10 unvergessliche Erlebnisse im Norden von Ontario

Nord-Ontario hat viel zu bieten – von durchtanzten Nächten bis zur Schatzsuche.

Von Liz Beatty
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:40 MEZ
Ein Kanufahrer genießt den nebligen Morgen im Algonquin Provincial Park.
Foto von HuntImages/Getty Images

Am geschichtsträchtigen Canoe Lake anlegen

Über den legendenumwobenen Canoe Lake geht es auf die unzähligen Wasserwege des Algonquin, Kanadas ältestem Naturpark. Das Naturschutzgebiet liegt drei Stunden nordöstlich von Toronto und ist mit seiner Fläche von 7.725 Quadratkilometern etwa dreimal so groß wie das Saarland. Mehrere kanadische Premierminister – darunter auch Justin Trudeau und sein Vater Pierre – verbrachten die Sommer ihrer Kindheit auf diesen Gewässern. Es ist allerdings die kanadische Künstlerlegende Tom Thomson, die die örtlichen Erzählungen prägt. Er lebte hier von 1912 bis zu seinem mysteriösen Ertrinken im Jahr 1917. In dieser Zeit durchstreifte er den gesamten Park und beschrieb auf seinen Leinwänden eine Empfindsamkeit des Nordens, die später durch die „Group of Seven“berühmt wurde, einem Kreis kanadischer Landschaftsmaler. All diese Spuren lassen sich mit dem Paddel in der Hand verfolgen: Werft auf dem nahegelegenen Big Trout Lake die Angelroute aus und lasst den Haken ins tiefe kalte Wasser eintauchen. Gleitet auf dem Wasser der Grassy Bay an einem riesigen Elchbullen vorbei. Schürt ein knisterndes Feuer, während in der hochsommerlichen Dämmerung die Rufe der Seetaucher ertönen. Im Herbst sind die Farben in dieser Gegend schlicht beeindruckend. Zurück an Land reserviert ihr fürs Abendessen am besten einen Platz in der Arowhon Pines, einer historischen Berghütte mitten in der Wildnis.

Das klassische Landhausleben in Muskoka erleben

Zwei Stunden nördlich von Toronto kann das liebliche Zusammenspiel aus Seen und anmutigen viktorianischen Landhäuschen erlebt werden. Lake Muskoka, Lake Rosseau, Lake Joseph und viele weitere kleine Seen, deren Ufer von zerfurchten Granitfelsen und Tannen gesäumt sind, laden zu Erkundungstouren ein. Besucht eine der historischen Inselgemeinden in einem beinahe 80 Jahre alten Ditchburn-Boot aus Mahagoni. Die Monate Juli und August versprechen warme Wassertemperaturen und wenig Insekten. Während einer Fahrt auf dem ältesten noch in Betrieb befindlichen Dampfer Nordamerikas, der R.M.S. Segwun, können die unzähligen Buchten und Inseln des Muskoka Lake ausgekundschaftet werden. Im Ponton-Boot könnt ihr sogar über alle drei größeren Seen fahren, oder ihr mietet euch ein eigenes Boot (Karten der Seen und eine gültige Bootsführerlizenz sind Pflicht). Für die Kleinen ist ein Besuch in der Sommerrezidenz des Weihnachtsmanns ein Muss. Später lässt es sich am Hafen entspannen, beispielsweise bei einem Bier der lokalen Brauerei Lake of Bays Brewing gepaart mit den geräucherten Forellen der Mildford Bay-Forellenfarm. Übernachtungsmöglichkeiten bieten die prächtigen viktorianischen Landhäuser wie das Dumbiedikes oder eine im zeitgemäßen Chic eingerichtete Einzimmer-Blockhütte. Eines der letzten Hotels des alten Muskoka ist das Windermere House am Lake Rosseau.

Eine Entdeckungsreise im Zug inklusive Angelausflug unternehmen

Es waren die Eisenbahnlinien und Wasserwege, mit denen Passagiere, Pioniere und Privatunternehmer durch die weite Wildnis reisten, die Kanada zu dem machten, was es heute ist. Beide Aspekte können auf einer epischen Entdeckungsreise mit dem Zug zu den fernen Ufern des Algoma Districts im Norden Ontarios erlebt werden. Das Abenteuer beginnt in Sault Ste. Marie. Mit der Eisenbahn geht es dann durch die raue Landschaft des Kanadischen Schilds, vorbei an den hoch aufragenden Hängen des Agawa Canyon. Mehr als ein Dutzend Unterkünfte befinden sich entlang der Strecke. Eine davon ist die Mar Mac Lodge, die am malerischen Esnagi Lake liegt und aus einem rustikalen Haupthaus und mehreren Blockhütten besteht. Auf einem fast fünfeinhalb Meter langen Rennboot aus Zedernholz könnt ihr hinaus auf den See fahren und die Angel auswerfen, um Glasaugenbarsche, Hechte, Barsche und Heringsmaränen zu fangen. Gäste, denen das Angeln nicht so liegt, können sich die Zeit mit Fotografieren, Wandern, Bootsfahrten oder Malerei vertreiben oder einfach nur die Ruhe und Herrlichkeit des nördlichen Ontarios genießen.

Zur Wander- oder Wildwassertour am Lake Superior starten

Lake Superior ist unter den sogenannten Großen Seen wohl am treffendsten benannt. Er gilt als größter Süßwassersee der Welt und wird in der Sprache der indigenen Chippewa auch als Gitche Gumme, „großes Wasser“, bezeichnet. Der See fasst etwa ein Achtel des weltweiten Süßwasservorkommens und erinnert von seinen Ausmaßen her beinahe an ein Meer. Sein uraltes, steinernes Becken stammt aus dem Präkambrium und seine schroffe Uferlinie ist von zerklüfteten Klippen geprägt. Das kühle Wasser ist so klar, dass der Kieselsteinboden auch in der Tiefe noch sichtbar ist. Lake Superior liegt am südlichen Rand des Kanadischen Schilds. Auf einer geführten Tour paddeln Besucher über einen der 200 Flüsse, die in den See münden. Von der Rock Island Lodge aus können Tageswanderungen entlang der Küste unternommen werden. Erfahrene Wanderer können auch den Coastal Trail in Angriff nehmen, der durch den Lake Superior Provincial Park führt. Oder ihr mietet ein Seekajak und stecht zu Erkundungsfahrten in See, beispielsweise von Agawa Bay aus. Im Winter solltet ihr euch im Eisklettern probieren. Entsprechende Möglichkeiten gibt es in der Nähe von Batchawana Bay.

Die Winterwildnis genießen

In Dänemark wird es hygge genannt, wenn das raue Wetter begrüßt wird und die Menschen es sich zu Hause gemütlich machen, um die Gesellschaft von Freunden und Familie zu genießen. Im Norden Ontarios wird einfach Winter dazu gesagt. Schlagt euer Lager mitten im Winterwunderland an einem einsamen See auf. Mietet euch versteckt in der nordwestlichen Ecke des Algonquin-Nationalparks eine private Blockhütte mit Reiseführer und Koch. Wenn es heiter ist und die Luft vor Kälte knistert, zieht eure Schneeschuhe an und macht euch auf den Weg zu einer warmen Mahlzeit im beheizten Goldsucherzelt. Hinterlasst die ersten Spuren, während ihr mit Skiern querfeldein über einen schneebedeckten See lauft. Versucht einen Hundeschlitten zu lenken. Schnappt euch den ganz großen Fang beim Eisangeln. Spielt im Fackelschein eine Runde Shinny – ein informelles Hockeyspiel –, während sich die Nacht über die Landschaft legt. Und wenn es dunkel ist, können am flackernden Feuer neue Freundschaften geschlossen und das individuell zusammengestellte Abendessen mit Wild, dem Fang des Tages oder Fleischpasteten mit Parmesan-Risotto und gegrilltem Gemüse und vielleicht einem klebrigen Karamellpudding als Dessert genossen werden. Danach wird dann alles mit einem lokalen Craft Beer runtergespült, beispielsweise von der Highlander Brew Company oder Stack Brewing. Das ist winterliches hygge!

Mit dem Polar Bear Express zu den Nordlichtern fahren

September und Oktober eignen sich am besten, um das Schauspiel der Herbstfarben und das Wunder der Aurora borealis zu bestaunen. Das Polarlicht entsteht bei der Vermischung von gasförmigen Partikeln aus unserer Atmosphäre mit den elektrisch geladenen Teilchen des Sonnenwindes. Auf der Seite SpaceWeather.com gibt es in einer 24-Stunden-Vorhersage Informationen darüber, wann die Nordlichter am besten zu sehen sind – meistens ist das die Zeit zwischen 23 Uhr und 3 Uhr. In den Wintermonaten bis April sind die Voraussetzungen für eine Sichtung am besten. Killarney, Timmins, North Bay und noch viele andere Orte im nördlichen Ontario weisen zudem keine oder nur wenig Lichtverschmutzung auf. Trotzdem können die Chancen, eine großartige Show zu erleben, immens verbessert werden, nämlich bei einer Fahrt mit dem Polar Bear Express von Cochrane nach Moosonee in das arktische Einzugsgebiet Richtung James Bay. Die britische Siedlung war im 17. Jahrhundert ein wichtiger Pelzhandelsposten. In Moosonee könnt ihr im Moose River Guesthouse übernachten oder ein Wassertaxi nach Moose Factory Island nehmen. Auf einer Moose River Tour werden Informationen über das sich ständig im Wandel befindliche Ökosystem der Inseln weitergegeben und anschließend kann eine Nacht in der Cree Village Eco Lodge verbracht werden.

Den French River auf einem Angelausflug erkunden

Der Norden Ontarios ist ein Sammelsurium an Seen und Flüssen. In dieser Region sind 20 Prozent des weltweiten Süßwasservorkommens vereint. Kein Wunder also, dass Angeln hier groß in Mode ist. Seit mehr als einem Jahrhundert ist es Tradition, sich in eine abgelegene Hütte zu flüchten und auf den großen Fang zu hoffen. Die Lodge at Pine Cove am French River heißt bereits seit 1935 Gäste jeden Alters willkommen. Viele kommen wegen der 40 verschiedenen Fischarten, die hier tagsüber geangelt werden können. Nachts gibt es Entspannung pur an Land. Vom First-Nations-Reiseführer Pa-Pa-Se (sein Name lässt sich als „Specht“ übersetzen) kann alles über das Fangen, Zubereiten, Kochen und natürlich Essen der Fische gelernt werden. Wem der Sinn weniger nach Fischlektionen steht, der hat die Möglichkeit, an Kajak- oder Wandertouren teilzunehmen. Dabei können viele Biber, Weißkopf-Seeadler, Reiher und viele andere Tiere beobachtet werden. Jedes Jahr zum Nationalfeiertag, am Canada Day, können bis zu 18 Paddler (auch Kinder) eine historische Reise nacherleben. Im Nachbau eines elf Meter langen Kanus aus den Zeiten der Pelzhändler geht es ins Dokis First Nations Reserve. Dort gibt es ein Ojibwe-Powwow mit Tanz, Trommeln und traditionellen Kostümen.

Auf Schatzsuche gehen und die Reichtümer von Sudbury und Umgebung entdecken

Auf einer Geocaching-Schatzsuche lernt ihr die Menschen, Orte und Edelmetalle kennen, die viele der Städte Nord-Ontarios nachhaltig prägten. Die Parks Canada Heritage Hide’n’Seek GeoTour startet am golddurchzogenen Felsgrund von Porcupine. Die Stadt, die zu Zeiten des Goldrauschs während der Jahrhundertwende besiedelt wurde, beheimatet noch heute eine der größten Goldminen der Welt. Als nächstes können die alten Silberminen in Richtung Haileybury und New Liskeard erforscht werden. In der großen Nickel-Stadt Sudbury endet die Tour dann schließlich. Auf jeder Etappe müssen die Geocache-Kästchen gefunden und die Fragen beantwortet werden, außerdem gilt es, das Logbuch auszufüllen und kleine Gegenstände auszutauschen. Es müssen genug Punkte gesammelt werden, um am Ende eine Heritage Hide’n’Seek Geo-Sammelmünze zu erhalten. In Sudbury kann dann das Science North erkundet werden, Kanadas zweitgrößtes Wissenschaftszentrum. Es beinhaltet ein IMAX-Kino, ein digitales Planetarium, eine Schmetterlingsgalerie und Sonderausstellungen zu Biologie, Raumfahrt und Stop-Motion-Animation. Ihr könnt euch auch gleich an einem der nahegelegenen Seen ein Häuschen mieten. Auf dem Weg zurück in den Süden empfiehlt sich ein kurzer Halt bei Danny’s Justa Pasta in Sundridge, wo es die beste Pasta in ganz Nord-Ontario gibt.

Dem Great Spirit Circle Trail auf Manitoulin Island folgen

Auf dem letzten Stück des Bruce Trail geht es nach Tobermory. Von den steilen Klippen aus blickt ihr hinunter auf das türkisfarbene Wasser der Georgian Bay. Dann nehmt ihr die Fähre nach Manitoulin Island, der größten Binnensee-Insel der Welt. Auf Manitoulin verbindet sich die noch immer lebhafte Kultur der First Nations mit der Kultur der frühen europäischen Siedler, dem typisch Ontario-Kleinstadtleben des 21. Jahrhunderts und der urtümlichen Wildnis. Macht euch bereit für den Great Spirit Circle Trail. Lernt, wie ihr sattellos reitet und schwimmt zusammen mit eurem Pferd. Genießt das Essen am Lagerfeuer. Begebt euch während eines Medicine Walks auf eine innere Reise. Werdet zumTeil der langen Tradition des Geschichtenerzählens und entspannt beim Rhythmus der Trommel des Guides – dem pulsierenden Herzen eines jeden authentischen Powwows. Und zu guter Letzt könnt ihr es euch in einem der luxuriösen Tipis mit hölzernem Doppelboden und Blick in den Nachthimmel bequem machen. Einen Blick auf die Nordlichter lässt sich auch ohne Sattel im Herbst in Gordon’s Park erhaschen, oder ihr schaut euch eine Debaj-Vorstellung an. Das First-Nations-Wandertheater wurde 1984 gegründet und gilt als eine der ältesten derartigen Theatergruppen Kanadas. Die Vorstellungen finden auf dem Gelände der historischen Mission Ruins in Wikwemikong statt.

Die Temagami-Region durchstreifen wie einst der legendäre Grey Owl

Von North Bay fliegt ein Gleitflugzeug zum Lady Evelyn Smoothwater Provincial Park, wo ihr in die Fußstapfen des bekanntesten Naturschützers Nord-Ontarios treten könnt. In der gleichnamigen Filmbiografie aus dem Jahr 1999 wurde Grey Owl von Pierce Brosnan verkörpert. In den Tiefen des Temagami-Hinterlandes erzählt der Tour-Veranstalter, wie Grey Owl es zu Beginn des 20. Jahrhunderts schaffte, Könige, Königinnen und Premierminister von der Wichtigkeit des Schutzes dieser nördlichen Wildnis zu überzeugen. Erst nach seinem Tod wurde bekannt, dass Grey Owl gar kein First-Nations-Ureinwohner war. Tatsächlich hieß er mit bürgerlichem Namen Archibald Belaney und stammte aus der englischen Hafenstadt Hastings. Verbringt eure Zeit mit Paddeln und erlernt die Kunst des Fährtenlesens und andere Überlebenskünste so wie einst Grey Owl. Besucht die First-Nations-Gemeinde auf Bear Island inmitten des Lake Temagami und erlebt die traditionellen Zeremonien, die Erzählkunst und die Geschichte dieses indigenen Volks. Danach geht es wieder auf den Rückweg ins wirkliche Leben. In der Smoothwater Eco-Lodge kann die regionale Küche genossen werden – mit Zutaten wie Blaubeeren, frisch gefangenem Fisch, Wild, Honig und Ahornsirup.

 

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