Galerie: „Lost Places“ – Neugier, Nervenkitzel und die morbide Schönheit des Verfalls

Die Bowlingbahn „Zur blauen Kugel“. Für Nic läuft jede Erkundungstour nach einem besonderen Schema ab. „Ich muss prinzipiell direkt im Eingangsbereich anfangen zu fotografieren, sonst komme ich aus dem gewohnten Konzept. In der Regel schaue ich mich dann einmal grob um und arbeite mich dann von oben runter.“
Das Elisabeth-Sanatorium in der Nähe von Berlin im Jahr 2016. Die Lungenheilanstalt wurde 1912 gebaut und in den 60er Jahren als Hautklinik genutzt. Julia Solis neuestes Projekt ist eine Klanginstallation in verlassenen Tunneln (www.stellarwobble.com), die im Juni 2022 in den Berliner Unterwelten ein Gastspiel hat.
Wohnzimmer eines verlassenen Wohnhauses. „Wo der Kopf Geister sehen will, wird er Sie auch sehen“, sagt Nic.
„Im Haus wimmelt es von Fliegen“, schreibt Nic zu diesem Haus auf seiner Internetseite. „Ich hoffe, nicht auf ein verwesendes Tier zu stoßen. Die Zitrusfrüchte auf dem Tisch sind aus Plastik. Nicht so die Schokoladenpralinen. Doch zum Verzehr geeignet sind sie nicht mehr. Das Haus steht seit vielen Jahren leer.“
„Das Haus steht an einem kleinen Seitenarm einer wenig befahrenen Landstraße. An den Wänden hingen Jagdtrophäen und ausgestopfte Wildtierköpfe, stellenweise sieht man nur noch die Umrisse. Sie sind wahrscheinlich im Nachgang gestohlen worden. Laut meinen Informationen ist die frühere Bewohnerin alleine in Ihrem Bett verstorben.
„Das Heinrich Heine Hotel in Schierke wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und inzwischen abgerissen. Wir entdeckten es zufällig auf einer Reise durch den Harz“, sagt Julia Solis. „Es stand offen, schien aber völlig unberührt. Innen war es sehr feucht mit viel Schimmel, aber der Verfall war wunderschön.“
Ein ehemaliges Kinderkrankenhaus südlich von Berlin, das bis in die frühen Neunzigerjahre als sowjetisches Lazarett und Militärkrankenhaus genutzt wurde. Nach dem Mauerfall verließ die Armee das Gelände. Es hatte viele Wandmalereien aus DDR-Zeiten und war eine faszinierende Zeitkapsel.
Eine kleine Bühne in der Ruine einer Lungenheilanstalt im Harzer Wald aus dem frühen 20. Jahrhundert. Julia Solis besuchte sie im Jahr 2013: „Als ich dort war, gab es fast keine Graffiti und das Hauptgebäude machte einen sehr schönen, verwilderten Eindruck.“
Eine ehemalige militärische Flugschule. „Die Bauweise ist interessant. Vorne blickt man auf das Militärgelände, hinten auf das Flugfeld. Ich entdecke alte Büros, Schulungsräume, einen Tresor und natürlich den kleinen Tower auf dem Dach. Schriftstücke zeigen das Jahr 1978… lange her.“
Im Jahr 2017 besuchte Nic einen der berühmtesten verlassenen Orte der Welt: Tschernobyl. Diese Aufnahme stammt aus dem ehemaligen Krankenhaus. „Ich war drei Tage lang in der Sperrzone, in den Gebieten um den havarierten Reaktor und in der Geisterstadt Prypjat.“ Er würde gerne noch einmal zurückkehren, dann aber weniger fotografieren und „mehr mit meinen eigenen Augen erleben.“
„Es gibt Häuser, die sind mir nicht wohl“, sagt Nic über dieses Objekt. „Ich fühle mich nicht willkommen hier, kann den Blick aber kaum abwenden. Ein Nachbar erzählte mir, dass hier ein alter Mann gelebt hat. Er war sich nicht sicher, ob er auch hier gestorben ist. Er war schweigsam, mürrisch. Dem Aussehen nach war er wohl Förster, aber er kannte ihn nicht gut.“
