Wildtiere vor der Kamera: Die besten Tierbilder des Jahres 2022
Ein großer Schwarzbär verlässt seine Höhle unter einem leerstehenden Haus in South Lake Tahoe, Kalifornien. Während sich die Siedlungsgebiete der Menschen weiter ausbreiten, wächst gleichzeitig die Bärenpopulation, sodass sich die Lebensräume immer häufiger überschneiden. Darum müssen immer mehr Bären lernen, auch in dieser Umgebung zurechtzukommen – obwohl das Stadtleben nicht gut für sie ist.
Träge und noch etwas verschlafen kommt der Schwarzbär aus seiner Höhle. Er ist groß, mehrere hundert Kilogramm schwer, sein Fell verfilzt und struppig. Doch seine Heimat ist nicht die Wildnis: Stattdessen hat er sein Winterquartier unter einem leerstehenden Haus in der kalifornischen Stadt South Lake Tahoe eingerichtet. Der dichtbevölkerte Ferienort bietet mit dem Inhalt seiner vielen Mülltonnen haufenweise leicht zugängliches Futter für die Stadtbären, sodass diese im Schnitt rund 25 Prozent schwerer sind als ihre in der Natur lebenden Verwandten.
Die Aufnahme des Fotografen Corey Arnold erlaubt einen intimen Blick auf eines dieser urbanen Wildtiere, mit denen sich Menschen immer öfter den Lebensraum teilen. Sein Bild ist eine von 21 Aufnahmen, die National Geographics Fotoredakteure zu den besten des Jahres 2022 erklärt haben.
Tiere fühlen sich am wohlsten in freier Wildbahn. Menschen können sie am besten unterstützen, indem sie sie in Ruhe lassen – eine Strategie, von der zum Beispiel der Pardelluchs profitiert, auf den man inzwischen in Spanien und Portugal immer öfter trifft. Auch die Leopardenpopulation im indischen Nagarahole-Nationalpark erholt sich aufgrund verbesserter Maßnahmen gegen Wilderei zusehends, dank der die Zahl der Beutetiere zugenommen hat. Währenddessen tragen Meeresschutzgebiete dazu bei, dass Spezies wie der Rotzahn-Drückerfisch Korallenriffe wieder in größerer Zahl bevölkern.
Alexa Keefe, Redakteurin bei National Geographic, durchforstete tausende von Fotos mit dem Ziel, die zu finden, die am besten „all die Rollen zeigen, die Tiere in unserem Leben spielen“. Die finale Auswahl „erlaubt Einblicke in die verschiedenen Bereiche, die Tiere auf diesem Planeten bevölkern und zeigt die Schnittpunkte, die sie mit uns Menschen haben.“
Ein Schwarm Drückerfische schwebt über einem Strom aus Weißstreifen-Aalgrundeln in einem Korallenriff in der Isla-Verde-Straße, einer Meerenge auf den Philippinen. Das Riff ist Teil des sogenannten Korallendreiecks, das durch Umweltverschmutzung und Überfischung bedroht ist. Naturschützer arbeiten jedoch daran, das Gebiet zu schützen, wovon nicht nur die Riffbewohner, sondern auch der Tourismus und die nachhaltige Fischerei profitieren.
Ein Riesen-Drückerfisch ist erschöpft, nachdem er die Angriffe einer Gruppe von Mondsichel-Junkern abwehren musste, die es auf seine Brut abgesehen hatten. Das Korallenriff an der Küste der Stadtgemeinde Anilao auf den Philippinen, das seine Heimat ist, weist eine erstaunliche Vielfalt an Meeresbewohnern auf und ist deswegen ein großer Anziehungspunkt für Taucher.
Zwei Goldgrundel schauen durch den Hals einer Flasche, die sie als ihr Zuhause auserkoren haben. Die Wasserverschmutzung ist eine der größten Gefahren für Meereslebewesen – manchmal, wie in diesem Fall, wissen die Meeresbewohner den Müll aber auch für ihre Zwecke zu nutzen.
Ein Singvogel pickt Körner von der Zunge seines Halters in Havanna, Kuba. Singvogel-Wettbewerbe, bei denen mit den Tieren auch gehandelt wird, waren hier vor der COVID-19-Pandemie sehr beliebt – doch die Veranstaltungen stellen für die wilden Tiere auch ein großes Risiko dar.
Ein junger Elefant trottet mit seinen Eltern auf einem Elefantenpfad durch den Regenwald des Lopé-Nationalparks in Gabun. Das Wissen, wo die besten Früchte zu finden sind und wann diese reif sind, wird von einer Elefantengeneration zur nächsten weitergegeben. Wissenschaftler befürchten, dass das Fruchtangebot aufgrund steigender Temperaturen zurückgehen könnte, sodass die Gefahr besteht, dass in Zukunft einige der Waldelefanten nicht satt werden könnten.
Ein Leopard ruht sich an einem nebligen Wintermorgen auf dem Ast eines blühenden Korallenbaums im Nagarahole-Nationalpark im Süden Indiens aus. Anti-Wilderer-Maßnahmen haben dafür gesorgt, dass sich die Beutetierpopulationen in dem Park erholen konnten – und mit ihnen die der Großkatze.
Seepferdchen und Seedrachen gehören gemeinsam mit rund 300 anderen Arten zur Familie der Seenadeln (Syngnathidae). Man erkennt sie unter anderem an dem langen Fangsaugrohr, mit dem sie durch Saugschnappen ihre Beute fangen. Eine besondere Eigenheit ist außerdem, dass bei den Seenadeln die Männchen die befruchteten Eier austragen. Zudem sind Seenadeln – wie hier die Fetzen-Seenadel – wahre Meister der Tarnung.
Laubheuschrecken sind in Uganda ein beliebtes Lebensmittel und werden von den lokalen Bauern gezüchtet. Für dieses Bild wurde mit langer Belichtungszeit das Flugmuster der Insekten aufgenommen.
Weil sie so viel Zeit im Wasser verbringen, betrachten einige Wissenschaftler Eisbären als Meereslebewesen. Doch wenn es an Eis und Schnee mangelt, gehen die Tiere an Land – wie dieser Bär, der inmitten eines sommerlichen Felds Schmalblättriger Weideröschen in der Nähe der kanadischen Kleinstadt Churchill eingeschlafen ist.
Ein Pavian wird im Amboseli-Nationalpark in Kenia untersucht. Die entnommenen Blut- und Hautproben sollen im Rahmen des Amboseli Baboon Research Project Einblicke in den Alterungsprozess der Tiere liefern, die auch für die menschliche Gesundheitsforschung aufschlussreich sein können.
Ein Zweipunkt Maori Prachtlippfisch und ein Flötenfisch schwimmen durch ein riesiges Feld aus Röhrenaalen vor der Küste der philippinischen Insel Negros. Röhrenaale sind zwar gesellige Tiere, gleichzeitig jedoch auch sehr scheu. Wenn sie gestört werden, verschwinden sie oft schnell in ihren Löchern.
Ein Mann bietet Passanten auf einer Landstraße in Altos de Polonia im Nordwesten Kolumbiens ein Baby-Dreizehenfaultier zum Kauf an. Die Stadt ist einer von mehreren Brennpunkten in der Region für den illegalen Faultierhandel.
Pilzfäden umwachsen den stacheligen Körper eines Rädertierchens. Die mikroskopisch kleinen Tiere sind in Süßwasserökosystemen häufig anzutreffen. In der Erde kommt es vorwärts, indem es sich durch die feinen Wasserschichten bewegt, welche Pflanzenreste und Schmutzpartikel umgeben. Dabei ernährt es sich vorwiegend von organischen Abfällen.
Schuppen aus Kieselerde bedecken den einzelligen Körper einer Testate Amöbe. Ihren Namen verdanken die Einzeller ihrer harten Schale. Dieses Bild entstand unter Verwendung eines Rasterelektronenmikroskops, das anstelle von Licht Elektronen nutzt, um feinste Details zu erfassen.
Bachsaiblinge bereiten sich in einem Fluss im Nordwesten des US-Bundesstaats Virginia auf das Laichen im Herbst vor. Um zu überleben, brauchen die Fische kaltes Wasser, doch die Temperaturen in den Flüssen von Virginia steigen aufgrund des Klimawandels zunehmend. Das bringt nicht nur den Bachsaibling, den Staatsfisch von Virginia, in Bedrängnis.
Waschbären haben sich im Golden Gate Park von San Francisco aufrecht hingestellt, nachdem ein Anwohner ihnen trotz gesetzlichen Verbots Futter gebracht hat. Das Gesetz soll Waschbären davor schützen, auf die Fütterung durch Menschen angewiesen zu sein, weil sie dadurch eher Krankheiten verbreiten oder von Autos angefahren werden.
Ein Schwarzspitzen-Riffhai schwimmt durch einen Mangrovenwald auf dem Aldabra-Atoll auf den Seychellen. Er ist sowohl Kinderstube als auch Jagdgebiet für viele Meeresbewohner. Das Atoll selbst ist Heimat einer der gesündesten küstennahen Haipopulationen im Indischen Ozean.
Ein Japanischer Pfeilschwanzkrebs wühlt im schlammigen Boden des philippinischen Meeresschutzgebiets Pangatalan Island und wirbelt dabei Sedimente auf. Nach zehnjährigen Bemühungen für den Umweltschutz ist das grüne Wasser der Inselbucht wieder reich an Plankton und kann so auch größeren Tieren eine Heimat sein.
In seiner Schale verbirgt ein Pfeilschwanzkrebs ein ganzes Ökosystem. Bei den haarähnlichen Objekten an seinem Körper handelt es sich um Hydroide – winzige, flauschige wirbellose Tiere, die mit Quallen verwandt sind. Außerdem bewohnen mindestens acht Garnelen die Zangen des Krebses. Die Tierart ist noch relativ unerforscht und es ist wenig über ihre Interaktionen mit anderen Spezies bekannt.
Dieses Foto eines jungen Luchses entstand mithilfe einer Kamerafalle auf einem verlassenen Bauernhof. Im Jahr 2002 lebten weniger als hundert Luchse in Spanien und Portugal in freier Wildbahn. Inzwischen hat sich die Population verzehnfacht und umfasst mindestens 1.100 Tiere, die über die Iberische Halbinsel verstreut leben. Jungtiere im Alter von acht bis 23 Monaten gründen ihr eigenes Revier, wobei die Männchen sich hierfür meist mehr als 30 Kilometer von ihrem Geburtsort entfernen.