King Arthur’s Hall: Neue Erkenntnisse zu sagenumwobener Stätte im Moor
Ein mit König Artus verbundenes Denkmal in Cornwall ist fast 4.000 Jahre älter als bisher angenommen. Muss die Geschichte der ,alten Halle‘ nun neu geschrieben werden?
Der Wall um die Anlage der Stätte King Arthur’s Hall besteht bis heute. Sie besteht aus Erde und Steinen, die teilweise bis zu 1,80 hoch sind und bis heute stehen.
Von den Rittern der Tafelrunde bis hin zu spektakulären Kämpfen gegen die Sachsen – King Arthur, zu Deutsch König Artus, ist eine der wohl bekanntesten Sagenfiguren aus der englischen Geschichte. Obwohl man bis heute nicht sicher sagen kann, ob es ihn wirklich gegeben hat, kann man in England unzählige Schauplätze seiner Legenden besuchen. Darunter den Austragungsort eines Kampfes zwischen Artus und einem Riesen und die nach dem König benannte King Arthur’ s Hall.
Letztere ist es, die nun von einem Team der Cornwall Archaeological Unit (CAU) und dem Denkmalschutzverein Historic England genauer untersucht wurde. Bei der archäologischen Stätte handelt es sich um eine etwa 21 mal 49 Meter große Anlage, die von einem Wall aus Erde und 56 stehenden Steinen abgegrenzt wird. Bei der Untersuchung der Steine stellten die Forschenden fest: Der Ort, der aus heute nicht mehr bekannten Gründen mit König Artus in Zusammenhang gebracht wird, wurde in der Jungsteinzeit gebaut – und nicht, wie zuvor vermutet, im Mittelalter.
Komplexe Geschichte einer sagenumwobenen Stätte
King Arthur’s Hall befindet sich im Bodmin Moor, einer Hochmoorlandschaft in Cornwall, England. Bisher wurde vermutet, dass die Anlage zumindest eine Zeit lang als Tiergehege genutzt wurde, viel mehr war über sie allerdings nicht bekannt. Das genaue Alter der Stätte wurde im Rahmen der aktuellen Untersuchungen nun erstmals konkret nachgewiesen.
Dazu analysierten die Forschenden von Historic England unter anderem Proben von Pollen, Insekten und Parasiten, die sie dem Baumaterial der Stätte entnahmen, und datierten diese mithilfe der Radiokarbonmethode. Das so errechnete Alter der Stätte liegt bei 5.000 bis 5.500 Jahren und nicht bei den etwa 1.000 Jahren, die ihr bisher nachgesagt wurden.
Ein Mitglied des Forschungsteams, Tim Kinnaird, nimmt Proben der Steine und des organischen Materials aus dem Wall der Anlage.
„Die Erkenntnis, dass King Arthur's Hall neolithischen Ursprungs ist, ist aufregend und verleiht dieser rätselhaften Stätte, die nur wenige Parallelen in England hat, eine erhebliche zeitliche Tiefe“, sagt Phil McMahon, Experte bei Historic England. Auf der Grundlage dieses Wissens müsse man die Geschichte der prähistorischen Landschaft von Bodmin Moor und King Arthur’s Hall neu bewerten müsse.
Nutzen der Stätte: Rituale, Zeremonien und Tierhaltung?
Die Untersuchungen zeigen dennoch erstmals eindeutig, dass King Arthur's Hall über eine lange Zeit hinweg von verschiedenen Gruppen zu verschiedenen Zwecken verwendet worden sein muss. Wozu genau, ist bisher aber unklar. „Das Monument bleibt rätselhaft: Es gibt keine ähnlichen Funde neolithischer Bauwerke dieser Art“, sagt Pete Herring von der CAU gegenüber dem englischen Express. Laut ihm ist es möglich, dass die Stätte einst heilig war oder für Versammlungen und Rituale genutzt wurde. Auch die Verwendung als Wasser- oder Vorratsspeicher oder als Tiergehege sei denkbar.
Laut Pete Herring von der CAU ist die Geschichte der Stätte mit ihrer mysteriösen Lage im Hochmoor somit möglicherweise genauso spannend, wie es die Legenden ihr nachsagen. „Der romantisch klingende Name King Arthur's Hall aus dem 16. Jahrhundert verrät uns, dass es sich hier um einen Ort handelt, der von den Bewohnern als etwas Uraltes und Unergründliches angesehen wird, wie andere Orte, die Artus zugeschrieben werden.“ Die Wissenschaft habe dieses Gefühl nun bestätigen können.