Tausende tote Seesterne auf Sylt

An einem Nordsee-Strand säumen unzählige tote Seesterne das Ufer. Wie die Tiere dort hingelangt sind und warum das Massensterben für die Population kein schlechtes Zeichen ist.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 7. Jan. 2025, 11:51 MEZ
Tote Seesterne im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.

Tote Seesterne im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.

Foto von Hendrik Brunckhorst / LKN.SH

Es ist ein trauriges Bild, das sich Spaziergänger*innen aktuell auf Sylt bietet: Unzählige tote Seesterne bedecken auf einem kilometerlangen Abschnitt den Inselstrand. Die Tiere wurden durch Stürme aus dem Meer ans Ufer geschwemmt und sind dort vertrocknet – ein Ereignis, das sich fast jährlich wiederholt. 

Risikolebensraum Wattenmeer

Laut dem Biologen Claus von Hoerschelmann vom Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum in Tönning ist dieser Anblick in den Wintermonaten keine Seltenheit. „Die Seesterne bewohnen im Wattenmeer einen risikoreichen Lebensraum, in dem extreme Lebensbedingungen herrschen können“, sagt er. Dieser Lebensraum – kurz vor der Brandungszone im Wattenmeer – berge Gefahren. 

Zum Beispiel dann, wenn es stürmisch wird. „Diese jungen Seesterne sind sehr klein und werden von der wilden See schnell hin- und hergespült. Bei starkem Sturm können sie dadurch in großen Mengen am Strand auflaufen“, so der Biologe. Von alleine schaffen es die Tiere dann nicht zurück ins Wasser und verenden schnell durch Austrocknen. Viele von ihnen sterben außerdem bereits durch die Schleuderbewegungen, denen sie im Meer ausgesetzt sind. 

Unzählige der bunten toten Seesterne am Strand.

Von weitem sehen die toten Seesterne im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer fast aus wie herbstlich-bunte Blätter. Trotz ihrer violetten, gelblichen und roten Färbung gehören sie alle zur Art Asterias rubens, dem Gemeinen Seestern.

Foto von Anne Schacht / LKN.SH

Zu Gesicht bekommen wir Menschen dieses Ereignis in den letzten Jahren übrigens deshalb vermehrt, weil sich auch im Winter schlicht mehr Tourist*innen an den Stränden aufhalten.

Keine Folgen für den Seestern-Bestand

Grund zur Sorge gibt es allerdings nicht unbedingt. Laut von Hoerschelmann sind Ereignisse wie diese bei den Seesternen quasi eingeplant. „Durch die ökologische Nische, die sie bewohnen, haben die Seesterne wenig Konkurrenz und viel Nahrung, sehen sich dafür aber auch Gefahren wie Stürmen, Eiswintern oder Hitze ausgesetzt“, sagt er. „Oft gilt: Da, wo viel Nahrung zu finden ist, ist es auch risikoreich.“ 

Dass in diesem Jahr durch Stürme besonders viele Seesterne angespült wurden, sei außerdem ein Hinweis darauf, dass es dem Bestand insgesamt gut gehe – also ein erfreuliches Zeichen. „Für den einzelnen Seesterne ist so ein Ereignis natürlich eine Katastrophe, aber die Population erholt sich von so einem Massensterben meist schnell“, sagt er.

Die Gewinner sind letztendlich die Vögel: Für sie sind die Seesterne – und die Schwertmuscheln, die aktuell ebenfalls vermehrt angespült werden – im kargen Winter ein gefundenes Fressen. Der Rest der angeschwemmten Tiere wird meist von Wellen und Hochwassern wieder ins Wasser getragen oder mit Sand überspült. Und irgendwann werden die Seesterne und Muscheln wieder Teil des Sediments.

Angespülte Schildkröte auf Sylt

Die Seesterne sind nicht die einzigen Meeresbewohner, die in den letzten Wochen an Sylts Stränden angespült wurden. Erst am 24. Dezember 2024 fanden Strandbesucher*innen am Strand von Rantum eine Unechte Karettschildkröte, die normalerweise in warmen Gefilden lebt. Wie genau sie sich nach Sylt verirrt hat, ist noch unklar. Aufgepäppelt wird die Schildkröte aktuell im Sylter Aquarium.

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