11 Geheimtipps für den Frühling in Europa: Die besten Reiseziele abseits der Touristenströme
Frühling statt Hochsaison: Diese europäischen Reiseziele bieten milde Temperaturen, kulturelle Highlights und Natur pur – ohne überfüllte Straßen und Strände.

Die „Scala dei Turchi“ – die „Treppe der Türken“ – ist eine berühmte weiße Felsformation an der Südküste Siziliens. Im Sommer wird es hier ziemlich voll und heiß, doch im Frühling darf man auf ein wenig Privatsphäre hoffen.
Bevor der Sommer kommt, ist die Zeit für Entdecker. Denn während viele Reiseziele im Hochsommer unter Hitze und Touristenmassen ächzen, zeigt sich Europa im Frühling von seiner besten Seite: angenehm warm, kulturell lebendig und (meistens) überraschend menschenleer.
Wer jetzt spontan aufbricht, entdeckt die Städte, Landschaften und Küsten in ihrer ursprünglichsten Form. Diese elf Orte sind nicht nur klimatisch ideal, sondern überzeugen uns mit besonderen Erlebnissen zwischen Natur, Geschichte und Genuss:

Nur knapp anderthalb Autostunden von Antalya wartet der lange Strand von Çıralı – an dem im Frühling die bedrohte Unechte Karettschildkröte ihre Eier ablegt.
1. Çıralı, Türkei
Nur knapp anderthalb Autostunden von Antalya mit seinen All-inclusive-Hotels wartet ein kleines Paradies auf Urlauber: Der lange Strand von Çıralı mit seinem klaren Wasser gilt als einer der schönsten an der Lykischen Küste.
Im Frühling legt hier die bedrohte Unechte Karettschildkröte ihre Eier ab. Zum Schutz von Caretta caretta hat sich Çıralı dem Ökotourismus verschrieben. Hier gibt es kleine familiengeführte Pensionen, Bungalows und Restaurants statt mächtiger Hotelbunker.
In der Region finden sich außerdem verschiedene historische Stätten, etwa das benachbarte Olympos. Verwunschen ragen Säulen, Tempeltore und Mauerreste aus dem Zypressenwald, ein Bach plätschert zwischen den Ruinen dahin, und nach der Besichtigung spaziert man einfach am Meer entlang zurück nach Çıralı – denn die Strände von Olympos und Çıralı gehen ineinander über. Tagesausflüge führen zu den Ruinen von Phaselis sowie Patara, wo es neben der Ausgrabungsstätte eine imposante Sanddüne gibt.

Südtirol-Liebe beginnt im Frühling: Die Stadt Meran verströmt mit ihren palmen- und zypressengesäumten Promenaden eine mediterrane Atmosphäre.
2. Meran, Südtirol
Frische Bergluft, blühende Wiesen, kulturelle Highlights: Das alles wartet in Südtirol auf Reisende. In Meran findet das Straßenkunstfestival Asfaltart statt, das vom 6. bis 8. Juni 2025 die Stadt in ein Freilufttheater verwandelt: Clowns, Akrobatinnen, Musiker und Tänzerinnen treten an über 200 Orten in der Altstadt auf und verzaubern mit ihren spektakulären Darbietungen Einheimische wie Besucher*innen. Daneben gibt es einen Kunsthandwerksmarkt mit handgefertigten Produkten.
Auch abseits des Festivals hat Meran im Frühling viel zu bieten: Die Stadt mit palmen- und zypressengesäumten Promenaden ist bekannt für ihre mediterrane Atmosphäre. Highlights sind ein Spaziergang durch die Botanischen Gärten von Schloss Trauttmansdorff oder eine Wanderung auf den Tappeinerweg mit atemberaubenden Ausblicken auf die umliegenden Berge und Täler. Kulinarikfans kommen in zahlreichen Weinkellereien und Gasthöfen, die Südtiroler Spezialitäten anbieten, auf ihre Kosten. Von herzhaften Speckplatten bis zu edlen Weinen – hier ist für jeden Geschmack etwas dabei.
3. Andalusien, Spanien
Die Region im Süden Spaniens strotzt nur so vor schönen Städten und berühmten Sehenswürdigkeiten: Die Alhambra in Granada, Córdoba mit seiner Mezquita oder Sevilla mit dem mittelalterlichen Königspalast ziehen Reisende aus aller Welt an und sind im Juli und August hoffnungslos überlaufen – ebenso wie die zahlreichen Strände der Region. Für die Alhambra braucht man im Vorfeld ein Ticket, die Slots im Sommer sind bereits Wochen vorher ausgebucht. Ganz anders im Frühjahr, wenn auch die milderen Temperaturen das Sightseeing angenehmer gestalten.
Im Mai und Juni finden außerdem verschiedene Feste statt, auf denen Besucher*innen noch tiefer in die andalusische Kultur eintauchen können: Bei der Fiesta de los Patios de Córdoba öffnen Einwohner*innen ihre blumengeschmückten Innenhöfe für Besucher – das Festival gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Corpus Christi (Fronleichnam) wird besonders groß in Sevilla gefeiert und Granada gefeiert. Dort gibt es neben religiösen Prozessionen mit prachtvollen Altären auch ein mehrtägiges Volksfest mit Jahrmarkt und Flamenco.
4. Teneriffa, Spanien
Die Kanaren sind natürlich alles andere als ein Geheimtipp für den Frühling. Vor allem Teneriffa hat sich als ganzjähriges Urlaubsparadies für Pauschaltourist*innen einen Namen gemacht, im Süden reiht sich Resort an Resort. Doch im wilden Norden und dem gebirgigen Landesinneren hat sich die Insel ihre wahre, ursprüngliche Schönheit bewahrt.
Um das „andere“ Teneriffa zu erkunden, mietet man sich am besten in der Finca El Quinto in der Gemeide Los Realejos ein, die sich über ein ganzes Tal erstreckt. Die deutschen Gastgeber*innen betreiben auf sieben Hektar ökologische Landwirtschaft sowie etwa ein Dutzend Ferienunterkünfte. Jedes Gästehaus ist ein Unikat im typisch kanarischen Stil, gebaut oder restauriert mit nachhaltigen Materialien und liebevoll mit Antiquitäten und moderner Kunst eingerichtet.
Das Meer ist auf den Kanaren ganzjährig frisch, deshalb empfiehlt sich ein Ausflug zu Playa las Teresitas, einer geschützten Bucht mit flachem, angenehm warmem Wasser an der Nordostküste.
5. Riga, Lettland
Mit rund 800 Jugendstilgebäuden zählt die lettische Hauptstadt zu den Städten mit der größten Konzentration dieses Baustils weltweit. Besonders bekannt für ihre prachtvollen Fassaden sind die Straßen Alberta iela und Elizabetes iela. Überhaupt: Ein Spaziergang durch Rigas Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Man schlendert durch enge Kopfsteinpflasterstraßen, entdeckt mittelalterliche Gebäude und beeindruckende Kirchen wie den Dom zu Riga und die Petrikirche.
Im Frühling erstrahlt der Basteiberg-Park im Stadtzentrum in frischem Grün, die Ausflugsboote auf dem Stadtkanal fahren wieder. Ein Spaziergang durch den zentralen Markt oder ein Picknick im Mežaparks, dem großen Stadtwald, sind die schönsten Aktivitäten.
Ebenfalls empfehlenswert: ein Ausflug zum Strand von Jurmala mit weißem Sand und erfrischender Meeresbrise. Jurmala ist in 30 Minuten mit dem Zug oder einem gemieteten Fahrrad zu erreichen.

Am Südwestzipfel Portugals herrscht im Frühling bereits mildes Klima. Es warten bizarre Felsformationen, weißer Sandstrand und kulinarische Highlights.
6. Algarve, Portugal
Barfuß durch den Sand schlendern, während zu Hause noch Kälteeinbrüche drohen, in einer Strandbar frischen Fisch essen und dabei dem Wellenspiel zusehen – die Algarve und ihr mildes Klima am Südwestzipfel Portugals machen es möglich. Doch nicht nur Strandliebhaber kommen hier auf ihre Kosten, sondern auch Wander*innen: Zum Beispiel auf dem „Percurso dos Sete Vales Suspensos“, dem „Wanderweg der sieben hängenden Täler“, der in der Bucht von Lagoa startet. Wind und Wasser haben die Steilküste geformt, der mit Muschelkalk durchsetzte Sandstein ist porös und teils bizarr geformt. Zwischen den Felswänden öffnen sich immer wieder Buchten mit feinem Sand.
Wer es einsamer mag, begibt sich ins Hinterland auf die Via Algarviana, die von Alcoutim an der spanischen Grenze bis zum Atlantik führt: 14 Etappen, insgesamt 300 Kilometer und 8000 Höhenmeter über sanft geschwungene Hügel, vorbei an Olivenhainen, Blumenwiesen und lichten Wäldern. Wilde Kaninchen huschen über die Feldwege ins Gesträuch, und die für die Algarve typischen Lack-Zistrosen, deren weiße Kelchblätter jeweils einen blutroten Farbtupfer um den gelben Blütenstand herum aufweisen, begleiten Wandernde auf ihrem weiteren Weg.
7. Karpaten, Rumänien
Im Herzen Europas liegt ein Naturparadies, das noch immer als Geheimtipp gilt: die rumänischen Karpaten. In der abgeschiedenen Bergwelt mit ihren dichten Wäldern leben Tiere, die anderswo längst verschwunden sind. Reisende haben die Chance, hier den „großen Drei“ Europas – Bär, Luchs und Wolf – in freier Wildbahn zu begegnen. Mit dem Schmelzen des Schnees im Frühjahr kommen die Tiere aus ihren Winterverstecken und gehen auf Nahrungssuche.
Geführte Touren kann man zum Beispiel in den Făgăraș-Bergen, einem Gebirgskamm in den Südkarpaten, buchen: Lokale Ranger*innen wandern mit kleinen Gruppen auf Ein- oder Mehrtagesexkursionen durch die Wildnis. Aus Übernachtungshütten oder speziellen Verstecken heraus können Besucher*innen mit etwas Glück Bären, Wölfe beim Streifen durch das Unterholz oder sogar einen scheuen Luchs erspähen.
8. Sizilien, Italien
Sizilien hält den Rekord für die heißeste in Europa gemessene Temperatur. Im August 2021 kletterten die Thermometer im Hinterland der Küstenstadt Syrakus im Südosten der Insel auf 48,8 Grad. Ein weiterer Grund, lieber im Frühling zu kommen: die Zitronen-, vor allem aber die Orangenblüte. Die hellen, sternförmigen Blüten sprenkeln die Orangenhaine im üppig grünen Umland von Syrakus und seiner großen Schwester Catania eine Autostunde weiter nördlich.
Über all dem wacht der mächtige Ätna. Eine Panoramastraße, die den treffenden Namen Mareneve („Meerschnee“) trägt, windet sich von den Badestränden hinauf in eine bizarre Landschaft aus Geröll und erkalteter Lava. Die ersten Serpentinen scheinen oft geradewegs in Mandelhaine zu führen.
In der nahen Stadt Noto blüht Sizilien im Mai noch einmal voll auf: Dann schmücken Frauen und Männer eine ganze Nacht lang eine Kopfsteinpflastergasse mit einem wahren Blütenteppich. Die „Infiorata“ ist die Essenz des sizilianischen Frühlings.

Im Sommer wird es in Kopenhagen richtig voll. Deshalb unbedingt im Frühjahr kommen, durch die Gassen bummeln oder mit dem Boot durch die Wasserstraßen gondeln.
9. Kopenhagen, Dänemark
Die Hauptstadt Dänemarks ist ein wichtiger Kreuzfahrthafen und im Sommer legen oft mehrere Kreuzfahrtschiffe pro Tage an. Hinzu kommen die Skandinavien-Urlauber*innen, die auf dem Weg oder für einen Tagesausflug vorbeikommen. Das bedeutet: Es wird richtig voll. An beliebten Spots wie dem Tivoli oder dem malerischen Nyhavn ist im Juli und August kein Durchkommen mehr.
Ganz anders im Frühjahr: Jetzt sind Bummeln durch die Stadt, aber auch Besuche im Designmuseum Danmark, in der Ny Carlsberg Glyptotek oder im Dänisches Nationalmuseum ohne Gedränge möglich.
Ein echtes Highlight ist auch eine Bootsfahrt durch die Wasserstraßen von Kopenhagen. Bei Go Boat kann man ein Elektroboot mit oder ohne Käpitan buchen – für kühlere Tage gibt es an Bord beheizbare Sitzkissen.
Bei schönem Wetter sollte man die Aussicht bei einem Picknick auf dem Dach der Müllverbrennungsanlage CopenHill genießen. Wintersport-Fans können hier auf einer künstlichen Piste sogar das ganze Jahr über Skifahren.
10. Kreta, Griechenland
Kreta im Frühling ist ein echter Geheimtipp – besonders für alle, die Natur, Kultur, Wandern und authentisches griechisches Leben schätzen. Die größte griechische Insel, die im Hochsommer vor allem heiß und ausgedörrt ist, zeigt sich jetzt üppig, duftend und grün: Wildblumen, Kräuter, Mohnfelder und Olivenhaine stehen in voller Blüte. Um das bergige Landesinnere und die wenig touristische Südküste zu erkunden, mietet man sich am besten ein Auto.
Wer baden möchte, sollte einen Tagesausflug nach Elafonisi im Westen der Insel einplanen: Am Strand mit seinem zart rosafarbenem bis schneeweißen Sand fühlt man sich wie direkt in die Südsee versetzt. Das flache, türkisfarbene Wasser ist bereits im Frühjahr angenehm warm – und die Lagune noch nicht überfüllt mit Liegen, Sonnenschirmen und Besucher*innen auf der Jagd nach dem besten Selfie.
Für die spektakuläre Samaria-Schlucht, eine der bekanntesten Wanderstrecken Europas, ist vor der Hauptsaison, in der bis zu 4000 Menschen pro Tag unterwegs sind, ebenfalls die beste Zeit. Die Schlucht ist ab Mai geöffnet.
11. Wien, Österreich
Zu dritten Mal in Folge ist die österreichische Hauptstadt 2024 vom britischen „The Economist“ zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt worden. Und der Frühling ist eine der schönsten Jahreszeiten, um die österreichische Hauptstadt zu besuchen – nicht nur wegen der milderen Temperaturen, sondern auch wegen ihres kulturellen Höhepunkts: den Wiener Festwochen.
Die Wiener Festwochen gehören zu den kreativsten und eigensinnigsten Kunst- und Theaterfestivals im deutschsprachigen Raum. „V is for LoVe“ lautet das diesjährige Motto, ausgerufen von der „Freien Republik Wien“. Performances, Workshops, Lesungen, Konzerte und Theater gibt es in der ganzen Stadt, teils bei freiem Eintritt. Und natürlich stehen auch spektakuläre Open-Air-Partys auf dem Programm.

NG Traveler 03/25 Cover
Weitere Reisetipps und Inspiration finden Sie im NATIONAL GEOGRAPHIC Traveler 3/2025. Verpassen Sie keine Ausgabe mehr: Sichern Sie sich die nächsten 2 Ausgaben zum Sonderpreis!
