Warum gebären Mangusten alle am selben Tag?

Die schlanken kleinen Raubtiere weisen ein paar spannende Eigenheiten auf, zum Beispiel männliche Kindermädchen.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 7. Juni 2018, 13:24 MESZ
Zebramangusten lernen von Mentoren
Diese erwachsene Zebramanguste und das Jungtier haben eine ganz besondere Beziehung.

„Das Motto aller Mitglieder der Mangustenfamilie ist: ‚Lauf los und find‘s raus‘“, erklärte der Autor Rudyard Kipling 1894 in seinem Buch „Rikki-Tikki-Tavi“.

Das haben wir uns zu Herzen genommen und anlässlich einer aktuellen Studie einen genaueren Blick auf die afrikanischen und asiatischen kleinen Räuber geworfen.

MANGUSTEN-BEGLEITSERVICE

Die Zebramanguste, die südlich der Sahara in vielen Teilen Afrikas lebt, ist das einzige bekannte Tier, dessen Jungtiere einen Mentor haben. Diese Mentoren sind mit den jungen Mangusten nicht verwandt, tragen sie jedoch herum, beschaffen ihnen Nahrung und bringen ihnen überlebenswichtige Fähigkeiten bei. Oft sind diese Mentoren männlich.

„Das Jungtier bleibt etwa zwei Monate lang Tag für Tag bei demselben Adulttier, bis es seine eigene Nahrung finden kann“, sagt Michael Cant, ein Ökologe den walisischen Penryn Campus der Universität von Exeter.

Wie diese Bindungen entstehen, ist noch ein wenig mysteriös. Sie scheint allerdings von beiden Seiten auszugehen, wie Cant sagt. Das Jungtier folgt dem ausgewachsenen Tier, welches gelegentlich innehält, um zu überprüfen, ob ihm auch das „richtige Junge“ folgt. Manche Jungtiere folgen nur einem einzigen Erwachsenen, während andere sich mehrere Mentoren suchen.

Cant war einer der Co-Autoren einer neuen Studie, die gezeigt hat, dass junge Mangusten Strategien für die Nahrungssuche von ihren Mentoren erlernen und die so erworbenen Verhaltensweisen ein Leben lang beibehalten.

Das Mentorverhalten könnte sich entwickelt haben, da das Erlernen von unterschiedlichen Strategien für die Nahrungssuche den Wettbewerb innerhalb der Gruppe verringern kann. Außerdem argumentiert die Studie, dass die Fähigkeit des kulturellen Lernens „nicht auf Primaten und Wale beschränkt“, sondern in der Wildnis allgegenwärtig ist, so Cant.

Der Wissenschaftler studiert Mangusten seit 23 Jahren und findet sie zum Teil gerade deshalb so interessant, weil man sich darauf verlassen könne, „dass sie alles falsch machen“ – und damit gängige Meinungen über Tierverhalten widerlegen.

GRUPPENLEISTUNG

Mangusten, die in Gruppen leben, gebären ihre Jungtiere alle am selben Tag.

Wenn zwölf Mangustenweibchen in einem unterirdischen Bau alle mehr oder minder zeitgleich ihre Jungen zur Welt bringen, wird es schwer, die Jungtiere ihren Müttern zuzuordnen. Genau das ist für die jungen Mangustenmütter von Vorteil. So können ältere Weibchen, die in der Gruppe dominanter sind, den Nachwuchs der jungen Weibchen nicht töten, da sie nicht wissen, welches Jungtier zu wem gehört, und nicht riskieren wollen, ihren eigenen Nachwuchs umzubringen, erklärt Cant.

Die älteren Weibchen, die gemeinsam die Gruppe dominieren, verfolgen daher eine andere Taktik, um eine gesunde Gruppengröße beizubehalten: Sie vertreiben einfach jüngere Weibchen, die sich wahrscheinlich fortpflanzen würden.

Wenn ein Weibchen es schafft, bis zu einem Alter von etwa drei Jahren in der Gruppe zu bleiben, wird es in die Reihen der Alten aufgenommen und wird selbst zum Rausschmeißer, sagt Cant. Die dominanten Weibchen haben es vor allem auf ihre nächsten Verwandten abgesehen, bei denen es unwahrscheinlicher ist, dass sie sich wehren.

ALLEIN UNTERWEGS

Die Gruppen werden von den Männchen energisch verteidigt, was es für einzelne Tiere schwermacht, sich auf neue Gruppen aufzuteilen. Das ist einer der Gründe dafür, weshalb bis zu 80 Prozent aller Mangusten ihr ganzes Leben außerhalb der Gruppe verbringen, in die sie hineingeboren wurden.   

Allerdings sind sie alles andere als hilflos, schlagen sich auch allein durch und lassen sich dabei auch nicht von giftigen Schlangen beirren.

„Sie sind grimmige Schlangenjäger“, sagt Julie Kern, eine Zoologin der Universität Bristol und Gründerin des Dwarf Mongoose Research Project.

„Einzelgängerische Arten nehmen es allein mit Schlangen auf, während sich soziale Arten zusammentun“, um in der Gruppe anzugreifen.

Mit ihren blitzschnellen Reflexen und ihrer dicken Haut kann sich eine Manguste durchaus mit einer Giftschlange anlegen und im Anschluss eine lange, dünne Delikatesse genießen.

DANKBARES RUDEL

Kern schrieb an einer aktuellen Studie über Zwergmangusten mit, die herausfand, dass die kleinen Raubtiere sich daran erinnern, wenn ihnen ein anderes Gruppenmitglied geholfen hat, und sich dafür revanchieren.

Die Forscher spielten eine Aufnahme des Rufs einer ganz bestimmten Manguste ab. Durch diesen Ruf glaubte die Gruppe, diese Manguste hätte nun den Wachposten übernommen. Später erhielt die Manguste mehr Fellpflege als gewöhnlich von den anderen Gruppenmitgliedern.

 

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