Flamingos suchen Freundschaften mit Gleichgesinnten
Streitlustig, mutig oder schüchtern: Die pink gefiederten Vögel gesellen sich innerhalb ihrer großen Herden gerne zu Artgenossen, die ähnlich ticken wie sie selbst.
Freundschaften unter Flamingos: Forschende haben herausgefunden, dass ähnliche Charaktere am liebsten Zeit miteinander verbringen.
Gleich und gleich – oder pink und pink – gesellt sich gern: Flamingos bilden innerhalb ihrer großen Schwärme kleinere Cliquen und Freundschaften. Ihre besten gefiederten Freunde suchen sie sich gezielt danach aus, wie sehr sie ihnen selbst ähneln.
Dieses Verhalten wurde nun im Rahmen einer Studie der University of Exeter in Zusammenarbeit mit dem Wildfowl & Wetlands Trust (WWT) näher erforscht. Veröffentlicht wurde die Studie im Fachmagazin Nature.
Hackordnung und Freundschaft
„Wir wollten herausfinden, ob individuelle Charaktereigenschaften erklären, warum sich diese Freundschaften bilden“, sagte Paul Rose, Verhaltensökologe am WWT und dem Exeter's Centre for Research in Animal Behaviour. Dafür analysierten er und sein Team die Persönlichkeiten und das Sozialverhalten von karibischen und chilenischen Flamingos im Wildtierreservat des WWT Slimbridge. „Wie Menschen scheinen Flamingos unterschiedliche Rollen in der Gesellschaft zu spielen, basierend auf ihrer Persönlichkeit“, so Co-Autorin Fionnuala McCully.
Bewertet wurden diese Charaktereigenschaften anhand von Parametern wie der Aggressivität der Tiere oder ihrer Erkundungsbereitschaft. Während aggressive Tiere sich mit Streitigkeiten und Kämpfen innerhalb der Hackordnung – so nennt man die Rangordnung bei Vögeln – beweisen, finden sich ruhigere Tiere laut McCully auf eine andere Weise zurecht. Für das Bilden von Freundschaften würden die beiderseitigen Persönlichkeitsmerkmale eine entscheidende Rolle spielen.
„Zum Beispiel hatten mutigere Vögel stärkere, konsistentere Verbindungen zu anderen mutigen Vögeln, während unterwürfige Vögel dazu neigten, ihre Zeit mit anderen unterwürfigen Flamingos zu verbringen“, so Rose. Laut McCully sind die jeweiligen Gruppen von Persönlichkeitstypen ihren Mitgliedern während der vielen Streitereien, die es unter Flamingos gibt, gegenseitig eine wichtige soziale Stütze.
Langlebige Vögel, langlebige Freundschaften
Bereits eine vorläufige Studie der University of Exeter aus dem Jahr 2020 zeigte, dass die langlebigen Tiere intensive Freundschaften bilden, die teils über Jahre hinweg anhalten. Enger werden diese sozialen Bindungen jeweils im Frühling, wenn die Brutzeit beginnt. Auch wenn die Vögel gesundheitlich angeschlagen sind, gehen sie ihren engen sozialen Kontakten in besonderem Maße nach.
Die neuen Erkenntnisse helfen jedoch nicht nur dabei, das Zusammenleben wild lebender Flamingos besser zu verstehen. Auch Flamingos in Zoos – wo ihre Lebenserwartung etwa 60 Jahren entspricht – würden davon profitieren, dass Pfleger und Pflegerinnen ihr kompliziertes Sozialverhalten besser deuten können. So müssten etwa Trennungen von Herden unter diesen Aspekten durchgeführt werden.
„Unsere Ergebnisse müssen weiter untersucht werden, sowohl um uns zu helfen, die Entwicklung des sozialen Verhaltens zu verstehen, als auch um das Wohlergehen von Zootieren zu verbessern“, so Rose.