Steinzeit-Mode: Handtasche war mit 100 Hundezähnen verziert

In einem deutschen Tagebau förderten Archäologen ein echtes Schmuckstück zutage.

Von Andrew Curry
Veröffentlicht am 1. Juli 2019, 16:14 MESZ
Die Hundezähne zierten einst wahrscheinlich eine Handtasche, deren Stoff aber im Laufe der Zeit verrottet ist.
Die Hundezähne zierten einst wahrscheinlich eine Handtasche, deren Stoff aber im Laufe der Zeit verrottet ist.
Foto von Mitfreundlicher Genehmigung von Klaus Bentele, LDA Halle

Es ist ein echtes Dilemma: Eigentlich hätte man gern eine ausgefallene Handtasche, aber knallige Farben und Strasssteine werden erst in ein paar Jahrtausenden erfunden. Ein steinzeitlicher Bewohner Deutschlands hat sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um seine Tasche zu verzieren.

Bei Ausgrabungen in der Nähe von Leipzig wurden 2012 mehr als 100 Hundezähne gefunden, die dicht an dicht in einem Grab arrangiert waren, das auf einen Zeitraum von 2500 bis 2200 v. Chr. datiert wurde.
Laut der Archäologin Susanne Friederich zierten die Zähne einst wahrscheinlich die äußere Klappe einer Handtasche.

„Im Laufe der Jahre verschwand das Leder oder der Stoff, und alles, was noch übrig ist, sind die Zähne. Sie zeigen alle in dieselbe Richtung, daher sieht das einer modernen Handtaschenklappe sehr ähnlich“, sagte Friederich vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt.

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Die Hundezähne wurden bei Ausgrabungen im Tagebau Profen entdeckt.

Insgesamt gab es mehrere 1000 Funde aus späterer Zeit, darunter auch das Grab einer Frau, die um das Jahr 50 v. Chr. herum mit einem halben Kilogramm Goldschmuck bestattet wurde.

Aber selbst im Kontext einer so reichhaltigen Fundstelle sticht die Handtasche als besondere Entdeckung hervor, wie die Projektleiterin Friederich erzählte. „Es ist das erste Mal, dass wir einen direkten Beleg für eine solche Tasche haben.“

Mode mit Biss

So selten die Handtasche auch sein mag – in steinzeitlichen Gräbern aus Nord-und Mitteleuropa findet man Hundezähne relativ häufig, wie Friederich erklärt.

Tatsächlich deutet die schiere Zahl von Zähnen in den Gräbern der Region darauf hin, dass Hunde gleichermaßen Nutz- wie Haustiere waren. Allein für die Klappe der Tasche waren die Zähne von einem Dutzend der Tiere nötig.

(Prähistorischer Welpe könnte der älteste Beweis für die Bindung zwischen Haustier und Mensch sein.)

In anderen Gräbern aus der Steinzeit entdeckte man Zähne von Wölfen und Hunden sowie Muschelschalen. Diese waren in Mustern angeordnet, welche vermuten lassen, dass die Leichname mit verzierten Decken zugedeckt worden waren.

Nachdem der Stoff verrottet war, blieben nur noch die tierischen Überreste zurück, erklärte Friederich.

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    Viel öfter fanden sich Hundezähne jedoch als Haarschmuck und Halsketten für Frauen und Männer.

    „Das schien damals sehr modisch gewesen sein“, sagte Harald Stäuble, ein Archäologe des Landesamtes für Archäologie Sachsen.

    „Nicht jeder wurde mit so schönen Dingen bestattet – das waren nur die ganz besonderen Gräber.“

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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