Rauchsauna in Estland: Heißkalte Reinigung

Die Rauchsauna ist in Estland ein uralter Brauch. Das Ritual soll den Körper wie auch den Geist heilen.

Von Erkki Peetsalu
bilder von Andres Treial
Veröffentlicht am 15. Nov. 2021, 14:39 MEZ
Ein Mann erfrischt sich nackt in einem Eissee

Im Südosten von Estland führt ein Besuch in der Rauchsauna seit Jahrhunderten mehrere Generationen zusammen. Noch heute sind schätzungsweise 3000 Rauchsaunen in der Region in Betrieb. Um sich nach einem Schwitzbad abzukühlen, gilt ein Sprung in einen eiskalten See oder das Rollen im Schnee als besonders belebend und erfrischend.

Foto von Andres Treial

In Estland hat die Rauchsauna eine lange Tradition. An dem spirituellen Ort werden Körper und Seele gereinigt.

Die Rauchsauna geht auf uralte Schwitzbadtraditionen von Kulturen aus aller Welt zurück. Einst galt die Sauna – meist eine kleine Holzhütte etwas abseits in der Natur – als Tor zwischen dem Diesseits und dem spirituellen Reich. Es war ein Ort, um mit den Ahnen zu kommunizieren und sie um Rat zu bitten; auch Kinder wurden in den Häuschen geboren. Von der Geburt bis zum Tod sind Rauchsaunen mit den Zyklen des Lebens verbunden.

Saunabadende aus drei Generationen schlagen einander behutsam mit blattbehangenen Zweigbündeln, den sogenannten Quirlen. Dies soll den Kreislauf anregen. Wände und Bänke der Rauchsauna sind vom Ruß geschwärzt. 

Foto von Andres Treial

Im Südosten von Estland stehen schätzungsweise 3000 Rauchsaunen. Im Leben vieler Esten ist die Schwitztradition tief verankert: Noch heute beraten die Ältesten einer Gemeinde die Jüngeren, wie man die andernorts kaum mehr betriebene Sauna baut, heizt und benutzt. Für ein Schwitzbad wird ein Holzfeuer in einer offenen Feuerstelle entzündet, um Steine zu erhitzen. Anders als eine konventionelle Sauna hat eine Rauchsauna keinen Schornstein. Folglich zirkuliert der entstehende Rauch eine Weile im Innern. Erst wenn die Steine die gewünschte Temperatur erreicht haben, leitet man den Rauch über Entlüftungsklappen ab. Anschließend wird Wasser auf die erhitzten Steine gegossen, was Dampf erzeugt.

In einer Rauchsauna räuchern Estlands Einwohner traditionell auch Fleisch oder trocknen Gerstenmalz.

Foto von Andres Treial

Das Schwitzbad selbst folgt einem festen rituellen Ablauf aus Reinigung, Heilung und dem Ausdruck von Dankbarkeit. Nebenbei fördert das Schwitzen die körperliche Entspannung und regt den Blutkreislauf an. Darüber hinaus dient eine Rauchsauna auch ganz prosaisch zum Räuchern von Fleisch sowie dem Trocknen von Kräutern oder Schafwolle.

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Foto von National Geographic

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