Diese Bienen starben vor 3.000 Jahren in ihrem Kokon

Im Südwesten Portugals haben Forschende Hunderte Mumien der besonderen Art gefunden: kleine Kokonmumien – 3.000 Jahre alt und extrem gut erhalten. Sogar die Bienen im Inneren der Gehäuse sind noch detailgetreu zu erkennen.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 7. Sept. 2023, 09:24 MESZ
Die rot eingefärbte Biene im durchleuchteten Kokon vor schwarzem Hintergrund.

Eine Biene in ihrem Kokon: Dieses Insekt wurde vor 3.000 Jahren mitsamt seines Gehäuses mumifiziert. Forschende haben nun erstmals einen Blick ins Innere geworfen.

Foto von Federico Bernardini/ICTP

Im Jahr 2019 stießen Forschende im Südwesten Portugals auf mehrere Hundert Kokons von Bienen. Sie waren dort im Gestein der Küstenlinie vor etwa 3.000 Jahren natürlich mumifiziert worden. Der Fund stellte sich bald als kleine Sensation heraus: Im Inneren der Kokons kann man bis heute detailgetreu die Bienen erkennen, die zum Zeitpunkt der Mumifikation kurz vorm Schlüpfen waren.

Es ist das erste Mal, dass mumifizierte Bienenkokons gefunden wurden, in denen das Insekt noch zu erkennen ist. „Der Erhaltungsgrad dieser Bienen ist so außergewöhnlich, dass wir nicht nur die anatomischen Details identifizieren konnten, die die Art der Biene bestimmen, sondern auch ihr Geschlecht“, sagt Carlos Neto de Carvalho, Geologe an der University of Lissabon. Er und sein Team haben zu dem Fund nun eine Studie im Fachmagazin Papers in Paleontology veröffentlicht.

Röntgenaufnahmen einer der Bienen in ihrem Kokon und ohne die Hülle. Die Bildgebung ist so genau, dass die Forschenden sogar das Geschlecht der jeweiligen Tiere bestimmen konnten. Diese Biene ist männlich.

Foto von Neto de Carvalho et al.

Röntgenblick auf 3.000 Jahre alte Bienen

Gefunden wurden die kleinen Mumien in der geologischen Fundstätte Carreira Brava nahe der portugiesischen Kleinstadt Odemira. Den besonderen Inhalt der Kokons haben die Forschenden im Rahmen ihrer Studie mithilfe einer modernen Röntgenmethode entdeckt, die dreidimensionale Bilder erstellen kann. 

Dass die Bienen die Jahrtausende in ihrem mumifizierten Sarg überstanden haben, hatte zuvor niemand so recht vermutet. Normalerweise zerfällt das Chitin, aus dem die Insekten zu einem Großteil bestehen, recht schnell – fossile Überreste in Kokons bleiben so nur selten erhalten. „Der Fossilnachweis von Bienen basiert hauptsächlich auf gut erhaltenen Körperfossilien aus einigen wenigen Bernstein- oder Harzfossilfundstellen und seltener aus Sedimentablagerungen“, so die Forschenden. Dass Bienen auch in ihrem Kokon der Nachwelt erhalten blieben, ist bisher noch nicht vorgekommen – obwohl bereits  fossile Nester gefunden wurden.

BELIEBT

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    Röntgenbild des Kokons samt männlicher Biene.

    Foto von Federico Bernardini/ICTP

    Woran starben die Bienen?

    Doch wie kam es dazu, dass diese Bienen in ihren Kokons erhalten blieben? Die Forschenden vermuten ein extremes Wetterereignis, das die Konditionen für eine schnelle Mumifikation der Kokons schuf. „Ein starker Rückgang der nächtlichen Temperatur am Ende des Winters oder eine längere Überschwemmung des Gebiets bereits außerhalb der Regenzeit könnte zum Kälte- oder Erstickungstod geführt haben“, so Carlos Neto de Carvalho. Die Mumifikation der Kokons fand dann so schnell statt, dass die Insekten im Inneren nicht verwesen konnten.

    Doch auch, wenn das Team die konkrete Todesursache der Bienen bisher nicht feststellen konnte – ihre Art konnten sie bereits bestimmen. Bei den mumifizierten Bienen handelt es sich um sogenannte Langhornbienen, die auch heute noch in Europa und Asien verbreitet sind. Laut den Forschenden ist Fund aus Carreira Brava der älteste Nachweis dieser Gattung.

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