James Cook

Dreimal umsegelt der Engländer die Welt. Von Tahiti bis Sibirien erforscht er den Pazifik. Im Süden kreuzt er dreimal den Polarkreis. Im Norden sucht er die Nordwestpassage. Auf Hawaii wird er von Ureinwohnern umgebracht.

Von National Geographic
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James Cook
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James Cook

Dreimal umsegelt der Engländer James Cook die Welt. Von Tahiti bis Sibirien erforscht er den Pazifik. Im Süden kreuzt er dreimal den Polarkreis. Im Norden sucht er die Nordwestpassage. Auf Hawaii wird er von Ureinwohnern umgebracht.

Sein Vater ist Tagelöhner. Die Schule besucht James Cook nur vier Jahre. Mit 17 geht er bei einem Kurzwarenhändler in die Lehre. Dann zieht es James Cook zur See. Zunächst als Matrose auf einem Kohlenschiff. Mit 27 Jahren tritt Cook in die Königliche Marine ein. In ihren Diensten fährt er über den Atlantik. James Cook erkundet den St.-Lorenz-Strom. Seine detaillierten Karten ermöglichen den erfolgreichen Angriff der Engländer auf das französische Quebec. Später fertigt er ausgezeichnete Karten der Küsten Neufundlands an. James Cook beobachtet dort eine Sonnenfinsternis und schickt seine Aufzeichnungen zur Royal Society nach London. Die ehrwürdige Institution und die englische Admiralität werden auf den jungen Mann aufmerksam. Sie übertragen ihm das Kommando für die Expedition, die sie gerade ausrüsten.

England hat großes Interesse daran, den Pazifik zu erkunden. Neue Handelsrouten nach Asien werden gesucht, König Georg III. will die Südsee nicht den Franzosen überlassen. Cooks Auftrag lautet, über Kap Hoorn nach Tahiti zu segeln. Dort soll der Astronom Charles Green den vorausberechneten Durchgang der Venus beobachten. Am 26. August 1768 sticht Cook von Plymouth aus mit der „Endeavour“ in See. An Bord ist eine 94-köpfige Mannschaft, darunter auch der Astronom, ein Landschaftsmaler und der Botaniker Joseph Banks von der Royal Society. Es ist das Zeitalter der Aufklärung. Entdeckungsfahrten haben nicht mehr nur das Ziel, neues Land für die Krone in Besitz zu nehmen, sondern auch wissenschaftliche Beobachtungen zu machen. Cook gelangt über die Kap-Hoorn-Route in den Pazifik. Im April 1769 landet er in Tahiti. Die Beobachtung des Venus-Durchgangs gelingt.

Danach verlässt Cook die gängige Route der Handelsschiffe. Er nimmt Kurs nach Südwesten. Denn er hat noch einen weiteren Auftrag der Admiralität. Wissenschaftler und Kartografen vermuten, dass in den unendlichen Weiten des südlichen Pazifiks ein „Unbekannter Südkontinent“ liegt, terra australis incognita. Cook soll ihn finden. Vielleicht gibt es dort Mineralien, Edelsteine, fruchtbares Land – etwas, das sich für England lohnt.
Am 7. Oktober 1769 stößt Cook auf die Ostküste Neuseelands. Er benötigt sechs Monate, um an ihr entlang zu segeln und kartiert insgesamt 3800 Kilometer. Der Entdecker stellt fest, dass es sich bei dem Eiland um eine Doppelinsel handelt. Die Meeresstraße zwischen Nord- und Südteil wird nach ihm benannt werden. Das Land nimmt er für die englische Krone in Besitz. Am 19. April 1770 erreicht James Cook die Ostküste Australiens – Neuholland, wie es zu dieser Zeit heißt. So viele Pflanzen, die man nicht kennt! Der Kommandant nennt die Bucht, in der sie landen, „Botany Bay“. Ein Ort etwas weiter nördlich wird später einmal Sydney heißen. In ein paar Jahren werden die ersten Engländer dort ihre Siedlungen gründen.

Cook segelt die Ostküste weiter nach Norden. Die Männer sehen die ersten Kängurus. Sydney Parkinson, der berühmte Tier- und Pflanzenmaler, hat alle Hände voll zu tun. Beim Großen Barrierer-Riff läuft die „Endeavour“ auf Grund und schlägt leck. Um sie wieder flott zu kriegen, muss die Besatzung Ballast abwerfen – Vorräte und sechs Kanonen. An Land benötigen die Briten mehrere Wochen, um das Schiff zu reparieren.

Ende August 1770 erreicht Cook die Durchfahrt in den Indischen Ozean. Er findet die Meeresstraße wieder, die Luis Vaez de Torres 1606 entdeckt hat. Der Kapitän hisst feierlich die britische Flagge. Über Batavia (heute Jakarta) und das Kap der Guten Hoffnung segelt er zurück nach England. Am 11. Juni 1771 kommen die Schiffe im Heimathafen an. Die Reise war ein großer Erfolg. Und niemand ist an Skorbut, bis dahin Geißel jeder längeren Expedition, erkrankt. James Cook hatte darauf geachtet, dass seine Mannschaft Vitamine zu sich nahm. Es gab Sauerkraut und Zitronensaft. Aber der geheimnisvolle Kontinent im Süden ist noch nicht entdeckt. Die englische Admiralität rüstet eine zweite Expediton aus, diesmal mit zwei Schiffen. Wieder ist Cook der Kommandant. Am 13. Juli 1772 setzen die „Resolution“ und die „Adventure“ die Segel. An Bord sind diesmal unter anderem die beiden deutschen Naturforscher Johann Reinhold Forster und sein Sohn Georg Forster. Diesmal geht es über das Kap der Guten Hoffnung weit nach Süden. Am 10. Dezember stoßen die Schiffe auf den ersten Eisberg. Bei 67 Grad südlicher Breite werden sie vom Packeis aufgehalten. Sie segeln zunächst nach Tahiti. Von dort aus unternehmen sie den nächsten Vorstoß. Sie kommen bis 71 Grad 10 Minuten. Wieder ist das Eis undurchdringlich. Die Engländer stellen fest, dass die weißen Berge aus Süßwasser bestehen. Cook vermutet, dass es am Südpol eine Landmasse gibt, von der das Eis stammt. Aber der gesuchte Südkontinent ist das nicht. Was er nicht weiß: Er befindet sich zu diesem Zeitpunkt tatsächlich nur 75 Meilen vom antarktischen Kontinent entfernt.

Cook ist der Erste, der die Ostwestdrift des Eises feststellt und das Südpolarlicht sieht. Es ist gefährlich für Schiffe dort „unten“, meistens neblig. Die „Resolution“ und die „Adventure“ werden voneinander getrennt. Erst in Neuseeland treffen sie sich wieder. Auf dem Weg dorthin entdeckt Cook Neukaledonien und die Norfolkinsel. Ein dritter Vorstoß in den Süden wird wieder vom Packeis gestoppt. Mittlerweile hat Cook, ohne es zu wissen, einmal die Antarktis umsegelt und dabei als Erster den Polarkreis (66 Grad 33 Minuten südliche Breite) gekreuzt – dreimal. James Cook hat bewiesen, dass es den mythischen Südkontinent nicht gibt – auf jeden Fall nicht so, wie ihn sich die Wissenschaftler vorgestellt haben. Falls es dort wirklich Land gebe, liege es unter Eis begraben. Auf dem Rückweg nach England über Kap Hoorn passiert er wieder Südgeorgien und die Sandwich-Inseln. Am 30. Juli 1775 legt er in England an. 150 Jahre lang wagt sich kein Seefahrer mehr so weit nach Süden vor wie Cook.

Aber Cook – inzwischen ein geehrtes Mitglied der Royal Geographical Society – kann sich nicht zur Ruhe setzen. Auf seiner dritten Expedition gilt es, einen weiteren Mythos zu klären. Gibt es eine Nordwestpassage? Die Hudson-Bay-Company wäre glücklich über eine nördliche Handelsroute vom Atlantik in den Pazifik. Am 12. Juli 1776 segelt Cook mit zwei Schiffen über das Kap der Guten Hoffnung zunächst wieder nach Tahiti, dann nach Norden. Im Januar 1778 entdeckt er Hawaii. Er fährt die amerikanische Nordwestküste entlang. Auf Vancouver Island kommen die Engländer in Kontakt mit den Nootka-Indianern. Cook stellt eine Liste mit ihren Wörtern auf. Er segelt die unbekannte Küste weiter nach Norden, kartiert sie genauestens. Bei Alaska segelt James Cook tief in eine Bucht hinein. Der Salzgehalt des Wassers aber wird immer geringer – ein Fluss, keine Meeresstraße. Die Mündung heißt heute Cook Inlet.

Es gibt keine Passage durch Kanada zum Atlantik. Dafür aber viel, viel Nebel. Die Engländer sehen die Klippen nicht, wissen oft nicht, was Festland oder Insel ist. Im Juli 1778 erreichen sie die Aleuten, am 9. August die westlichste Spitze Alaskas. Weiter geht es durch das Beringmeer, ins Nordpolarmeer fast bis zum 71. Breitengrad, wo Packeis die Schiffe zur Umkehr zwingt. Keine Route – weder nach Westen noch nach Osten. Am 13. August erreichen sie das asiatische Festland. Das Volk der Tschukschen hält sie zunächst für Russen.

Cook beschließt, den Winter auf Hawaii zu verbringen. Im November 1778 kommt er dort an. Die Mannschaft wird von den Eingeborenen zunächst freundlich aufgenommen. Doch bei einem zweiten Besuch im Februar 1779 stehlen sie ein Beiboot der „Discovery“. Als die Engländer es zurückzuholen wollen, kommt es zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Cook wird dabei von den Insulanern getötet.

In einem Jahrzehnt hat James Cook im Pazifik mehr entdeckt als all seine Vorgänger zusammen. Überall werden Meeresstraßen, Buchten und Inseln nach dem großen Weltumsegler benannt.

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