Chinas buntes Drachenbootfest

Drachen, Dämpfreis und ein Dichter prägen die Feierlichkeiten rund um diese jahrhundertealte Tradition.

Von Soo Youn
Veröffentlicht am 11. Juli 2018, 16:38 MESZ
Das chinesische Drachenbootfest
Bei diesen Bildern fällt es nicht schwer zu verstehen, woher das chinesische Drachenbootfest seinen Namen hat.

Am fünften Tag des fünften Monats im Mondkalender findet in China alljährlich das große Drachenbootfest statt, das von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt wurde.

Je nach Region können die Feierlichkeiten sich voneinander unterscheiden, aber eine Gemeinsamkeit gibt es immer: Wasser, Drachen und Boote sind ein integraler Bestandteil der Tradition. Auch die typische Feiertagsspeise Zongzi ist allgegenwärtig. Sie besteht aus Klebreis, der in Bambusblätter gewickelt und gedämpft wird. Es gibt sowohl herzhafte Variationen mit Fleisch, Eiern oder Pilzen als auch süße Zongzi, die beispielsweise mit roten Bohnen gefüllt sind – und natürlich kann man auch beides kombinieren.

Die Ursprünge des Drachenbootfests liegen allerdings im Dunkeln. „Das ist reine Fiktion, genau wie Weihnachten, der Weihnachtsmann und alle die Dinge, die damit zusammenhängen. Die Leute wissen vielleicht, dass es mit heidnischen Ritualen zusammenhängt. Aber um ehrlich zu sein weiß niemand wirklich, wie diese Feste entstanden sind“, sagt Erica Brindley, eine Professorin für Asienstudien, Geschichte und Philosophie an der Penn State University. „Die Ursprünge reichen vermutlich weit in die Vergangenheit zurück, aber die Erklärungen sind recht neu, circa aus den letzten 200 Jahren.“

Es wird sogar debattiert, ob die Tradition wirklich aus China kommt oder nicht. Im Jahr 2005 ließ die Regierung Südkoreas das Danoje-Fest der Stadt Gangneung bei der UNESCO registrieren. Das schamanistische Ritual, das seinen Höhepunkt ebenfalls am fünften Tag des fünften Monats erreicht, findet zu Ehren einer Berggottheit statt und wird mit traditionellen Liedern, einem Maskentanz, Gedichten und dem Brauen eines speziellen Likörs begangen. Laut der UNESCO zeichnet sich das Danoje-Fest auch dadurch aus, dass konfuzianistische, schamanistische und buddhistische Rituale dabei gleichberechtigt koexistieren.

China reagierte empört auf Koreas Vorstoß und ließ prompt sein eigenes Drachenbootfest registrieren. Auch wenn die Feierlichkeiten regionale Unterschiede aufweisen, stammt die Tradition Brindley zufolge aus dem Süden Chinas. „Es ist eine sehr wasserreiche, subtropische Region – so wie Florida und die Karibik. Sie wird stark mit Wasser, Schwimmen und Booten assoziiert. Schlangen, mythologische Schlangenkreaturen und Drachen spielten da eine wichtige Rolle.“

Bei vielen regionalen Feierlichkeiten spielt auch Qu Yuan eine Schlüsselrolle, der am Hofe des Chu-Reiches ein wichtiger Staatsmann und Dichter war. Durch Intrigen und seine politische Meinung soll er vom Kaiser ins Exil geschickt worden sein. Im Jahr 278 v. Chr. soll sich Qu Yuan dann nach der Gefangennahme des Kaisers durch feindliche Mächte im Fluss Miluo ertränkt haben.

Sein Selbstmord wird als Loyalität dem Staat gegenüber interpretiert – eine Art weitergedachte Kindliche Pietät, die im Konfuzianismus den Respekt gegenüber den Eltern und Älteren zum Ausdruck bringt und Brindley zufolge in China eine sehr geschätzte Tugend ist. Die Zongzi wurden ins Wasser gelegt, um Qus Seele zu nähren.

Auch heutzutage inspiriert seine Dichtkunst noch Akademiker. „Sie ist fantastisch und lebhaft und beschäftigt sich mit der Geisterwelt. Sie ist wirklich schön“, so Brindley. „Das Fest vermittelt diese Geschichten und verknüpft sie mit Traditionen.“

 

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