Was der Katzenschwanz uns sagen will

Experten sprechen über Katzenverhalten und geben Tipps zu Schwanzspitzen, diebischen Miezen und mehr.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 3. Nov. 2017, 09:59 MEZ
General Boots
General Boots, eine Mischlingskatze, in der Capital Humane Society in Lincoln, Nebraska.
Foto von Joël Sartore, National Geographic Photo Ark

 

Katzenbesitzer können die Körpersprache ihrer Haustiere für gewöhnlich gut lesen, aber hin und wieder halten die Samtpfoten auch Überraschungen bereit. Und manchmal verbergen sich diese Überraschungen im Katzenschwanz.

Als wir unsere Katze beim Dösen beobachtet haben, klopfte ihr Schwanz, als würde sie irgendein Disco-Medley hören, das wir nicht wahrnehmen konnten. Das schien sich irgendwie zu widersprechen.

Wie also entschlüsselt man einen Katzenschwanz? ("Was denken Katzen über uns? Die Antwort ist überraschend.")

KÖRPERSPRACHE

Man muss den ganzen Körper berücksichtigen, wenn man Signale deutet, die der Katzenschwanz sendet, sagt Carlo Siracusa vom Tiermedizinischen Institut der Universität von Pennsylvania.

Die dösende Katze mit dem klopfenden Schwanz sei zum Beispiel „insgesamt entspannt, achtet aber darauf, was um sie herum passiert, auf ein Geräusch oder eine Bewegung.“

Wenn sie richtig schlafen würde, fügt Siracusa hinzu, könnte ein sich bewegender Schwanz darauf hindeuten, dass die Katze träumt.

Ein peitschender Schwanz einer aufmerksamen Katze kann auf Nervosität oder potenzielle Aggression hinweisen und signalisiert „Nicht anfassen!“, so Siracusa.

Wenn eine ruhige Katze ihren Schwanz aufstellt, aber die Spitze abknickt, ist das eine freundliche Begrüßung. Eine aggressive Katze könnte ihren Schwanz einfach komplett aufstellen. Wie in den verbreiteten Halloween-Darstellungen von Katzen machen ängstliche Tiere einen Buckel und stellen ihren Schwanz buschig auf.

Diese Hauskatze sieht während eines Fotoshootings alles andere als begeistert aus.
Foto von Joël Sartore, National Geographic Photo Ark

Eine abfallende Kurve im Schwanz kann Verteidigungsbereitschaft bedeuten, mein Siracusa. Eine entspannte Katze hingegen „hält ihren Schwanz in einer neutralen oder niedrigen Position.“

INDOOR-JAGD

Ihr Schwanz mag manchmal verwirrend sein, aber die Pfoten einer Katze lügen nie.

Katy Prudic, eine Entomologin an der Universität von Arizona, hat uns oft weitergeholfen. Jetzt hat sie aber selbst eine Frage und zeigt damit, dass Katzen selbst für Wissenschaftler mitunter rätselhaft sind.

 „Warum beschließen Katzen manchmal plötzlich, dass sie anscheinend zu spät zu einem Termin in einem anderen Zimmer kommen?“, fragt sie und spielt damit auf das Verhalten an, bei dem Katzen plötzlich losstürzen. Da kann man sich schon mal fragen: „Hab ich was Falsches gesagt?“

Diese Energieschübe sind „vermutlich ein Ventil für angestaute Erregung“, Frustration, Angst oder aufgestaute Energie, sagt Siracusa.

Katzen „benötigen viel Stimulation und Verhaltensanreicherung“, also artgerechte Beschäftigung. Draußen würden sie auf Bäume klettern und Beute jagen. Unser Zuhause ist zwar sicherer, aber nicht sehr stimulierend. Mitunter gibt es zwar Stimulation, aber keine angenehme, zum Beispiel, wenn die Katze von Kindern gejagt wird.

Katzen sind aber selbst flinke Jäger, sagt Nicholas Dodman, Autor von „The Cat Who Cried for Help“ (dt. „Katzen, die zu viel kratzen“).

Beide Experten sind sich einig, dass die Energieschübe aufgestaute Energie sein könnten, die in der Wildnis zum Beutefang genutzt würden.

Außerdem sind Katzen dämmerungsaktiv. Den Rest der Zeit schlafen oder dösen sie meist und sammeln Energie, die sie später benutzen, um uns zu verwirren.

KLEPTO-KATZEN?

Eine alternative Erklärung wäre, dass die Katze vielleicht vor der Polizei flüchtet.

Unsere Leserin Helen Farmer Kowalchuk hat ein richtiges Verbrecherkätzchen. Ihre schwarz-weiße Katze stibitzt Socken, Schmuck, Visitenkarten und „alles, was sie tragen kann“, sagt sie. Das Tier klaut die Gegenstände aus „Handtaschen, Schränken und Kommoden“, wenn die Familie nicht zu Hause ist oder „wenn sie denkt, wir seien nicht zu Hause.“

Kowalchuk ist aber nicht die einzige, deren Katze klebrige Pfoten hat. Das Internet ist voller Geschichten über diebische Miezen von England über Kalifornien bis nach Australien.

Manche Katzen hätten so eine Art Retriever-Instinkt, genau wie Hunde, sagt Dodman. Aber genau wie die plötzlichen Energieschübe könnte auch dieses Stehlen von Gegenständen Ausdruck eines Instinkts sein: dem Instinkt eines Jägers, der nichts zu jagen hat. Diese Katzen könnten einfach ganz mechanisch eine Art „Beute-Platzhalter“ in ihr Territorium bringen, oft in die Nähe ihrer Futterschalen.

Oft sind es Weibchen, die Beute zurückbringen, um ihren Nachwuchs zu füttern oder zu unterrichten, aber auch Männchen zeigen dieses Verhalten.

Es gibt auch eine gezielt gezüchtete Katzenrasse namens Munchkin, die im englischen Sprachraum den Spitznamen „Magpie cat“, also „Elsterkatze“ hat. Katzen dieser Rasse stehlen oft glänzende Gegenstände und heben sie für einen späteren Zeitpunkt auf, sagt Dodman.

Da haben wir noch mal Glück gehabt. Das einzige, was unsere Katze uns je gestohlen hat, sind unsere Herzen.

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