Kleines ganz groß: Die beste Mikrofotografie des Jahres 2022

Zum 48. Mal hat die Jury des Nikon Small World Fotowettbewerbs mikroskopische Aufnahmen ausgezeichnet. Sie erlauben einzigartige Einblicke eine Welt, die uns sonst verborgen bleibt.

Von Nadia Drake
Veröffentlicht am 14. Okt. 2022, 16:38 MESZ
Siegermotiv des diesjährigen Nikon Small World Wettbewerbs ist diese 63-fach vergrößerte Hand eines Großen Madagaskar Taggecko-Embryos ...

Siegermotiv des diesjährigen Nikon Small World Wettbewerbs ist diese 63-fach vergrößerte Hand eines Großen Madagaskar Taggecko-Embryos (Phelsuma grandis). Erstellt haben die Aufnahme Grigorii Timin und Michel Milinkovitch von der Universität Genf in der Schweiz.

Foto von Grigorii Timin and Michel Milinkovitch

Menschen fällt es schwer, sich die Realität vorzustellen, die außerhalb der Grenzen ihrer natürlichen Wahrnehmung existiert. Darum verpassen wir unzählige Wunder, die so klein sind, dass wir sie mit bloßem Auge nicht sehen können.

Glücklicherweise gibt es Experten, die wahre Meister darin sind, diese mikroskopisch kleinen Welten zu vergrößern und in Bildern festzuhalten. Einmal im Jahr werden im Rahmen des Nikon Small World Fotowettbewerbs die besten Aufnahmen dieser Kategorie ausgezeichnet – im Jahr 2022 zum 48. Mal. Fast 1.300 Aufnahmen wurden dieses Mal aus allen Ecken der Welt eingesendet. Eine vierköpfige Fachjury wählte aus den Beiträgen die Sieger aus.

Am meisten beeindruckte die Juroren die Aufnahme der Hand eines Großen Madagaskar-Taggecko-Embryos, die Grigorii Timin und Michel Milinkovitch von der Universität Genf aus mehreren kleinen Motiven zusammengesetzt haben. Das Ergebnis ist ein fluoreszierender Blick auf die feinen, komplex verwobenen Nerven, Sehnen, Bänder, Knochen und Blutzellen der Geckohand.

Andere Einsendungen zeigen zum Beispiel menschliche Milchgänge, Rauchwolken oder den Fruchtkörper eines Schleimpilzes. Alle ausgezeichneten Aufnahmen können auf der Website des Wettbewerbs abgerufen werden. Wir haben dreizehn Beiträge ausgewählt, die die verborgenen Welten, die sich normalerweise unserem Auge entziehen, besonders gut präsentieren.

Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

Auf den ersten Blick könnte man denken, dass die seltsamen Strukturen auf diesem Bild botanischen Ursprungs sind. Stattdessen handelt es sich dabei um die 40-fach vergrößerten Milchgänge in einer menschlichen Brust. Caleb Dawson vom australischen Walter and Eliza Hall Institute of Medical Research belegte mit diesem Bild den zweiten Platz des Wettbewerbs.

Foto von Caleb Dawson

40-fach vergrößert und mit einem Polarisationsfilter fotografiert, nimmt dieser Spritzer Flüssigkristall fast menschliche Formen an. Das inspirierte seinen Urheber Marek Sutkowski von der Technischen Universität Warschau dazu, dem Bild den Namen Porträt eines Mannes in Uniform zu geben.

Foto von Marek Sutkowski

Andrew Posselt von der University of California, San Francisco, erstellte dieses Bild einer Großen Zitterspinne (Pholcus phalangioides), indem er aus mehr als 200 Einzelaufnahmen die schärfsten Komponenten auswählte und diese mithilfe eines Computerprogramms zu einem Einzelmotiv zusammenfügte. Für diese Mühe wurde er mit dem vierten Platz des Wettbewerbs belohnt.

Foto von Andrew Posselt

Murat Öztürk gelang diese außergewöhnliche Aufnahme eines Sandlaufkäfers, der eine Fliege in die Zange nimmt. „Nur selten werden solche Momente beobachtet. Schließlich schaut niemand mit einer Lupe in den Mund eines Insekts“, sagt er. „Sandlaufkäfer haben sehr starke und scharfe Kiefer. Die Überlebenschance ihrer Beute ist äußerst gering.“

Foto von Murat Öztürk

Dieses psychedelisch anmutende Bild von Andrea Tedeschi, Neurowissenschaftler an der Ohio State University in Columbus, zeigt einen bunten Wald aus Gehirnzellen. Die fluoreszierend eingefärbten, zehnfach vergrößerten Neuronen sind Teil des sensorisch-motorischen Kortex einer Maus.

Foto von Andrea Tedeschi

Diese zehnfache Vergrößerung von drei übereinandergestapelten Motteneiern wurde von Ye Fei Zhang eingesendet. „Die Eier befanden sich auf einem sehr kleinen Blatt“, sagt er. „Als ich sie fand, waren auf ihrer Oberfläche noch keine roten Stellen zu sehen. Erst im Laufe der nächsten zwei Tage, während sich das Innere der Motteneier weiterentwickelte, entstanden die hübschen Markierungen.“

Foto von Ye Fei Zhang

Als würde man durch ein Kaleidoskop schauen: Ziad El-Zaatari, chirurgischer Pathologe am Houston Methodist Hospital in Texas, erstellte diese 20-fach vergrößerte Aufnahme eines gesunden menschlichen Dickdarms mit Lieberkühn-Krypten. „Für mich ist das ein alltäglicher Anblick“, sagt er. „Damit ich Krankheiten rechtzeitig erkennen und exakte Diagnosen stellen kann, ist es wichtig zu wissen, wie sich normales von abnormalem Gewebe unterscheidet.“

Foto von Ziad El-Zaatari

Der fünfte Platz des Wettbewerbs geht in diesem Jahr an ein Motiv, das aussieht, als sei es einer fantastischen Landschaft entsprungen. Bei dem zarten Gebilde handelt es sich um den winzigen Fruchtkörper eines Schleimpilzes der Gattung Lamproderma. „Trotz des wenig schmeichelhaften Namens sind Schleimpilze erstaunlich schöne Organismen“, sagt die Fotografin Alison Pollack. „Lamproderma-Arten mag ich am liebsten, weil die meisten in wunderschönem Blauviolett leuchten. Das Exemplar auf dem Bild habe ich nach einem besonders starken Regen auf einem Blatt in der Nähe meines Hauses gefunden.“

Foto von Alison Pollack

Diese Aufnahme des Mikroskopie-Experten Olivier Leroux von der Universität Gent zeigt die komplexe, zerbrechliche Struktur eines einfachen weißen Spargels. Die Zellen in der Spitze sind durch Schuppen geschützt und enthalten alle Anlagen, die für die Bildung der oberirdischen Organe der Pflanze erforderlich sind.

Foto von Olivier Leroux

Was aussieht wie der gierige Schlund eines menschenfressenden Sandwurms aus Frank Herberts Roman Dune ist in Wirklichkeit der Querschnitt durch einen fluoreszierend eingefärbten Mausdarm. Der Beitrag, der beim diesjährigen Wettbewerb den dritten Platz belegte, wurde von Satu Paavonsalo und Sinem Karaman von der Universität Helsinki eingesendet.

Foto von Satu Paavonsalo and Sinem Karaman

Die 60-fache Vergrößerung eines Dinosaurierknochens, in dem fossile Strukturen in das quartzähnliche Mineral Chalcedon umgewandelt wurden. Mineralisierte Fossilien sind äußerst selten. Dem Fotografen Randy Fullbright ist es gelungen, die Rarität in leuchtenden Farben festzuhalten.

Foto von Randy Fullbright

Eine zarte Rauchwolke schwebt über dem noch glühenden Docht einer Kerze. Fotograf Ole Bielfeldt nahm das Bild in seinem Studio mit starker LED-Ausleuchtung und einer extrem kurzen Belichtungszeit (1/8000) auf.

Foto von Ole Bielfeldt
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