Der schnellste Hai der Welt

Wie ein Blitz schießt der Kurzflossen-Mako durchs Wasser – und ist deshalb eine begehrte Beute der Sportangler. Was heißt das für seine Zukunft?

Von Glenn Hodges
bilder von Brian Skerry
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:38 MEZ
Makohai in Neuseeland
Bitte lächeln? Wie aus dem Nichts taucht vor Neuseeland ein beeindruckender Makohai vor unserem Fotografen auf.
Foto von Brian Skerry

Der Kurzflossen­-Mako gilt bei Fischern als Kraftprotz der Meere. Sportangler schätzen die Energie und den Widerstandsgeist des Meeresräubers, der oft als Beifang an den Langleinen kommerzieller Fischer endet. In Asien ist er aufgrund der Haifischflossensuppe begehrt. Die Makohaie werden durch menschliche Aktivitäten offenkundig beeinträchtigt – ihre genau Anzahl in den Weltmeeren ist unbekannt. Biologen untersuchen Makos mit modernsten Methoden, um diese Frage zu klären. Und um darauf aufmerksam zu machen, wie schutzbedürftig die Fische inzwischen sind.

Vor Rhode Island an der US­-Ostküste begleite ich Wissenschaftler des Guy Harvey Research Institute auf einer Forschungsfahrt. Um die Wanderungen der Makohaie zu erforschen, statten sie die Tiere mit Peilsendern aus. Im Nordwestatlantik sind die Haie stets in Bewegung: In den warmen Monaten ziehen sie nach Norden, im Winter nach Süden. Aber manchmal bekommen die Biologen auf ihren Fahrten tagelang kein einziges Tier zu Gesicht.

Makos teilen sich ihr Revier mit Blauhaien. Das Verhältnis zwischen den beiden Arten ist so ähnlich wie zwischen Löwen und Hyänen, die auch in denselben Revieren leben, ihre Nahrung aber auf ganz unterschiedliche Weise beschaffen. Kurzflossen­Makos sind die schnellsten Haie im Meer. Wenn sie flinke Beute wie Thunfische jagen, erreichen sie bis zu 55 Stundenkilometer. Dieses Tempo vor allem begeistert Sportangler. Blauhaie dagegen sind eher gemächlich, fressen Tintenfische und andere langsamere Beutetiere. Es gilt nicht als Herausforderung, sie an die Angel zu bekommen. In dem Vergleich sind die Blauhaie die Hyänen. Und natürlich will jeder den Löwen erlegen.

Zwei Tage nach der Abfahrt in Narragansett/ Rhode Island ziehen wir mal wieder einen Blauhai an die Bordwand. Und plötzlich verstehe ich: „Sieht aus als hätten alle Blauhaie Haken im Maul.“ – „Richtig“, sagt Meeresbiologe Brad Wetherbee. „In jedem Blauhai, den wir ans Boot gezogen haben, steckt ein Angelhaken.“ Weil es gefährlich sein kann, diese zu entfernen, kappen die meisten Angler die Schnur. Sie jagen meist eine andere Trophäe. „Nie habe ich einen Mako mit feststeckendem Haken gesehen“, erzählt mir der Erste Offizier Lucas Berg. „Niemand lässt einen Mako von der Angel. Aber wir haben Blauhaie gefangen, die vier Haken im Maul hatten.“

Das Fangriskio für Makohaie ist also groß. Wir sind auf der Suche nach Tieren, die im Sommer entlang der amerikanischen Atlantikküste hoch nach Norden schwimmen – die vielen Sportangler und Wettbewerbe, die dort statt finden, machen die Reise für die Haie gefährlich. „Viele schaffen es nicht“, sagt Wetherbee.

Wie viele andere Haiarten sind Makos von Überfischung bedroht. Außerdem kommen pro Wurf nur wenige Junge zur Welt, und die Tiere werden spät geschlechtsreif (Weibchen pflanzen sich wohl erst ab dem Alter von 15 Jahren fort). Wetherbee sagt: „Es gibt zu wenig Daten, mit denen man zuverlässig abschätzen kann, ob die Bestände wachsen, schrumpfen oder stabil bleiben. Es ist wahrscheinlich schon okay, eine gewisse Anzahl an Makos zu fangen. Aber wir wissen nicht, ob das hundert, tausend oder hunderttausend Tiere sind.“

In den Vereinigten Staaten kontrolliert die Behörde National Marine Fisheries Service den Fischfang. Sie hält die Zahl der Makohaie, die getötet werden, für vertretbar. Diese Einschätzung basiert jedoch zum großen Teil auf Daten, die die kommerziellen Langleinenfischer melden. Deren relativ gleichbleibenden Erträge in den vergangenen Jahren suggerieren stabile Makopopulationen. Aber diese Zahlen sind nicht besonders genau. Oft fehlen einfache Informationen wie die Zahl der gefangenen Haie, ihre Größe und ihr Geschlecht. Und viele Fänge werden erst gar nicht gezählt. Deshalb stellen Wissenschaftler die Zuverlässigkeit der Daten in Frage.

Mit Sicherheit können Wetherbee und seine Mitarbeiter allerdings sagen, dass die von ihnen markierten Haie geringe Überlebenschancen haben. Die Peilsender wurden an der Rückenflosse angebracht und sind so groß wie ein Sturmfeuerzeug. Immer wenn ein Hai auftaucht, schickt der Sender ein Satellitensignal los. Mithilfe der Koordinaten lassen sich Bewegungskarten erstellen. Kommt das Signal vom Festland, wissen die Forscher, dass der Hai erlegt wurde. „Wir haben 49 Makohaie markiert. Elf sind schon tot“, berichtet Wetherbee. Trotz der kleinen Stichprobe hält er die Fangrate für bedenklich. 

Dieser Artikel wurde gekürzt und bearbeitet. Die ganze Reportage steht in
der Ausgabe 8/2017 von National Geographic. Jetzt ein 
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