Bundeslade, Heiliger Gral und das Grabtuch von Turin: Die Geschichte der sagenumwobenen Reliquien

Sie gelten als einige der heiligsten Artefakte des Juden- und Christentums. Doch gibt es sie wirklich und wo sind sie zu finden?

Von Pat Daniels
Veröffentlicht am 31. Juli 2023, 11:24 MESZ
Laut Altem Testament bewahrten die Israeliten die Zehn Gebote in der Bundeslade auf. Ihr wurden übernatürliche, ...

Laut Altem Testament bewahrten die Israeliten die Zehn Gebote in der Bundeslade auf. Ihr wurden übernatürliche, teils zerstörerische Kräfte beigemessen. Was ist die Geschichte hinter der Truhe?

Foto von Oliver Denker

Wer sich in die Geschichte vertieft und die Wissenschaft genauer unter die Lupe nimmt, stellt fest, wie wenig wir über die Welt wissen. Auf Schritt und Tritt begegnen uns Rätsel, etwa, wenn es um drei der heiligsten Artefakte der jüdischen und christlichen Religion geht.

​Bundeslade: Truhe mit zerstörerischer Macht

In mehreren Büchern des Alten Testaments wird die Bundeslade beschrieben. Der 1,20 Meter lange vergoldete Kasten enthielt nicht nur die Tafeln mit den zehn Geboten, sondern besaß auch erstaunliche Kräfte: Beim Auszug der Israeliten aus Ägypten teilte die Lade das Wasser des Jordan. Als sie um Jericho getragen wurde, brachte sie die Stadtmauern zum Einsturz. Schließlich wurde die Lade in den salomonischen Tempel in Jerusalem gebracht. Dort verliert sich ihre Spur: Als die Babylonier 586 v. Chr. in Jerusalem einfielen, wurde der Tempel zerstört, und die Bundeslade verschwand aus den Aufzeichnungen. Dieses Gemälde aus dem 18. Jahrhundert zeigt König Salomon vor der Bundeslade. Manche glauben, sie sei noch immer auf dem Tempelberg vergraben. Andere meinen, sie sei während der Kreuzzüge gestohlen und nach Frankreich gebracht worden. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche behauptet, sie befinde sich in Aksum, hat sie aber noch nicht öffentlich gezeigt. Der Brite Tudor Parfitt von der London School of Oriental and African Studies brachte sie mit einem heiligen Behältnis in Simbabwe in Verbindung, wohin der Clan der Lemba, potenziell direkte Nachfahren der Israeliten, die Bundeslade gebracht haben soll. Der betreffende Behälter Ngoma („Trommel der Ahnen“) ist laut C14-Datierung aber jünger als die Bundeslade

​Der Heilige Gral: Verheißung auf ewiges Leben

Der Heilige Gral wird zumeist für den Kelch gehalten, aus dem Jesus beim Letzten Abendmahl getrunken haben soll. Allerdings tauchte er als solcher in der Literatur erst im 12. Jahrhundert auf, als der französische Dichter Chrétien de Troyes den Versroman „Perceval oder die Geschichte vom Gral“ schrieb. Der Gral ist darin eine Servierschüssel unter mehreren mystischen Objekten, die dem jungen Parzival vorgeführt werden. Erst im folgenden Jahrhundert brachte ihn Robert de Boron in seinem Gedicht „Joseph von Arimathäa“ mit dem Abendmahl in Verbindung. Von da an blühte die Grals-Legende zusammen mit dem Artusroman in einer Mischung aus keltischer und christlicher Symbolik, Fakten und Fantasie. Das sagenumwobene Gefäß soll all jenen, die aus ihm trinken, das ewige Leben verleihen. Manche sagen, der Templerorden habe es aus Jerusalem gerettet und versteckt. Orte von Spanien bis Maryland behaupten, im Besitz des wahren Gral zu sein. Wahrscheinlich handelt es sich aber um eine rein literarische Erfindung.

​Grabtuch von Turin: Totentuch Jesu oder Fälschung?

Vielleicht Turiner Grabtuch echt, vielleicht eine Fälschung, auf jeden Fall zeigt es die Grenzen der Wissenschaft auf. Viele halten das lange rechteckige Leinentuch für das Totentuch Jesu. Auf seiner Oberfläche ist schwach das Abbild eines nackten, bärtigen Mannes zu erkennen (deutlicher auf Fotos), mit Wunden, wie sie Jesus bei seinem Tod erlitten hat. Das Tuch wird heute in der Grabtuchkapelle des Turiner Doms aufbewahrt. Über die Echtheit des Grabtuchs wird seit seinem Auftauchen im 14. Jahrhundert debattiert. Im Jahr 1988 datierten drei unabhängige C14-Analysen das Tuch auf die Zeit zwischen 1260 und 1390, lange nach dem Tod Jesu. Im Jahr 2005 behauptete ein Wissenschaftler, die Tests seien an Flickstellen durchgeführt worden und das Tuch sei viel älter. 2013 untersuchten Forscher der Universität Padua die Fasern von 1988 erneut und datierten sie auf die Zeit zwischen 300 v. Chr. und 400 n. Chr., also um die Zeit Jesu. 2015 pilgerte Papst Franziskus zum Leichentuch. Eine Nachbildung ist im Grabtuchmuseum in Turin ausgestellt.

BELIEBT

    mehr anzeigen

    Unser National Geographic Special Nr. 14 ist seit dem 28. Juli im Handel erhältlich.

    Foto von National Geographic

    Einige der größten Rätsel bleiben bis heute ungelöst. Ihnen widmet sich unser National Geographic Special Nr. 14 „Die großen Rätsel der Menschheit“. Verpassen Sie keine Ausgabe mehr: Sichern Sie sich die nächsten 2 Ausgaben zum Sonderpreis!

    loading

    Nat Geo Entdecken

    • Tiere
    • Umwelt
    • Geschichte und Kultur
    • Wissenschaft
    • Reise und Abenteuer
    • Fotografie
    • Video

    Über uns

    Abonnement

    • Magazin-Abo
    • TV-Abo
    • Bücher
    • Disney+

    Folgen Sie uns

    Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2024 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved