Land- oder Wasserschildkröte? Wo ist der Unterschied?

Ein Tipp: Landschildkröten haben „kleine Elefantenfüße“.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 7. Dez. 2017, 15:00 MEZ
Eine Georgia-Gopherschildkröte am Straßenrand in Wiggins, Mississippi, USA. Die Art gilt als gefährdet.
Eine Georgia-Gopherschildkröte am Straßenrand in Wiggins, Mississippi, USA. Die Art gilt als gefährdet.
Foto von Joël Sartore, National Geographic Creative

Auf den ersten Blick scheint Schildkröte gleich Schildkröte. Sicher, einige von ihnen sind deutlich größer oder kleiner als andere und haben unterschiedliche Farben, aber der charakteristische Panzer ist ja eigentlich immer vorhanden.

Hilary Brown wollte es genauer wissen und hat uns gefragt, worin der Unterschied zwischen Land- und Wasserschildkröten liegt – mal abgesehen von den offenkundig unterschiedlichen Lebensräumen.

LAND ODER WASSER?

Sheila Madrak, eine Wildtierbiologin, die sich auf Meeresschildkröten spezialisiert hat, gab uns darauf eine einfache Antwort.

„Es sind alles Schildkröten.“

Ende.

Nun ja, ganz so simpel ist es zwar nicht, aber dieser Teil stimmt immerhin. Die Ordnung der Schildkröten bzw. Testudinata umfasst 200 Arten, zu denen Meeresschildkröten, Landschildkröten, Schlangenhalsschildkröten und andere Familien gehören. Alle Schildkröten haben jedoch zwei ausgeprägte Merkmale gemein: Sie haben einen Panzer, der aus Wirbeln und Rippenknochen entstand und mit diesen verschmolzen ist, und einen Beckengürtel, der sich in ihrem Brustkorb befindet. Dieser „komprimierte anatomische Aufbau“ sorgt laut Madrak für den charakteristischen schwerfälligen Gang der Schildkröten.

Sie können auf dem Land, im Wasser oder in beiden Umgebungen leben.

Eine Suppenschildkröte (Chelonia mydas) schwimmt über ein Riff in der südlichen Karibik. Die Art gilt als stark gefährdet.
Foto von George Grall, National Geographic Creative

Eine einfache Möglichkeit, um Land- und Wasserschildkröten zu unterscheiden, ist ein Blick auf ihre Füße. Bei Landschildkröten sind diese „so geformt, dass man sich damit an Land bewegen kann“, sagt Madrak.

Manchmal sind sie sogar für unterirdische Aktivitäten ausgelegt, weil einige Arten wie die Georgia-Gopherschildkröte richtige Buddler sind.

„Sie sehen wie kleine Elefantenfüße aus“, während die Füße der (teilweise) im Wasser lebenden Schildkröten Schwimmhäute haben. Nur Meeresschildkröten haben richtige Flossen.

Die Panzer der meisten Schildkröten sind stromlinienförmig, aber auch da gibt es ein paar Ausnahmen. Dosenschildkröten, Vertreter der Art Kinosternon sonoriense sowie alle Echten Landschildkröten haben kuppelförmige Panzer. 

BELIEBT

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    Eine Schildkröte der Art Kinosternon sonoriense longifemorale im Phoenix Zoo.
    Foto von Joël Sartore, National Geographic Photo Ark

    Außerdem haben alle Schildkröten ein Kehlschild – eine Verlängerung des Bauchpanzers. Solche Kehlschilde sind bei Männchen deutlich ausgeprägter und diese benutzen sie auch als Waffen, um einen Gegner im Kampf umzuwerfen, so Madrak.

    HALSBRECHERISCH

    Alle Schildkröten teilen sich in zwei Unterordnungen auf, je nachdem, wie sie ihren Hals bewegen.

    Die Halsberger-Schildkröten (Cryptodira) können ihren Kopf in ihren Panzer zurückziehen, wozu die Halswender-Schildkröten (Pleurodira) nicht in der Lage sind. Wie sich am Namen schon erkennen lässt, legen sie ihren Hals samt Kopf seitlich um den Panzer herum und verbergen die empfindlichen Teile zum Schutz unter dessen Rand.

    Einen spannenden Platz nimmt die Diamantschildkröte ein. Sie zählt zu den Halsberger-Schildkröten, lebt in Salzmarschen und Mangrovensümpfen und verträgt sowohl Süß- als auch Salzwasser.

    Eine junge Diamantschildkröte (Malaclemys terrapin macrospilota).
    Foto von Joël Sartore, National Geographic Creative

    KEINE AHNUNG? FINGER WEG!

    Warum sollte man Wasser- und Landschildkröten überhaupt voneinander unterschieden können?

    Manchmal kann eine Fehleinschätzung für die Tiere tödlich enden. 2015 wurden in Florida drei Fälle gemeldet, bei denen Menschen Landschildkröten fälschlicherweise im Meer freiließen – wo die Landbewohner wahrscheinlich ertranken.

    Der Rat unserer Experten? Finger weg.

    „Lasst wilde Schildkröten in der Wildnis“, sagt Lovich, ein Ökologe vom Geologischen Dienst der USA, der ein Buch über die Schildkröten der USA und Kanada geschrieben hat. „Es ist immer verlockend, wilde Schildkröten als Haustiere mitzunehmen, besonders, wenn sie noch klein sind.“ Dann sind sie zwar besonders niedlich, aber werden deutlich größer, als viele Leute es erwarten. 

    Eine Carolina-Dosenschildkröte läuft über Herbstlaub.
    Foto von George Grall, National Geographic Creative

     „Wenn die Leute eine Schildkröte als Haustier wollen, sollten sie am besten eine aus einem örtlichen Tierheim adoptieren, das auf exotische Tiere spezialisiert ist“, sagt Lovich. Ohnehin ist es immer eine gute Idee, sich vor der Anschaffung eines Tieres umfassend über seine Eigenheiten und Bedürfnisse zu informieren.

    Wenn man eine Schildkröte findet und den Eindruck hat, sie sei in Not, sollte man eine Behörde oder einen Fachmann informieren, der die Art bestimmen kann und weiß, was getan werden muss.

    Wenn denn überhaupt etwas getan werden muss.

    Diese Reptilien kamen Millionen von Jahren ohne Menschen aus, wie Madrak anmerkt. „Es wird noch Schildkröten geben, wenn es den Homo sapiens schon nicht mehr gibt.“

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