheren Breitengraden gut, das Naturschauspiel bestaunen zu können.

In 100 Kilometern Höhe: Wie entsteht das Polarlicht-Spektakel?

Verantwortlich für das Phänomen der tanzenden Lichter ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren: Zahllose geladene Partikel werden durch Sonnenstürme mit Hunderten km/h Geschwindigkeit in Richtung Erde geschickt und in ein Oval geleitet, das sich um den Nordpol erstreckt. 

Zeitraffer zeigt Polarlicht vom Weltraum aus

Hier beeinflussen die Teilchen das irdische Magnetfeld. Daraufhin kommt es innerhalb der Magnetosphäre zu Schwankungen. In der oberen Atmosphäre treffen die elektrisch geladenen Teilchen auf Stickstoff- und Sauerstoffatome und interagieren mit ihnen. Die freigesetzte Energie zeigt sich in rund 100 Kilometern Höhe in Form der Polarlichter. Je höher die Energie der geladenen Teilchen, desto tiefer dringen diese in die Atmosphäre ein – und desto grüner erscheint das Licht. Lila oder rote Lichtschleier zeugen dagegen von einer niedrigeren Aktivität.

Aurora: Viele Namen, Farben und Gesichter

In der nördlichen Hemisphäre Aurora Borealis, Nordlicht oder auch „die grüne Dame“ genannt, spielen die Lichter etwa im skandinavischen Lappland seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle im Jahreszyklus und in der Kultur. Zahlreiche Sagen und Legenden der indigenen Samen oder auch der Wikinger ranken sich um das natürliche Wetterphänomen – ähnlich viele Namen trägt es daher auch. Beispielsweise beschreibt der samische Begriff Guovssahas die Aurora als „das Licht, das man hören kann“.

BELIEBT

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    Hierzulande äußerst selten: Rötliche und grüne Polarlichter über dem nordrhein-westfälischen Siebengebirge.

    Foto von Adrian72 / adobe Stock

    Hören kann man sie zwar objektiv nicht, dafür aber umso besser sehen: Vom Herbstbeginn an bis in den Frühling hinein zeigen sich die Polarlichter in atemberaubenden Gewändern. Klassifiziert werden können vier unterschiedliche Formen: Corona, Vorhänge, ruhige Bögen und Bänder. Auf der nördlichen Erdhalbkugel zeigen sie sich meist intensiv grün und mit geringen rötlichen und lilanen Anteilen. Die Aurora Australis oder Südlichter in der südlichen Hemisphäre sind hingegen für ihr größtenteils breiteres Farbspektrum bekannt – hier leuchten sie oftmals in einem intensiven Rot oder Lila. 

    Chancen steigen dank Sonnenzyklus – noch zwei Jahre bis zum Maximum 

    In einem mehr oder minder konstanten elfjährigen Rhythmus steigt und sinkt die Aktivität der Sonne und damit auch die Häufigkeit von Sonnenstürmen. Das letzte Minimum konnte zum Jahresende 2019 verzeichnet werden. Das nächste Maximum – und damit auch häufiger auftretende Sonnenflecken, Sonnenstürme und Plasmaeruptionen – wird zwischen 2024 und 2026 erwartet. 

    Durch dieses Hoch steigt die Wahrscheinlichkeit für Sichtungen von Polarlichtern in südlicheren Gegenden fernab vom Polarkreis. Wie stark das Hoch des Sonnenzyklus ausfallen wird, kann allerdings nur schwer vorhergesagt werden. 

    Tipps für das Polarlicht-Spektakel über Deutschland

    Da die Nordlichter schwächer sind, je südlicher man sich befindet, braucht es ein paar Kniffe, um sie für das menschliche Auge sichtbar zu machen. Essentiell sind ein Smartphone oder eine Kamera mit der Möglichkeit zur Langzeitbelichtung und ein Stativ für verwacklungsfreie Aufnahmen. Je nachdem, wie aktiv die Polarlichter sind, reicht sogar schon eine geringe Belichtungszeit. Auch zur schlichten Beobachtung eignen sich  Kameradisplays deutlich besser als die eigenen Augen.

    Hierzulande erstreckt sich das „wahre“ Spektakel am nördlichen Horizont, weshalb eine freie Sicht Richtung Norden für das Sichten von Polarlichtern unabdingbar ist. Dazu sollte es möglichst dunkel sein: Orte mit starker Lichtverschmutzung wie Industriegebiete oder Flughäfen sind bestenfalls zu meiden. Die Wahrscheinlichkeit von Polarlichtern kann über speziell entwickelte Apps verfolgt werden.

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