Türkei entlässt Fotografen von National Geographic aus einmonatiger Haft ohne Anklage

Mathias Depardon durfte am Freitag aus der Türkei ausreisen.

Von Daniel Stone
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:35 MEZ

Der französische Fotograf Mathias Depardon wurde am Freitag aus der Haft entlassen und durfte nach Frankreich zurückkehren. Er war am 8. Mai in der Türkei verhaftet worden, als er gerade im Auftrag von National Geographic unterwegs war.

Der 36-jährige Depardon hat fünf Jahre lang in der Türkei gelebt und wurde verhaftet, als er gerade im Landkreis Hasankeyf in der südöstlichen Provinz Batman arbeitete. Hasankeyf befindet sich unweit der türkischen Grenze zu Syrien. Er machte gerade Fotos für einen Artikel von National Geographic über die Auswirkungen, die der Bau eines geplanten Damms in der Nähe auf eine historische Stadt hätte.

„Wir sind extrem erleichtert, dass Mathias Depardon nach über einem Monat ungerechtfertigter türkischer Haft ohne erfolgte Anklage entlassen wurde“, sagte Susan Goldberg, Chefredakteurin von National Geographic. „Mathias ist ein Fotograf, der eine lange Berufsgeschichte von ausgezeichnetem Journalismus auf der ganzen Welt vorweisen kann. Auch wenn wir dankbar sind, dass er nun frei ist, hätte er von vornherein nie festgenommen werden dürfen.“

Die türkische Regierung hat National Geographic nicht mitgeteilt, warum Depardon nun freigelassen wurde. Ebenso hat sie nie Fragen dazu beantwortet, weshalb er überhaupt festgenommen und inhaftiert wurde.

Laut seinem Anwalt und seinen Freunden wurde Depardon am 8. Mai von der Polizei angehalten, die ihm beim Fotografieren sah und dann die Bilder auf seinem Instagram-Account prüfte. Sie fanden dort auch Bilder von Kämpfern der PKK – einer bewaffneten Gruppe, welche die türkische Regierung seit Jahrzehnten bekämpft –, die er vor mehreren Monaten aufgenommen hatte. Daraufhin beschuldigten sie ihn, Terroristen zu unterstützen, und inhaftierten ihn, so Depardon. Obwohl zu dieser Zeit ein Ausweisungsbefehl aufgesetzt wurde, wurde er nicht ausgeführt.

Seitdem wurde nie eine formelle Anklage gegen Depardon erhoben. Er wurde in einer kleinen, gemeinschaftlichen Zelle in einer Abschiebungseinrichtung festgehalten. Vom 21. bis 28. Mai trat er in einen Hungerstreik, um gegen seine Behandlung zu protestieren. Er erzählte seiner Mutter, Daniele Van de Lanotte, dass er sich isoliert und angespannt fühle und medizinische Betreuung brauchte.

Diverse internationale Organisationen hatten die türkische Regierung gedrängt, Depardon aus der Haft zu entlassen. Das Komitee zum Schutz von Journalisten startete eine Kampagne für seine Freilassung. Die internationale Organisation für die Rechte von Journalisten, Reporter ohne Grenzen, tat es dem Komitee gleich. Christophe Deloire, der Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen, reiste letzte Woche zusammen mit Van de Lanotte in die Türkei, um Depardon zu besuchen. Seine Freunde und Kollegen hatten in den sozialen Medien unter dem Hashtag #FreeMathias Aufrufe für Depardons Freilassung angespornt.

Nach seiner Freilassung am Freitag reiste Depardon mit seiner Mutter nach Istanbul. Seine Freunde berichteten National Geographic dann, dass sein Flugzeug von Istanbul gestartet war und Mathias die Türkei offiziell in Richtung Paris verlassen hatte.

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