Forscher erkunden das Herz Afrikas mit Fatbikes und Tauchausrüstung

Eine neue Explorationsphase nimmt die wilden Tiere der Okavanga-Region ins Visier.

Von Brian Clark Howard
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:31 MEZ

Dieser Artikel wurde am 12.04.2017 veröffentlicht. 

Drei Forscherteams begaben sich in die Wildnis im Herzen Afrikas, um einen größeren Teil des Okavango-Flussbeckens zu untersuchen – ein Teil dieses Gebiets ist UNESCO-Welterbe und eines der größten Feuchtgebiete der Erde. Die Expedition, die von der National Geographic Society gefördert wird, will die Pflanzen und Tiere im nicht geschützten Hochland von Angola katalogisieren. Das letztendliche Ziel ist es, einen besseren Schutz für die reichhaltige Biodiversität und die dort lebenden Menschen zu ermöglichen, von denen viele noch einen traditionellen Lebensstil pflegen.

Die Tierwelt, die die Forscher bereits über die letzten Jahre auf ihren vorherigen Reisen in die Region – im Zuge des National Geographic Okavango Wilderness Project – dokumentiert haben, sei „unglaublich“, sagte Chris Boyes, Biologe und Wildnisführer aus Südafrika, der bei der Koordination der Expeditionen hilft.

Im August 2016 legten Boyes und seine Teamkollegen Kamerafallen im Okavango aus, die einen Überfluss an Leoparden, Geparden, Löwen, Wildhunden, Erdferkeln, Honigdachsen und vielen weiteren Tieren belegten.

„Jetzt gehen wir mit neuen Teams da raus, um diese unglaubliche Region noch besser zu verstehen“, sagte Boyes.

Bis Ende April werden er und die anderen Forscher das Hochland von Angola passieren, entlang der Quellseen des Okavango-Flussbeckens, die sich über Teile Angolas, Namibias und Botswanas erstrecken. 2015 besuchten National Geographic Explorer Teile dieses Hochlandgebietes und entdeckten dort die ersten Afrikanischen Wildhunde seit Jahrzehnten in dieser Gegend.

Die neue Expedition kombiniert landbasierte Begutachtung, die von den angolanischen Geschwistern Adjany und Kerllen Costa geleitet werden, mit ersten Unterwassererkundungen des Seensystems. Adjany Costa wird eines der Teams anführen, das abgelegene Dörfer der Region aufsuchen wird, um das Wissen der Einheimischen über die lokale Tierwelt und ihr Bedürfnis nach Ressourcenschutz zu beurteilen.

„Diese jüngste Expedition veranschaulicht, was National Geographic am besten kann: unvergleichliche Erkundungen und wissenschaftliche Forschung zu kombinieren, um zum Schutz von wilden Tieren und wilder Natur zu animieren“, sagte Costa in einer Stellungnahme. „Als Angolaner fühle ich mich besonders geehrt, Teil dieser Bemühungen zu sein, und hoffe, dass eines Tages noch mehr Menschen in der Lage sein werden, die majestätische Schönheit unseres Landes selbst zu erleben.“

Kerllen wird ein anderes Team auf Fatbikes – Off-road-Bikes mit extra breiten Reifen – anführen, das die Miombo-Waldgebiete um die Seen herum erkundet. Das Team wird 120 Kamerafallen auslegen, um die Dichte und Verbreitung der Wildtierpopulationen in dieser Gegend abzuschätzen. Sie werden außerdem die Landschaft mit 360-Grad-Kameras filmen, die auf ihre Bikes montiert sind.

Das letzte Team wird in die Quellseen Cuito, Cuanavale und Tchanssengwe abtauchen, um ihre Tiefenprofile zu vermessen und die Fische und andere dort lebende Organismen zu begutachten. Das wird die erste wirkliche Unterwasserkomponente des Okavanga-Projekts. Von seinen vorherigen Besuchen weiß das Team aber, dass die Seen zu einigen der unberührtesten und klarsten Wassersysteme gehören, die es bisher beobachtet hat. Trotzdem ist wenig über sie bekannt oder über das, was dort lebt.

Im August hat Boyes dabei geholfen, das Fatbike-Konzept anderswo im Okavango zu testen, auf einer alten Militärstrecke in der Nähe der Grenze der Okavango- und Zambezi-Systeme. Zuerst hat das Team normale Mountainbikes getestet, aber damit blieben sie schnell in dem pappigen Sand und Matsch stecken. Also haben sie es mit einem Fatbike-Design von einem südafrikanischen Unternehmen versucht. Das Team war lange bestrebt, so viel der Erkundung wie möglich aus Menschenkraft heraus zu betreiben, egal ob zu Land oder zu Wasser, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren.

„Als wir mit den Fatbikes angefangen haben, haben wir uns schon gefragt: ‚Oh Mann, wie sollen wir das machen?‘“, erzählte Boyes.

Mit dem wissenschaftlichen und Campingequipment in den Satteltaschen und Rucksäcken ging es über das unebene Terrain nur langsam voran. An ihrem ersten Tag haben sie nur vier Kilometer geschafft bei einer durchschnittlichen Herzfrequenz von 168 (mit Spitzen bis zu 190).

„Das war, als hätte man den ganzen Tag lang einen kleinen Herzinfarkt“, sagte Boyes. „Wir dachten so: ‚Was haben wir nur getan?‘“

Aber mit der Zeit hat das Team einen Rhythmus entwickelt. Am nächsten Tag kamen sie schon dreimal so weit und am Tag danach sogar noch weiter. Während der ganzen Zeit verließ sich das Team auf das Wissen der einheimischen Bevölkerung und Tipps vom gemeinnützigen Halo Trust, um Landminen zu meiden, die in dem Gebiet noch immer aus vergangenen Konflikten verblieben sind.

Schließlich schaffte es die Gruppe 350 km weit, hinunter in ein Tal. Dort konnten sie die Existenz einer „wunderschönen Elefantenstraße“ bestätigen, sagte Boyes – ein Trail, der regelmäßig von Familien der großen Tiere benutzt wird. Das Team platzierte Kamerafallen entlang des Trails und wurden schon bald mit umwerfenden Bildern von vielen Tieren belohnt.

„Das war eines der schwierigsten Dinge, die ich je getan habe“, sagte Boyes. „Aber wir haben bewiesen, dass Fatbikes im Okavango gut funktionieren.“

Boyes hofft, dass seine Arbeit den neuen Expeditionen dabei helfen wird, ähnliche Erfolge zu verzeichnen. Das letztendliche Ziel ist es, genügend wissenschaftliche Beweise und öffentliche Unterstützung anzusammeln, um die afrikanischen Regierungen dazu zu bewegen, noch mehr Bereiche der Okavango-Region unter Schutz vor Wilderern und Bauunternehmern zu stellen – bevor diese Oase des Lebens noch weiteren Gefährdungen ausgesetzt wird.

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