Islands Nachthimmel: Dem Weltraum so nah wie möglich

„Das ist fast so, als würde der Weltraum zu einem kommen“, erzählt ein Fotograf über die Polarlichter am Himmel über der fremdartigen Landschaft.

Von Nadia Drake
bilder von Robert Ormerod
Veröffentlicht am 6. Feb. 2023, 13:11 MEZ
Der Aurorajäger Gaukur Hjartarson schießt in der Nähe des Ortes Húsavík an der Nordküste Islands Fotos.
Foto von Robert Ormerod

Dank ihres dynamischen Kerns ist die Erde in ein Magnetfeld gehüllt, welches unseren Planeten vor schädlicher Strahlung schützt. Diese Magnetosphäre ist für das menschliche Auge für gewöhnlich unsichtbar – außer in Polnähe, wo schimmernde Lichter am Nachthimmel auf ihre Präsenz schließen lassen.

Das Polarlicht wird noch heller, wenn die Sonne eine besonders große Salve geladener Teilchen gen Erde schleudert, die mit den Atomen in der Atmosphäre zusammenstoßen und überwältigende Farben erzeugen.

Die eigentümliche Architektur Islands – wie am Beispiel dieses Hauses am Rande von Húsavík zu sehen – trägt zu der dramatischen nächtlichen Szenerie bei.
Foto von Robert Ormerod

Die Farben einer Aurora bzw. eines Polarlichts sind abhängig davon, in was für Atome die kosmischen Teilchen geschleudert werden. Sauerstoffatome in großen Höhen erzeugen rote Lichter, während Sauerstoff in niedrigeren Bereichen zu einer grünen Färbung führt. Stickstoffmoleküle können rot, manchmal blau und eventuell auch violett aufleuchten.

Für viele Weltraumenthusiasten ist Island der beste Ort, um diese Manifestationen unserer Magnetosphäre zu beobachten.

“Ich wollte an diesen Ort gehen, der so viele Sehnsüchte nach einer fremden Welt weckt, […] und nachts die Nordlichter in dieser Vulkanlandschaft sehen, die so sehr an den Mond erinnert“, sagt Robert Ormerod, ein Fotograf aus dem Vereinigten Königreich.

BELIEBT

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    Der Inselstaat im Nordatlantik ist von schroffen Lavafeldern, Gletschern, geothermalen Strukturen und schwarzen Sandstränden geprägt. Die fast schon außerirdische Landschaft diente als Kulisse für „Prometheus“, „Interstellar“, diverse „Star Wars“-Filme und „Game of Thrones“. Wenn der Himmel über der Landschaft in bunten Farben aufleuchtet, verleiht er ihr eine noch seltsamere Atmosphäre.

    Ormerod reiste im Zuge eines Projekts nach Island, welches das Leben jener Menschen beleuchten soll, die vom Kosmos fasziniert sind und sich nach einer Reise zu den Sternen sehnen, aber wie die meisten von uns nie die Möglichkeit dazu haben werden.

    Eine neue Aurora namens "Steve"
    Diese neue Art von violetter, langgezogener Aurora heißt Steve. Amateurbeobachter haben Physiker auf die Bänder aufmerksam gemacht, die in Ost-West-Richtung verlaufen.

    “Was wird aus den Menschen, die diesen Traum nicht loslassen können, aber auch keine Astronauten werden können? Wohin gehen sie mit dieser Leidenschaft?“, fragt er.

    Unter seinen Motiven befinden sich Menschen, die an Marssimulationen teilgenommen haben, die von der Suche nach intelligenten außerirdischen Zivilisationen fasziniert sind und Amateurraketenbauer. Und dann gibt es da noch die Aurorajäger, die bis zum Äußersten gehen, um die flüchtigen kosmischen Lichter zu sehen.

    Örlygur Hnefill Örlygsson trägt eine Nachbildung eines Apollo-Weltraumanzugs und steht am Rande von Húsavík. 2015 führte Örlygur eine Expedition mit den Apollo-Astronauten Walter Cunningham, Rusty Schweikart und Harrison Schmitt sowie der Familie von Neil Armstrong zu den Apollo-Übungsplätzen in Island.
    Foto von Robert Ormerod

    “Für mich ist das auch eine Form von Weltraumenthusiasmus: Seht nur, wie schön das ist; seht nur, wie klein wir sind; seht euch dieses fremdartige Phänomen an“, sagt er. „Das ist fast so, als würde der Weltraum zu einem kommen.“

    Oremrod hat Island letztes Jahr besucht, um nicht nur den nördlichen Himmel zu fotografieren, sondern auch Örlygur Hnefill Örlygsson, der das Exploration Museum in Island leitet. Örlygsson besitzt eine Nachbildung eines Weltraumanzugs aus der Apollo-Ära und war behilflich dabei, Apollo-Astronauten auf die Insel zurückzubringen, auf der sie einst für ihren Mondspaziergang trainierten.

    Auf dieser Reise fuhr Ormerod auch auf der Ringstraße und traf dort zwei Brüder und Aurorajäger. Damals sah er auch sein allererstes Nordlicht.

    “Das war ein ziemlich überwältigender Moment. Es hat mich wirklich umgehauen“, erinnert er sich. „Und die sagten nur: Das ist noch gar nichts.“

    Dampf steigt von einem geothermischen Kraftwerk in der Nähe der Nordseite des isländischen Sees Mývatn auf.
    Foto von Robert Ormerod

    In der drauffolgenden Nacht ging Ormerod fast nicht mit raus, als die Brüder kamen, um ihn abzuholen. Er war müde von der Reise und dem Shooting in der vorigen Nacht. Aber er wurde dafür belohnt, den Wagen verlassen zu haben, in dem er schlief: Die himmlische Lichtshow war in jener Nacht noch eindrucksvoller. Während des Höhepunkts versuchte Ormerod nicht länger, das Naturschauspiel einzufangen. Er legte einfach seine Kamera beiseite und sah zu.

    “Ich hatte auf Fotos noch nie etwas gesehen, das so aussah“, sagt er. „Es formte diese Muster am Himmel, wie Spinnen, die über den ganzen Nachthimmel krabbeln. Es sah aus wie eine Alieninvasion. Das war irre.“

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