Diese Vögel sind die Eltern des Jahres
Kaum eine andere Tierart der Welt teilt die Aufgaben bei der Aufzucht der Jungen so gerecht wie die Chimangokarakaras. Welchen Vorteil das für die Greifvögel bringt und was wir bei der Care-Arbeit von ihnen lernen können.
Ein männlicher (links) und ein weiblicher (rechts) Chimangokarakara (Milvago chimango). Die Greifvögel wurden von Forschenden für ihre fortschrittliche Brutpflege zu den Eltern des Jahres ernannt.
Im Tierreich sind Elternrollen oft klar verteilt – so auch bei den Vögeln. Ob bei den Rotkehlchen oder bei den Eulen: Das Weibchen brütet, während das Männchen für die Verpflegung sorgt. Manchmal wechseln sich Vögel bei der Brutpflege auch ab, dann übernehmen beide Elternteile das Brüten und die Futtersuche – so zum Beispiel bei den Schwänen. Häufig übernehmen die Mütter aber trotzdem den größten Anteil des Brütens.
Ganz selten kommt es zur gleichmäßig aufgeteilten Care-Arbeit: Eine neue Studie, die in der Zeitschrift Journal of Raptor Research erschien, lobt Chimangokarakaras (Milvago chimango) dahingehend als Eltern des Jahres. Die Arbeitsteilung der Vögel aus der Familie der Falkenartigen sei besonders vorbildlich, kümmerten sich doch beide Elternteile in jedem Bereich gleichermaßen um die Aufzucht ihrer Küken.
Vorbildliche Aufgabenteilung bei der Brutpflege
Ob Brüten, Nestpflege oder Nahrungsbeschaffung: Chimangokarakaras teilen sich jede Aufgabe, die durch ihren Nachwuchs anfällt. Das konnte das Team um Doktorand Diego Gallego-García vom Zentrum für die Erforschung und den Schutz von Greifvögeln in Argentinien (CECARA) bestätigen. Während der Brutsaison 2016 und 2017 beobachtete das Forschungsteam insgesamt 70 Chimangokarakara-Nester und observierte das Verhalten der frischgebackenen Eltern.
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Die fortschrittliche Arbeitsteilung ist laut der Studie ein entscheidender Faktor für den Bruterfolg der Greifvögel: Da beide Elternteile alle Aufgaben der Brutpflege übernehmen, ist der Nachwuchs jederzeit bestens umsorgt. Zusätzlich konnten die Forschenden zeigen, dass beide Chimangokarakara-Eltern durch die Aufgabenteilung sehr genau wussten, was ihr Nachwuchs braucht: Sie konnten detailliert auf die Bedürfnisse ihrer Küken eingehen und ihre Brutpflege an deren jeweilige Entwicklungsstadien anpassen. Bei kühleren Morgentemperaturen widmeten sie sich zum Beispiel intensiver dem Brüten, um die noch nicht thermoregulierenden Küken warm zu halten.
Care-Arbeit: Geteilte Aufgaben, erfolgreichere Aufzucht
Gallego-García betont die Bedeutung solcher Forschungen, da Greifvögel eine Schlüsselrolle in der Nahrungskette spielen. „Die Untersuchung der Fortpflanzungsbiologie von Greifvögeln hilft uns, ihre Rolle im Ökosystem besser zu verstehen“, sagt er.
Und auch für uns Menschen können die Chimangokarakaras ein Vorbild sein. Denn sie zeigen: Mit gerecht geteilter Care-Arbeit ist die Aufzucht des Nachwuchses leichter – und vor allem erfolgreicher.