Versuche an Affen und Menschen bringen Autokonzerne in Bedrängnis

Der Aufruhr über das Bekanntwerden der Dieselabgastests an Affen hatte sich noch nicht gelegt, als Berichte über Versuche an Menschen auftauchten.

Von Christine Dell'Amore
Veröffentlicht am 31. Jan. 2018, 13:02 MEZ
Ein Affe sitzt in einem vergitterten Käfig in einem Primatenversuchszentrum in Sochumi, der Hauptstadt der Autonomen ...
Ein Affe sitzt in einem vergitterten Käfig in einem Primatenversuchszentrum in Sochumi, der Hauptstadt der Autonomen Republik Abchasien in Georgien.
Foto von Jana Cavojska, Sopa Images, Getty

Abgas-Versuche an Affen und Menschen haben zu einem öffentlichen Aufschrei geführt und auch die Debatte über die ethische Vertretbarkeit von Tierversuchen wieder befeuert.

In der vergangenen Woche berichtete die New York Times, dass der Autolobbyverein „Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor“ (EUGT) die Tests im Mai 2015 in Auftrag gegeben hatte. Während des vierstündigen Experiments wurden zehn Javaneraffen einzeln in kleinen, isolierten Kammern gehalten, wo sie Autoabgase einatmen mussten.

Zu den Unternehmen, die von der Forschungsvereinigung vertreten werden, zählen unter anderem Volkswagen, Daimler und BMW.

Nach einem Aufschrei in den sozialen Medien äußerte sich Volkswagen gegenüber der Tierrechtsorganisation PETA wie folgt: „Die Volkswagen-Gruppe distanziert sich ganz klar von allen Formen der Tiermisshandlung. Tierversuche sind mit unseren eigenen ethischen Standards unvereinbar.“

Am Dienstag entließ Volkswagen Thomas Steg, den Cheflobbyisten der Volkswagen-AG, nachdem dieser gestanden hatte, dass er von den Experimenten gewusst hatte. Sie waren im Lovelace Respiratory Research Institute in Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexico durchgeführt worden, wie der Guardian berichtete.

Tierversuche mit Affen sind schon seit Langem umstritten.  Tierschutzgruppen verurteilen Experimente an nicht-menschlichen Primaten als grausam, gerade weil sie uns so ähnlich sind.

Tierversuche „vermittelt einem den Eindruck, dass Tiere austauschbar sind, dass sie Güter sind, die wir nach Bedarf benutzen können“, sagte Kathleen Conlee, die Vizepräsidentin des Bereichs Animal Research Issues für die Humane Society der USA in einem früheren Interview zu den in China geklonten Affen.

„Ist das angemessen, dass man ein Tier hat, mit dem man tun kann, was immer man will?  [...] Das erzeugt eine schlechte Dynamik für unsere generelle Behandlung von Tieren.“ 

In den USA, wo auch die jüngsten Tierversuche stattfanden, benutzte man über 100 Jahre lang Schimpansen, um neue Impfstoffe und medizinische Verfahren in Laboren zu testen Die Tiere, die mitunter in kleinen Betonkäfigen wohnten, verbrachten oft ihr ganzes Leben lang in Isolation.

In letzter Zeit regt sich aber zunehmend Widerstand gegen invasive Forschung an den engsten genetischen Verwandten des Menschen. 2015 verkündete das National Institute of Health der USA, dass alle bundeseigenen Schimpansen in Schutzgebiete umgesiedelt würden, und der US Fish and Wildlife Service stufte alle Schimpansen in Gefangenschaft offiziell als stark gefährdet ein. Damit fanden die Schimpansenversuche in den USA ein jähes Ende.

Derweil wurde nun in Deutschland bekannt, dass die EUGT auch Versuche an Menschen mitfanziert hatte. Am Universitätsklinikum Aachen hatte 2013 eine vierwöchige Studie stattgefunden, bei der 25 Menschen gezielt Stickstoffdioxid eingeatmet hatten. Das Gas ist in Autoabgasen vorhanden und gilt als gesundheitsschädlich.

Nach bisherigen Informationen wurde die umstrittene Studie, die 2016 veröffentlich wurde, von einer Ethikkommission als vertretbar eingestuft und hatte über die Drittmittelfinanzierung durch die EUGT auch schriftlich informiert.

Gerade im Kontext des Abgas-Skandals werden die Versuche allerdings kritisch betrachtet, und sowohl in der Politik als auch in der Öffentlichkeit werden Stimmen laut, die diese Experimente als ethisch nicht vertretbar verurteilen.

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