Jahrhundertfund: Vollständig erhaltene keltische Grabkammer entdeckt

Unter einem Grabhügel bei Riedlingen haben Forschende ein 2.600 Jahre altes Keltengrab aus Holz entdeckt. Ein ähnlicher Fund wurde zuletzt vor über 100 Jahren gemacht.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 23. Okt. 2024, 09:26 MESZ
Blick auf die Holzwände und den Boden der Kammer.

Der Boden und die noch immer aufrecht stehenden Wände der Grabkammer.

Foto von Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart / Jörn Heimann

Es ist ein Fund, der in einem ähnlichen Ausmaß in Deutschland zuletzt 1890 gemacht wurde: eine vollständig erhaltene keltische Grabkammer. Sie wurde im Rahmen von Ausgrabungen bei Riedlingen in Baden-Württemberg entdeckt, unter einem sogenannten Fürstengrabhügel, der einst einen Durchmesser von 65 Metern und eine Höhe von sechs Metern hatte. Heute ist der Grabhügel noch immer zwei Meter hoch. Darunter: die vermutlich im 1. Jahrtausend v. Chr. errichtete Kammer aus massivem Eichenholz sowie die Knochen eines Menschen.

„Die neu entdeckte Grabkammer stellt ein herausragendes Zeugnis unserer reichen Denkmallandschaft dar“, sagt Andrea Lindlohr, Staatssekretärin im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg. Sie sei ein Glücksfall für die Archäologie und von großer wissenschaftlicher Bedeutung.

Aufbau der Grabkammer und Näheres zum Toten

Die Grabkammer befindet sich nur etwa 70 Zentimeter unter der heutigen Hügeloberfläche. Über die Jahrtausende ist ihre Decke eingestürzt, die Wände und der Boden der Kammer sowie die Balken und Bretter der einstigen Decke sind allerdings noch immer erhalten. Sie bestehen aus Eichenholz und wurden durch die besonderen Bedingungen in der Erde des Hügels über die Jahrtausende konserviert. So konnten die genauen Maße der Kammer auch heute noch bestimmt werden: Sie war 3,40 Meter breit, 4,05 Meter lang und vermutlich etwa einen Meter hoch. 

 Rekonstruktion der Grabkammer im Zentrum des Grabhügels.

 Rekonstruktion der Grabkammer im Zentrum des Grabhügels.

Foto von Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart / Faber Courti-Al

Aufgrund des guten Erhaltungszustandes des Holzes kann dieses laut dem Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, das die Ausgrabungen betreut, in Zukunft konkret datiert werden. Diese Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen, bei einem in der Kammer gefundenen Holzobjekt konnte aber bereits das Alter bestimmt werden. Es stammt aus dem Holz einer im Jahr 585 v. Chr. gefällten Eiche. Das lässt laut LDA darauf schließen, dass auch das Grab aus etwa dieser Zeit stammt.

Auch über den Menschen, der in der Kammer begraben wurde, wollen die Forschenden durch weitere Untersuchungen noch mehr erfahren. Bisher wurden mehrere gut erhaltene Knochen des Individuums geborgen und untersucht. Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich bei dem Toten um einen 15 bis 20 Jahre alten, zwischen 160 und 168 cm großen Jungen oder Mann.

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    Antike Grabräuber auf spektakulärer Mission

    Weitere Grabbeigaben konnten bisher nicht gefunden werden. Das liegt daran, dass sich einst antike Grabräuber an dem Grab zu schaffen gemacht hatten und es laut LDA „gründlich und systematisch“ geplündert hatten. Das sei für Grabkammern aus der Keltenzeit nicht selten.

    In diesem Fall hatten die Räuber zwei Tunnel gegraben, die durch den Hügel zur Decke der Kammer führten. Nach der Fertigstellung der Tunnel hatten die Räuber vermutlich die Decke durchschlagen und dann die Kammer, die damals noch begehbar war, ausgeräumt. Das Einstiegsloch war den Untersuchungen zufolge etwa 40 mal 45 Zentimeter groß.

    Die Forschenden erhoffen sich, im Laufe der weiteren Grabungen dennoch einige Gegenstände bergen zu können. Der Boden der Kammer sei noch nicht vollständig ausgegraben – möglicherweise befinden sich dort Schätze, die von den Räubern übersehen wurden.

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