Fischereiverbot soll seltensten Meeressäuger der Welt schützen

Ein Abkommen, das zum Teil von Leonardo DiCaprio ausgehandelt wurde, soll den Vaquita vor dem Aussterben schützen. Aber wird das auch funktionieren?

Von Casey Smith
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:35 MEZ
Ein Schiff patrouilliert in den Gewässern, in denen die gefährdeten Vaquitas leben.
Foto von natgeotv.com

Ein neues Abkommen soll den seltensten Wal der Welt vor dem Aussterben bewahren. Ob es sich aber erfolgreich umsetzen lässt, bleibt abzuwarten, mahnen Experten.

Das Abkommen wurde letzte Woche von der mexikanischen Regierung, der Leonardo DiCaprio Foundation und der Carlos Slim Foundation unterzeichnet. Es unterstützt Notfallmaßnahmen, um den vom Aussterben bedrohten Kalifornischen Schweinswal oder Vaquita zu schützen. In seinem Lebensraum im Nordwesten des Golfs von Kalifornien ist er als Beifang durch die Fischerei bedroht.

Das Abkommen umfasst ein dauerhaftes Verbot von Stellnetzen sowie das Einsammeln aller herrenloser Geisternetze im Lebensraum der Vaquitas. Stellnetze sind vertikale Netzwände, die von Fischern verwendet werden. In ihnen verheddern sich die Vaquitas oft und ertrinken dann (obwohl die Fischer es gar nicht auf sie abgesehen haben). Auch ausrangierte Netze stellen eine fortwährende Bedrohung für Meereslebewesen dar.

Das Abkommen sieht auch eine Unterstützung bei der Entwicklung neuer Fischereiausrüstung und -techniken vor. So können lokale Fischergemeinden weiter ihrer Beschäftigung nachgehen, aber mit einem geringeren Risiko für die Vaquitas.

Der Kalifornische Schweinswal, der wegen seiner auffälligen Zeichnung auch als „Panda des Meeres“ bekannt ist, steht am Rande der Ausrottung. Nur etwa 30 Exemplare existieren noch im Golf von Kalifornien. Mit den Netzen wollen die Fischer vor allem Totoabas fangen, die ebenfalls stark gefährdet sind und legal nicht gefangen werden dürfen.

Ein Totoaba-Fang bringt auf dem Schwarzmarkt allerdings 20.000 Dollar oder mehr. Der Fisch gilt in allen Teilen Asiens als Anti-Aging-Mittel und wird in den USA, Mexiko und China illegal gehandelt.

Der Schauspieler und Umweltaktivist Leonardo DiCaprio forderte den mexikanischen Präsidenten Enrique Pena Nieto in dieser Angelegenheit letzten Monat zum Handeln auf. Nieto antwortete auf Twitter und versprach, dass sich Mexiko für den Schutz der Vaquitas und anderer gefährdeter Arten einsetzt.

Kurz darauf entwickelte die mexikanische Regierung einen Plan, um die verbleibenden Vaquitas ausfindig zu machen und einzufangen. Sie sollen in das Meeresschutzgebiet im nördlichen Golf von Kalifornien gebracht werden, wo Experten ihnen bei der Fortpflanzung helfen werden.

Letzte Woche trafen sich DiCaprio und Nieta mit dem reichsten Mann Mexikos, Carlos Slim. Zusammen unterzeichneten sie eine Absichtserklärung, den Vaquita vor der Ausrottung zu schützen und Fischern dabei zu helfen, ihre Arbeit nachhaltiger zu verrichten.

„Wir haben einen historischen Aufwand betrieben, um eine einzigartige Art vor der Ausrottung zu bewahren, den Vaquita, und um unser Ökosystem zu schützen“, äußerte sich Nieto auf Twitter.

Der WWF hat die letzten zehn Jahre mit der mexikanischen Regierung und den Fischern im oberen Golf zusammengearbeitet, um alternative Einsatzmittel für die Fischerei zu besorgen, sagt Jorge Rikards. Er ist der Leiter des WWF-Mexiko.

Mit dem neuen Abkommen, so Rikards, wendet sich der WWF nun an die mexikanische Regierung. Diese soll den Fischern dabei helfen, vor der nächsten Fischsaison in ein paar Monaten auf bessere Ausrüstung umzusteigen.

„Meiner Meinung nach hätte sich die Regierung deutlich mehr damit beeilen können, diese Alternativen umzusetzen und neue zu entwickeln“, sagte Rikards. „Leider befinden wir uns jetzt in einer sehr komplexen Lage, in der wir nur noch 30 Vaquitas haben.“

Vaquitas verheddern sich oft in den Stellnetzen der Fischer und ertrinken . Dabei haben es die Fischer gar nicht auf sie abgesehen .
Foto von natgeotv.com

„Die Gemeinden sind sich nicht sicher, ob alternative [Ausrüstung] ihren Bedürfnissen gerecht werden wird“, fügt er hinzu. Die lokalen Fischergemeinden mit ins Boot zu holen, sei unerlässlich, wenn die Vaquitas in der Wildnis auf lange Sicht eine Chance haben sollen, sagt er.

Einige mexikanische Fischer wehren sich bereits gegen das Verbot bestimmter Ausrüstung und sagen, dass es ihren Lebensunterhalt gefährde.

„Es gibt eine Gruppe von Fischern, die völlig von der Veränderung überzeugt sind. Aber dazu gehören leider nicht alle“, sagt Rikards. „Ich glaube, die Herausforderung für die Regierung besteht aktuell darin, die Fischer von der Benutzung der Alternativen zu überzeugen, die genehmigt wurden, und andere Möglichkeiten zum Verdienst des Lebensunterhalts zu bieten.“

Auch andere Umweltprobleme in der Region, wie zum Beispiel Umweltverschmutzung, müssen angegangen werden, fügt er hinzu.

Die Folgen, die schon der Verlust einer einzigen Art haben kann, können für das gesamte Meeresökosystem schädlich sein. Aber auch für Menschen kann das gefährlich werden, erklärte die Meeresbiologin Silvia Earle.

„Wir sind mit allem verbunden, und was wir dem Meer antun, was wir der Natur antun, das tun wir auch unserer Zukunft und unserem Lebenserhaltungssystem an. Wir verursachen womöglich unsere eigene Ausrottung, indem wir die Beschaffenheit der Natur verändern.“

„Das ist kein Problem, das nur Mexiko hat. Es ist ein Problem, das wir an vielen Orten finden, nicht nur in Meeresökosystemen“, sagte Rikards. „Wenn wir die Vaquitas verlieren, dann ist das ein Fehlschlag für so viele Jahre der Arbeit. Es würde uns dazu zwingen, viele der Handlungsansätze zu überdenken, die Regierungen, Zivilgesellschaften und lokale Gemeinden verfolgt haben, um diese und ähnliche Problemen auf der ganzen Welt zu beheben.“

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