Schwarze Vögel durch Luftverschmutzung – eine Lektion für die Gegenwart

Historische Aufzeichnungen kommen im Normalfall nicht in Form von Vögeln daher. In einer neuen Studie über die Veränderungen der Luftqualität ist das aber anders.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:46 MEZ

Es ist ein bemerkenswertes Bild: zwei Reihen von Vögeln nebeneinander, die eine Reihe mit hellen Bäuchen, die andere mit dunklen.

Die Vögel gehören alle derselben Art an, nämlich der Ohrenlerche (Eremophila alpestris). Die Vögel sind an der Unterseite von Natur aus weiß mit einem gelben Kinn und wurden Teil einer ungewöhnlichen Aufzeichnung, welche die Luftverschmutzung im Rostgürtel der USA über die letzten 135 Jahre dokumentiert.

Zwei Forscher – Shane DuBay und Carl Fuldner – von der Universität von Chicago sahen sich mehr als 1.300 Vögel verschiedener Arten an, die den Rostgürtel überflogen. Sie konnten sagen, wie viel Ruß sich in dem Jahr, als die Vögel gefangen wurden, in ihren Federn angesammelt hatte. Die genaue Rußmenge im Gefieder wurde gemessen, indem das Licht fotografierte wurde, das von den Federn reflektiert wurde.

Ruß wird hauptsächlich von Benzin- und Dieselmotoren sowie von Kohlekraftwerken ausgestoßen. Die Partikel absorbieren das Sonnenlicht sehr effektiv und verhindern, dass es reflektiert wird. Vögel wechseln ihr Gefieder einmal im Jahr und wurden so unfreiwillig zu Staubwedeln, an denen sich die Rußpartikel sammelten. Mit Hilfe der Fotos konnten DuBay und Fuldner eine Art visuelles Protokoll darüber erstellen, wie viel Ruß sich an den Vögeln gesammelt hatte.

„Wenn man sich heutzutage Chicago ansieht, ist der Himmel blau. Aber wenn man sich Bilder von Peking oder Delhi ansieht, hat man eine Ahnung, wie amerikanische Städte wie Chicago und Pittsburgh einst ausgesehen haben“, sagte DuBay in einer Pressemitteilung. Die Forschungsergebnisse wurden in „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht.

Beide Forscher sagen, dass ihre Arbeit mit den Vögeln einen ähnlichen Effekt hatte wie die Handhabung von Zeitungen. Der Ruß löste sich zwar nicht so leicht aus den Federn der Exemplare, aber die weißen Handschuhe, die sie benutzten, bekamen schwarze Flecken.

Mit den Daten von den Vögeln konnten DuBay und Fuldner sehen, wie die Kohlenstoffkonzentration mit den historischen Daten über die Umweltauflagen für den Brennstoffverbrauch korrelierten. Während der Großen Depression beispielsweise fiel der Kohleverbrauch und in den Vogelfedern sammelte sich entsprechend weniger Ruß an. Aber während des Produktions-Booms im Zweiten Weltkrieg wurden die Federn wieder dunkler.

ES LIEGT GEFAHR IN DER LUFT

Auch wenn die Vögel als historische Aufzeichnungen eher unkonventionell sind, sind sie keinesfalls ein Relikt der Vergangenheit. Feinstaub wird nach wie vor ausgestoßen und kann gesundheitliche Probleme wie Asthma und andere Lungenkrankheiten nach sich ziehen, wie die American Lung Association warnt.

„Wir wissen, dass Ruß ein starker Faktor bei der Klimaerwärmung ist, und zur Jahrhundertwende war die Rußkonzentration schlimmer als bisher angenommen“, sagte DuBay. „Ich hoffe, dass diese Ergebnisse den Klima- und Atmosphärenwissenschaftlern dabei helfen werden, die Wirkung des Rußes auf das Klima besser zu verstehen.“

Ein Großteil der heutigen Rußkonzentration entfällt auf die Entwicklungsländer, aber auch Industrienationen wie Deutschland und die USA leisten ihren Beitrag, vorwiegend durch das Transportwesen. Ein weiterer Teil entfällt auf Kohlekraftwerke.

„Diese Studie zeigt den Wendepunkt, als wir uns von der Verbrennung schmutziger Kohle abwandten. Heutzutage sehen wir uns einem weiteren ausschlaggebenden Wendepunkt entgegen, was fossile Brennstoffe angeht“, sagte DuBay.

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