Trick or Treat: Wie Halloween nach Deutschland kam

Süßes, sonst gibt's Saures: Auch hierzulande ziehen Kinder am 31. Oktober verkleidet durch die Nachbarschaft und sammeln Süßigkeiten. Wie kam der Brauch nach Deutschland? Und was hat das unser Halloween mit Karneval zu tun?

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 27. Okt. 2023, 08:55 MESZ
Ein Kind hält einen Eimer Süßigkeiten in die Kamera, der aussieht wie ein Kürbis.

Sich an Halloween verkleiden und Süßigkeiten in der Nachbarschaft sammeln: Auch in Deutschland wird dieser Brauch beliebter.

Foto von zulfiska / Adobe Stock

Kürbisse, Horrorfilme, Verkleidungen: Laut Umfragen des Statistik-Portals Statista wird Halloween in Deutschland langsam beliebter. Das haben wir auch der Spielwarenindustrie zu verdanken, die das Fest im Jahr 1991 aus einem kuriosen Grund zu pushen begann: Sie brauchten einen Ersatz für den Karnevalstrubel, der in jenem Jahr aufgrund des Golfkrieges ausgesetzt wurde. 

Doch woher stammen überhaupt die Traditionen, die damals in Deutschland etabliert werden sollten? 

Samhain: Ursprung von Halloween

Obwohl Halloween heutzutage meist mit den USA in Verbindung gebracht wird, stammt das Fest ursprünglich aus Irland. Dort feierten die Kelten bereits vor etwa 2.000 Jahren vom 31. Oktober auf den 1. November das Samhain-Fest, um die Erntezeit und gleichzeitig die dunkle Jahreszeit einzuläuten. Die Kelten glaubten, dass am 1. November der Schleier zwischen der Welt der Menschen und der sogenannten Anderswelt der Toten besonders dünn ist – sodass Dämonen und Geister ihn durchbrechen können.

Um jene Dämonen zu verjagen, brachten sie zur Nacht des 31. Oktobers Opfer, darunter auch Tiere, und verkleideten sich selbst als Geister, um nicht von den Dämonen erkannt und in die Anderswelt gezogen zu werden.

Was haben Süßigkeiten und Verkleidungen mit Halloween zu tun?

Im 7. Jahrhundert breitete sich das Christentum in Irland aus und viele der keltischen Bräuche vermischten sich mit christlichen Traditionen. Dabei wurde aus Samhain Allerheiligen, im Original All Hallows' Day, und fand am 1. November statt. Der Abend davor wurde weiterhin mit Lagerfeuern und Kostümen gefeiert – als All Hallows' Eve, heute: Halloween. Die Tradition, dass an Halloween heute von Tür zu Tür gezogen wird, um Süßigkeiten zu sammeln, hängt dabei möglicherweise mit dem 2. November zusammen. Dieser wurde zum All Saints Day, an dem arme Menschen bei reichen Mitbürger*innen klingelten und nach einem speziellen Gebäck im Tausch gegen Gebete für verstorbene Verwandte fragten, dem sogenannten Soul Cake. Bekannt war die Praxis deshalb auch als Souling

Gleichzeitig wurde in Irland und Schottland das sogenannte Guising beliebt. Dabei verkleideten sich Kinder als böse Geister, um sich vor Dämonen zu schützen, ähnlich wie es die Kelten zuvor zu Samhain taten, und zogen durch die Straßen. Sie sangen Lieder oder führten kleine Kunststücke auf, um im Gegenzug Geschenke zu erhalten. 

In die Vereinigten Staaten kamen die Traditionen dann mit irischen und schottischen Migrant*innen. Der Ausdruck „Trick or Treat“ im Zusammenhang mit den Bräuchen etablierte sich vermutlich in den 1920er- und 1930er-Jahren. Laut Merriam-Webster tauchte er in den USA erstmals am 1. November 1928 in einem Bericht über die vergangene Halloweennacht der Bay City Times auf, einer Zeitung aus dem US-Bundesstaat Michigan. Richtig Fuß fasste die Tradition dann nach dem Zweiten Weltkrieg, als Kinder regelmäßig verkleidet durch die Straßen der US-amerikanischen Vororte zogen. Und wurde seither immer weiter kommerzialisiert. 2023 erwartet die National Retail Federation im Zusammenhang mit Halloween einen Umsatz von 12,2 Milliarden US-Dollar für Süßigkeiten, Kostüme und Dekoration.

Halloween kommt nach Deutschland

Mittlerweile ist Halloween auch in Deutschland angekommen – und wird seit etwa 30 Jahren weitläufiger gefeiert. Dabei sind die Ursprünge des Festes hierzulande noch viel kommerzieller als in den USA. Verantwortlich dafür ist die Spielwaren- und Eventbranche, die im Jahr 1991 erhebliche finanzielle Einbußen durch den Ausfall der Karnevalssaison aufgrund des zweiten Golfkriegs verzeichnen musste. Also musste ein Ersatz für das Fest her.

BELIEBT

    mehr anzeigen

    So ausschweifend wie in den USA ist die Halloween-Dekoration in Deutschland meist noch nicht – dennoch zeigen die Verkaufszahlen von Kostümen, Dekoartikeln und Süßigkeiten: Halloween ist in Deutschland angekommen.

    Foto von PhotoSpirit / AdobeStock

    Die Idee: Die Kostüme, die in Deutschland sonst an Karneval verkauft werden, sollten im Oktober für das Halloween-Fest genutzt werden. Man entschied sich, das Fest dafür in Deutschland groß aufzuziehen – mit Erfolg. Mittlerweile generiert die Halloweensaison laut der Fachgruppe Karneval des Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie (DVSI) jährlich schätzungsweise rund 200 Millionen Euro Umsatz, Tendenz steigend. Auch die Süßwarenindustrie profitiert: Immer öfter sieht man am 31. Oktober auch in Deutschland Kinder durch die Nachbarschaften ziehen. Der Ausdruck „Trick or Treat“ heißt hierzulande „Süßes, sonst gibt’s Saures“.

    Mittlerweile genießt Halloween sowohl in den USA als auch in Deutschland einen Ruf als besonders kommerzielles Fest. Dennoch wird es vor allem bei Horrorfans immer beliebter – und auch Kinder kommen heutzutage auf ihre Kosten: Laut einer Umfrage von Statista war im Jahr 2022 jede*r fünfte Deutsche auf verkleidete Kinder vorbereitet, die Süßes forderten.

    loading

    Nat Geo Entdecken

    • Tiere
    • Umwelt
    • Geschichte und Kultur
    • Wissenschaft
    • Reise und Abenteuer
    • Fotografie
    • Video

    Über uns

    Abonnement

    • Magazin-Abo
    • TV-Abo
    • Bücher
    • Disney+

    Folgen Sie uns

    Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2024 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved