Wildnis vor der Haustür: Ein Streifzug durch die Wälder im Harz

Für den German Roamers-Fotograf Max Fischer sind die Schluchten und Berge im Harz ein absolutes Naturhighlight - nicht nur bei Tageslicht.

Von Deborah Roth
Veröffentlicht am 27. Juni 2019, 12:02 MESZ, Aktualisiert am 11. Nov. 2020, 17:56 MEZ
Harz
Für den Fotografen Max Fischer ist der Harz ein besonderer Ort, der die schönsten Sonnenauf- und -untergänge in ganz Deutschland zu bieten hat. In seinen melancholischen Aufnahmen fängt er die Stimmung der Landschaft ein.
Foto von Max Fischer

Wo ist Deutschland am schönsten? Fünf Naturfotografen des Kollektivs „German Roamers haben uns ihre Lieblingsorte verraten. Max Fischer erzählt vom Harz.

Wenn die Wettervorhersage am Abend einen klaren Himmel für die Nacht verspricht, stellt Max Fischer seinen Wecker auf 4 Uhr. Früh morgens nimmt er seine zwei Spiegelreflexkameras und geht in den Wald. Der Boden ist dann noch feucht, die Luft frisch und durchtränkt vom Geruch der Tannen und Fichten. Hier und da singen die ersten Vögel ihre Lieder, wenn er das erste Mal den Auslöser drückt.

Max Fischer wohnt in Clausthal-Zellerfeld im Harz, wo er Chemie studiert. Die kleine Studentenstadt am Rande des Mittelgebirges ist abgeschieden und hat nicht mal einen Bahnhof. Wer von dort weg will, muss erst mal 45 Minuten mit dem Bus in die nächste Stadt, Goslar, fahren. Doch die Provinz hat Vorzüge: Fernab der Lichter von Großstädten leuchten die Sterne so hell wie an wenigen anderen Orten im Land. „Wer die Milchstraße vollständig sehen will, sollte hierher kommen“, sagt Fischer. „Der Harz ist die dunkelste Ecke in Deutschland, das wissen die meisten nicht.“

In Deutschland ist es nirgends so dunkel wie im Harz – ideale Voraussetzungen, um die Milchstraße in all ihrer Pracht zu sehen.
Foto von Max Fischer

Die dramatischsten und intensivsten Sonnenauf- und -untergänge deutschlandweit finden für ihn hier vor Ort statt. „Gerade, weil der dunkle Himmel einen harten und düsteren Kontrast bietet, auf dem die Farben stärker wirken.“

Im Winter dominieren das satte, tiefe Grün der Fichten und Tannen das Bild, im Herbst leuchten Birken, Pappeln und Ahornbäume in Gelb- und Orangetönen.

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    Der Harzwald präsentiert sich in seinen schönsten Herbstfarben.
    Foto von Max Fischer

    Neuerdings fotografiert Max Fischer auch mit Drohne. „Dadurch entdecke ich die Bäume, Felsen und Klippen nochmal in einem völlig neuen Winkel“, sagt er. Aus der Vogelperspektive formen die Farben und die Blätter eine interessante Textur. Er achte jedoch strikt darauf, außerhalb der Nationalparks zu fliegen. Die Natur solle dort ungestört von dem lauten Surren bleiben.

    Max Fischer
    Foto von Max Fischer

    Der 29-Jährige ist im Harz geboren und aufgewachsen. Schon früh entdeckt er die Liebe zur Natur - und zur Naturfotografie. Er versucht sich an den Bäumen seiner Heimat. Zunächst mit seinem Smartphone, dann kauft er sich seine erste Spiegelreflexkamera. Seine Aufnahmen beschreibt Fischer selbst als melancholisch. „Wir alle haben den Hang, die Natur zu romantisieren“, sagt er, und meint mit alle die German Roamers. Er ist Gründungsmitglied des Kollektivs.

    Wandern im Harz

    Eines der Highlights der Gegend ist für Fischer das Hamburger Wappen bei Timmenrode im nördlichen Harzvorland. Den Namen tragen die drei steil aufragenden Felsnadeln wegen ihrer Ähnlichkeit zu den Türmen des Wappens der Hansestadt Hamburg. Ein weiterer Hotspot: das Bodetal, eine der größten Felsschluchten nördlich der Alpen. Am tiefsten Punkt ist sie knapp 300 Meter tief. Sie gehört zu den größten Naturschutzgebieten in Sachsen-Anhalt und wurde 1937 unter Naturschutz gestellt. „Wer jedoch gerne ganz alleine sein will, geht am besten zur Wolfswarte“, sagt Fischer. Ein kleiner Berg bei Altenau, mit einer atemberaubenden 360° Panoramasicht auf die Harzwälder.

    Manchmal findet Fischer den Harz auch erdrückend. Neulich ist er deshalb verreist und war im Balkan unterwegs. Am Ende brachte er von der Reise eine Erkenntnis mit: „Um spektakuläre Orte zu finden, muss keiner weit fliegen“, sagt er. Für ihn reicht oft auch ein Ausflug in den Wald seiner Heimat. Trotzdem will er nach seiner Masterarbeit etwas Neues wagen: Wegziehen.

    Über German Roamers:

    Wer spektakuläre Natur sehen will, muss nicht nach Island fliegen. Es reicht ein Ausflug in die Eifel, in den Harz, oder in eine der anderen vielfältigen Landschaften, die oft direkt vor der Haustür liegen. Nach dieser Maxime arbeiten die 14 Fotografen des Kollektivs German Roamers, was übersetzt so viel wie deutsche Wanderer bedeutet. Seit 2015 veröffentlichen sie auf Instagram ihre Naturaufnahmen aus Deutschland und erreichen damit heute über 350.000 Menschen. Damit sind die German Roamers die größten Influencer unter deutschen Outdoor-Fotografen. Zu sehen gibt es mystische Naturaufnahmen und spektakuläre Drohnenschüsse. Unter dem von ihnen etablierten Hashtag #weroamgermany posten mittlerweile auch tausende Hobbyfotografen ihre Aufnahmen deutscher Landschaften.

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