Entdeckt ein Land voller Vampirgräber, Schlossgeister und magischer Wesen

Wandelt auf den Spuren von Drachen und Vampiren und taucht in die Geschichte ein.

Von Abby Sewell
Veröffentlicht am 23. Jan. 2018, 18:09 MEZ
Die Sonne geht über Burg Wawel unter.
Die Sonne geht über Burg Wawel unter.
Foto von Edgar Moskopp, Getty Images

Polens lebhafte und mitunter blutige Geschichte voller königlicher Dynastien, Kriege und Besatzungen wird sicher jeden Besucher faszinieren. Ebenso spannend und ergiebig gestaltet sich aber die Folklore des Landes, die voller Hexerei, Spukgeschichten, Helden und Monster ist.

Diese Sagen, Erzählungen und Legenden erlangten in jüngerer Zeit besonders durch die beliebte Videospielreihe „The Witcher“, die auf den Fantasyroman des polnischen Autors Andrzej Sapkowski basiert, internationale Bekanntheit. Ob man nun ein Fan der Reihe ist oder nicht, Polen bietet allen Interessierten des Magischen und Übernatürlichen eine wahre Schatzkammer an Orten, deren Besuch sich lohnt. Wir haben ein paar unserer Favoriten für euch zusammengetragen.

VAMPIRGRÄBER

In ganz Polen gibt es Gräber, in denen sich Anzeichen für Maßnahmen finden, welche die Toten an einer Widerauferstehung hindern sollten. Besonders Selbstmörder und plötzlich Verstorbene galten als Risikogruppe für Vampirismus. Auch bestimmte körperliche Merkmale wie Linkshändigkeit sah man als Risikofaktoren an. Belege für Begräbnispraktiken, die Vampiren das Unleben schwer machen sollten, fanden sich beispielsweise bei einer Ausgrabung eines Friedhofs aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Der Gottesacker der Stadt Drawsko Pomorskie enthielt Leichname, die mit einer eisernen Sichel am Hals und Steinen in der Kehle begraben worden waren. Ebenso wurden unter dem großen Marktplatz von Krakau die Überreste von sechs Frauen gefunden, die auf eher unübliche Weise bestattet worden waren. Zwei von ihnen hatte man enthauptet und ihren Kopf vom Körper getrennt begraben, einer anderen hatte man ihren Kopf auf den Bauch gelegt und ihre Hände mit Seil gefesselt. In der Dauerausstellung Rynek Underground des Historischen Museums von Krakau könnt ihr noch mehr über Vampirgräber und zahlreiche archäologische Funde erfahren. (Lesenswert: Vermeintliches Vampirgrab entdeckt: Ein Leitfaden zu Untoten)

BURG WAWEL UND DER WAWEL-DRACHE

Die Drachenhöhle unter Burg Wawel verdankt ihren Namen dem Drachen, welcher der Legende zufolge einst dort hauste.
Foto von LTerlecka, Alamy

Das majestätische Königsschloss steht auf dem Wawel, der von Höhlen und Spalten durchzogen ist. Der Legende zufolge wohnte in den frühen Tagen der Stadt – damals unter der Herrschaft des namensgebenden Königs Krak – ein Drache in einer dieser Höhlen. Das Ungetüm terrorisierte die Stadt und verschlang Vieh und Jungfrauen.

Laut der ältesten Version der Legende tricksten die Söhne des Königs den Drachen aus, indem sie ihn mit Kuhhäuten füttern, die sie mit Schwefel ausgestopft hatten. Dadurch verbrannte der Drache von innen heraus. Diese Version der Geschichte hat allerdings ein grausames Ende, da der eifersüchtige jüngere Prinz seinen älteren Bruder tötet und die Schuld auf den Drachen schiebt. In anderen Versionen kommt der Drache durch den König selbst oder durch einen cleveren Schuhmacher um.

Welche Version ihr auch bevorzugt, stattet in jedem Fall der Drachenhöhle unter Burg Wawel einen Besuch ab und lauft an der Drachenskulptur vorbei, die gelegentlich Feuer spuckt.

DIE DAME IN WEISS

Überall in Polen finden sich historische Schlösser und Anwesen, und in vielen von ihnen treiben sich angeblich die Geister ihrer ehemaligen Bewohner herum. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist das Schloss Kórnik in der Nähe von Posen im Westen Polens. Es wurde 1430 erbaut und im Laufe der Jahre mehrfach umgestaltet – angeblich gibt es dort sogar einen Geist. Im Speisesaal des Schlosses hängt ein Porträt der Dame Teofila Szołdrska-Potulicka, die von 1714 bis 1790 lebte. Es heißt, dass Teofila des Nachts aus ihrem Bildnis steigt und in Begleitung eines mysteriösen Ritters über das Gelände des Schlosses reitet.

DIE HEXEN VOM KAHLEN BERG

BELIEBT

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    Das Kloster Święty Krzyż zählt zu den ältesten in ganz Polen.
    Foto von Jacek Gajewski, Alamy

    Der „kahle Berg“ (Łysa Góra) spielt in dem beliebten Videospiel „The Witcher“ eine Rolle, aber man kann ihn auch in der Realität besuchen. Der Łysa Góra ist Teil des Heiligkreuzgebirges im Süden Polens und war zu Zeiten der Römer und des frühen Mittelalters ein Zentrum heidnischer Kulte. Daraus ergab sich auch sein Ruf als Treffpunkt für Hexen, die sich dort angeblich zum Hexensabbat trafen. Im 12. Jahrhundert wurde an diesem Ort das Kloster Święty Krzyż errichtet – womöglich in der Hoffnung, seine heidnische Vergangenheit damit auszulöschen. Allerdings spielte der Łysa Góra auch in der jüngeren Vergangenheit eine blutige Rolle. Während des Zweiten Weltkriegs nutzten die Deutschen das Kloster als Vernichtungslager für sowjetische Soldaten.

    DIE BRESLAUER ZWERGE

    In ganz Breslau stehen Zwergenstatuen aus Bronze.
    Foto von Michael Gottschalk, Getty Images

    Zwerge (poln. krasnale) sind ein fester Bestandteil der polnischen Folklore, aber die Breslauer Zwerge haben einen recht modernen Ursprung. Während der 1980er sprühten Aktivisten der politischen Oppositionsbewegung Orange Alternative Graffitizwerge an Gebäude in Breslau und später auch in anderen großen polnischen Städten. Sie waren ein Symbol des Widerstandes gegen das kommunistische Regime, das Polen damals regierte.

    Die erste Zwergenstatue wurde 2001 in der Straße Świdnicka zum Gedenken an die Bewegung aufgestellt. Seither haben sich die Zwerge „vermehrt“ und sind zu einer Touristenattraktion geworden. Mittlerweile gibt es 165 von ihnen – und sie haben ihre eigene Webseite mit einer Karte, auf der ihre Standorte verzeichnet sind.

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