Häschen der Meere: Die verrückte Welt der Nacktkiemer

Dieser Meeresbewohner erinnert mit seinen „Öhrchen“ und seinem „Puschelschwanz“ an ein Häschen. Tatsächlich handelt es sich um eine völlig andere Tierart – die voller Überraschungen steckt.

Von Jane J. Lee
Veröffentlicht am 5. Juli 2018, 11:15 MESZ, Aktualisiert am 27. Juni 2021, 16:27 MESZ

2014 wurde ein Video aufgenommen, dass sich im Internet schnell großer Beliebtheit erfreute. Es zeigt die Schnecke der Art Jorunna parva, die mit ihren „Öhrchen“ und ihrem „Puschelschwanz“ viele Betrachter an ein Häschen erinnert.

Mit ihren strahlend intensiven Farben und auffälligen Mustern wirken die Tiere sonst auch wie fremdartige CGI-Kreaturen aus einem neuen Sci-fi-Film: Nacktkiemer.

Süße Unterwasser-Kreaturen

Nacktkiemer sind kaum größer als 2,5 Zentimeter und sind vom Pazifik bis zu den Gewässern Südafrikas verbreitet. Auch wenn sich im Internet zahlreiche Bilder weißer Exemplare mit schwarzen Punkten finden, sind die Tiere für gewöhnlich gelb oder orange.

Der Eindruck, dass die kleinen Schnecken Fell haben, entsteht durch kleine Fortsätze, die Caryophyllidia genannt werden und den Rücken des Tieres bedecken. Sie verteilen sich um kleine Knubbel, die manchmal schwarz gefärbt sind und der Schnecke ihr gesprenkeltes Aussehen verleihen.

„Wir sind uns nicht ganz sicher, was diese Organe tun“, sagt Ángel Valdés, ein Meeresschneckenexperte der California State Polytechnic University in Pomona. Aber „vermutlich erfüllen sie eine sensorische Funktion”. Die „Öhrchen“ der Nacktkiemer sind aber definitiv Sinnesorgane. Diese sogenannten Rhinophoren erspüren chemische Verbindungen im Wasser und helfen den Schnecken so dabei, Nahrung und Partner zu finden, erklärt Valdés.

Die Rhinophoren sind je nach Art mehr oder minder leicht eingeschlagen, um die Sensitivität der Organe zu verbessern. Das Gebilde am hinteren Ende von Jorunna parva, das wie ein Hasenpuschel wirkt, besteht eigentlich aus Kiemen.

Galerie: Bunte Nacktkiemer

Nacktkiemer: Keine Zeit zu verlieren

Wie die meisten Nacktkiemer ist auch J. parva ein Hermaphrodit. Die Tiere haben sowohl männliche als auch weibliche Fortpflanzungsorgane. Bei der Paarung können beide Beteiligten Sperma austauschen.

Die possierlichen kleinen Tierchen sind mit „unglaublichen langen Begattungsorganen“ ausgestattet, sagt Valdés. Sie funktionieren im Grunde wie ein Dartpfeil, den das Tier während der Paarung in den Partner sticht. Das soll sicherstellen, dass die Tiere aneinander festhalten, bis der Spermienaustausch abgeschlossen ist, erklärt er. „Sie leben vermutlich nur ein paar Monate bis ein Jahr“, sagt Valdés. Daher kommt es auf jede Möglichkeit zur Paarung an.

Zum Glück muss sich J. parva während ihres kurzen Lebens keine Sorgen um Fressfeinde machen, weil sie „sehr, sehr giftig“ ist, wie der Meeresschneckenexperte sagt. „Jeder, der sie zu essen versucht, wird es danach ziemlich schwer haben.“

Wie alle Vertreter aus der Familie der Sternschnecken gewinnt auch J. parva ihre Toxine aus ihrer Nahrung: Schwämmen. Manche der Toxine werden in Krebsmedikamenten genutzt. Einige Nacktkiemer können auch Quallen die Nesselzellen stehlen und sie für ihre eigene Verteidigung nutzen. Die Fadenschnecken der Familie Glaucidae fressen beispielsweise Portugiesische Galeeren, die zu den giftigsten Nesseltieren überhaupt zählen.

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