Eisringe des Saturn: Wann entstand das gigantische System?

Das Alter und die Entstehung von Saturns riesigem, eisigem Ringsystem gibt Astrophysikern immer noch Rätsel auf.

Von Nadia Drake
Veröffentlicht am 4. März 2024, 12:00 MEZ
Blick auf den Saturn mit seinen Ringen

Die Ringe des Saturn bestehen aus Eisbrocken, Gestein und Staubpartikeln.

Foto von Judy Schmidt / Flickr.com

Ohne seine Ringe sieht der Saturn wirklich fad aus. Entfernt man sein Bling-Bling, ist der Planet die langweiligste Kugel in unserem Sonnensystem. Sicherlich, er hat einen sechseckigen Strömungswirbel und ein paar interessante Zyklone an den Polen, aber seinem Vanillegesicht fehlt der Pep von Jupiters aquarellierten Bändern, das faszinierende Blau Neptuns oder die überwältigende Düsternis der Venus. Selbst der rostfarbene Mars macht mehr her. Glücklicherweise hat der Kosmos irgendwann in den letzten 4,5 Milliarden Jahren Saturn ein makeover vergönnt und ihn mit einem riesigen, hellen, eisigen Ringsystem geschmückt. Aber die Wissenschaftler sind sich uneinig darüber, wann und wie sich die Ringe gebildet haben. Die Entstehung eines der ikonischsten Merkmale des Sonnensystems ist also bis heute ein ungelöstes Rätsel.

Streit um das Alter der Ringe

Eigentlich weiß die Wissenschaft über die spektakulärsten Sehenswürdigkeiten unseres Sonnensystems sehr gut Bescheid: Mars’ gewaltiges Schluchtensystem, das den Grand Canyon in den Schatten stellen würde, Jupiters aufgewirbelter Großer Roter Fleck oder der riesige Krater am Südpol unseres Mondes. Aber die Ringe des Saturns … „Sie sind einzigartig“, sagt Jeff Cuzzi vom Ames Research Center der NASA. „Sie sind sehr groß und sehr, sehr hell, was ungewöhnlich ist.“ Die Wissenschaftler, die sich mit den Saturnringen beschäftigen, lassen sich in zwei Lager aufteilen. Die erste Gruppe geht davon aus, dass sich die Ringe zusammen mit dem Planeten vor über vier Milliarden Jahren gebildet haben – und dass der Saturn nie eine langweilige Welt war. Die andere Gruppe vermutet, dass die Ringe viel jünger sind und erst in den letzten paar Hundert Millionen Jahren entstanden sind. Dieser Theorie zufolge sind die Ringe so jung, dass die Dinosaurier, wenn sie ein Raumfahrtprogramm gehabt hätten, durch ihre Teleskope einen ringlosen Saturn gesehen (und dann vielleicht auch eine Auslöschung durch einen Asteroiden vermieden) hätten.

„Beide Lager haben großartige Argumente, aber die Theorien haben auch Schwächen“, sagt die Astrophysikerin Maryame El Moutamid von der Cornell University. Obwohl sie zeitlich durch Milliarden von Jahren getrennt sind, haben beide Szenarien eines gemeinsam: Gewalt. Die Entstehung der Ringe erforderte die kataklysmische Zerstörung eines eisigen Objekts – vielleicht eines Kometen oder eines Mondes. Irgendwie kam dieses Objekt dem Saturn zu nahe, und die Schwerkraft des Planeten zerriss es in unzählige Eissplitter. Ein kleiner Teil dieser Fragmente ist größer als ein Haus, andere sind winzig klein. Die meisten bestehen aus hellem, makellosem Wassereis, doch ein Band in den Ringen ist etwas dunkler. Im Laufe der Zeit organisierten sich diese zerbrochenen Überreste zu dem Ringsystem, das wir heute sehen. Der von der Erde aus sichtbare Teil erstreckt sich über gut 270000 Kilometer, ist aber meist nur etwa zehn Meter dick.

Theorie der „alten Ringe“

Die Forscher, die an die Theorie der „alten Ringe“ glauben, vermuten, dass sich der Kataklysmus in der Frühzeit des Saturns ereignete. Eine Version dieser Theorie besagt, dass die großen Planeten nicht dort entstanden sind, wo wir sie heute sehen. Vielmehr wanderten sie zu ihren heutigen Positionen und lösten eine Kaskade von Instabilitäten unter kleineren Objekten aus, die schließlich wie kosmische Pingpongbälle durch die Gegend geschleudert wurden. In den chaotischen Anfangsjahren des Sonnensystems wäre es nicht überraschend gewesen, dass ein Eiskörper einen Ring um Saturn bildet. Die Theorie der „alten Ringe“ besagt auch, dass sich einige der Saturnmonde aus zerbrochenem Ringmaterial gebildet haben, das sich weit genug vom Planeten entfernt hatte, um selbstständig Klumpen zu bilden. Daher sind einige der Monde, die heute in der Nähe der Ringe kreisen, aus demselben Material.

Cover National Geographic Magazin 2/24

Das NATIONAL GEOGRAPHIC Magazin 02/24 ist seit dem 26. Januar erhältlich.

Foto von National Geographic

Was für eine Theorie der „jungen Ringe“ spricht, lesen Sie im NATIONAL GEOGRAPHIC Magazin 2/24. Verpassen Sie keine Ausgabe mehr: Sichern Sie sich die nächsten 2 Ausgaben zum Sonderpreis!

BELIEBT

    mehr anzeigen
    loading

    Nat Geo Entdecken

    • Tiere
    • Umwelt
    • Geschichte und Kultur
    • Wissenschaft
    • Reise und Abenteuer
    • Fotografie

    Über uns

    Abonnement

    • Magazin-Abo
    • TV-Abo
    • Bücher
    • Disney+

    Folgen Sie uns

    Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2024 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved