Mumbais Streetfood-Kultur entdecken: Von Hammelcurry bis Himbeerlimonade
In der sich ständig entwickelnden Metropole an der Westküste Indiens erzählen kreative Köche ihre Geschichte über das Essen. Der Appetit der Stadt auf Streetfood, Thalis und Parsi-Gerichte bleibt eine wohlige Konstante.

In der sich ständig entwickelnden Metropole an der Westküste Indiens erzählen kreative Köche ihre Geschichte über das Essen. Der Appetit der Stadt auf Streetfood, Thalis und Parsi-Gerichte bleibt eine wohlige Konstante.
„Ich bin seit über 40 Jahren hier“, sagt Satinder Singh. „Jeder will ein Glas süß salziges Nimbu Pani.“ In der sengenden Sonne an Satinders Straßenstand im historischen Fort-Viertel in Südmumbai warte ich unge duldig auf die erfrischende Limonade. Ich schlendere mit Stadtführerin Pooja Madan Kathuria durch den Stadtteil Colaba – im Rahmen des Bombay Express (wie die Stadt noch immer von vielen genannt wird). Der Spaziergang ist eine der vielen Streetfood Touren in Asien, die A Chef’s Tour organisiert. „Die Leute sind oft skeptisch gegenüber Streetfood“, sagt Pooja. „Dabei sollten alle Touristen die Tour gleich am ersten Tag machen.“
Zwischen Rosen, Datteln und Kokos
Ich kann ihr nur zustimmen. Straßenessen ist ein wesentliches Merkmal der Kultur Mumbais, und ein Einblick in seine unzähligen Formen zeigt die Wertschätzung der Stadt für Lebensmittel. Pooja führt mich zu einem Stand mit Vada Pav am Telegraph Building in der Churchgate Station. Hier gibt es seit 1971 frittierte Kartoffelklöße (Vada) in einem Brötchen (Pav) mit Chutney und grünem Chili. Die Geschichte des Gerichts reicht noch weiter zurück. Der Vada-Verkäufer Ashok Vaidya soll 1866 bei einem anderen Stand Omelett-Pav entdeckt haben, was ihn zu einer Kombination von beidem inspirierte.
Wir spazieren weiter und bewundern die vielseitige Architektur Mumbais. Es gibt Art déco-Kinos, Bahnhöfe aus der Kolonialzeit und grandiose Brunnen, die von indischen Arbeitern während der britischen Herrschaft errichtet wurden. Im Wahrzeichen der Stadt, dem Hotel Taj Palace, mischen sich islamische, europäische und ostasiatische Einflüsse. Im Restaurant A Taste of Kerala probieren wir ein Thali, das auf einem Bananenblatt serviert wird, bevor wir am Volga Pan House anhalten, einem Kiosk, in dem Subhash Chandra seit 40 Jahren Pan (Betelblätter) mit Zutaten wie Rosen, getrockneten Datteln und Kokos füllt.
Enorme Auswahl an Straßensnacks
„Ich weiß nicht, wie viele ich herstelle“, sagt der Panwala (Wala bedeutet Person für einen bestimmten Dienst). „Aber ich kaue zwei bis vier am Tag“, sagt er und rollt geschickt den traditionellen Munderfrischer. Von Churchgate ist Marine Lines (das im Zuge der Entkolonialisierung von Ortsnamen in Mumbai Devi umbenannt werden soll) nur eine Station entfernt. Die Gegend wird von Parsis bevölkert, die vor über tausend Jahren vor religiöser Verfolgung im Persischen Reich geflohen sind, und von Iranis, Zoroastriern, die im 19. und 20. Jahrhundert aus dem Iran der Qajar-Ära ins britisch regierte Indien kamen.
In der 119 Jahre alten Parsi Dairy Farm kosten wir Mithai (Süßigkeiten) und Kulfi (Eiscreme) und das mit Rosenduft versehene Getränk Falooda. Um die Ecke befindet sich eines der ältesten iranischen Bäckerei-Cafés in Mumbai, Kyani & Co, das 1904 gegründet wurde. Unter alten Schildern und Fotos esse ich ein wunderbar aromatisches Keema Pav (Hammelcurry im Brötchen) und trinke eine Himbeerlimonade. Bei den vielen Chaat (Straßensnacks) entscheidet sich Pooja zuletzt für meinen Favoriten, Bhel Puri, im nahen Jambulwadi Bhelpuri House. Es stammt aus dem Bundes staat Gujarat, der Heimat meiner Vorfahren, und ist eine perfekte, würzige Mischung ausgepufftem Reis, Linsen, Kichererbsennudeln, Chutneys, und Mango.
Am nächsten Tag besuchen wir den Lalbaug Gewürzmarkt mit Chandana Abkari, einer Reiseleiterin von The Explorations Company, die Reisen mit Schwerpunkt auf einzigartige lokale Erlebnisse konzipiert. Am Stand der Gebrüder Chavan, wo man Gewürze stoßen, mahlen und mischen lassen kann, helfe ich beim Vermengen der über 50 Zutaten für Malvani, einer Gewürzmischung aus der Region Malvan in Maharashtra.

Cover National Geographic Traveler 5/24
Die komplette Reportage mit den besten Tipps zu Mumbais Streetfood lesen sie im NATIONAL GEOGRAPHIC Traveler 5/24. Verpassen Sie keine Ausgabe mehr: Sichern Sie sich die nächsten 2 Ausgaben zum Sonderpreis!
