Globale Müllberge: 7 der größten Deponien der Welt

Die größten Mülldeponien der Welt sind mehr als nur Haufen von Abfall - sie haben problematische Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft. Diese sieben Deponien, die zu den größten der Welt gehören, zeigen, wie notwendig nachhaltige Lösungen sind.

Von Sarah Langer
Veröffentlicht am 25. Apr. 2024, 09:43 MESZ
Fataler Abfall: 7 der größten Mülldeponien der Welt

Auf Mülldeponien kommen jeden Tag neue Laster mit Abfall an - der Platz geht aus. 

Foto von Kalyakan-Stock-Adobe.com

Im Jahr 2021 erreichte der Abfallverbrauch in Deutschland laut Statistischem Bundesamt einen beunruhigenden Höchststand: Pro Kopf fielen ganze 620 Kilogramm Müll an. Damit lag Deutschland eindeutig über dem EU-Durchschnitt von 527 Kilogramm pro Kopf. Österreich führte die Liste in der EU mit 835 Kilogramm an, gefolgt von Luxemburg (793 kg) und Dänemark (769 kg). Am Ende der Skala befanden sich Rumänien (302 kg) und Polen (362 kg).

Diese Müllmengen enthalten eine Vielzahl von Abfallarten, darunter Papierabfälle, Lebensmittelreste, Kunststoff, Glas, Metall, Textilien, Sperrmüll, Laub und andere Gartenabfälle – die meisten haben einen extrem langen Zersetzungsprozess. So dauert es beispielsweise etwa 450 Jahre, bis eine Kunststoffflasche zu Mikroplastikpartikeln zerfällt. Das Mikroplastik wird sich jedoch niemals vollständig auflösen. 

In Deutschland wird der Großteil dieses Abfalls verbrannt oder recycelt, ein Teil landet jedoch nach wie vor auf Deponien. Eine gängige Praxis nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen Nicht-EU-Ländern: Insbesondere der Elektro- und Kunststoffmüll wird häufig ins Ausland exportiert. Allein im Jahr 2022 wurden 734.000 Tonnen Kunststoffmüll aus Deutschland in andere Länder ausgeführt, was über 10 Prozent der gesamten Plastikproduktion entspricht. Türkei, Polen, Malaysia, Indonesien und Vietnam sind nur einige der Länder, die deutschen Plastikmüll übernehmen. Immerhin: Das neue EU-Gesetz zum Recht auf Reparatur soll die Kreislaufwirtschaft in der EU antreiben und die Müllberge reduzieren.

Die Zahlen zu den Müll-Exporten seien laut NABU jedoch irreführend, da der Kunststoffabfall aus Deutschland, der in zertifizierte Recyclinganlagen im Ausland exportiert werde, in die Berechnung der deutschen Recyclingquote einfließe. Allerdings seien die Recyclingstrukturen, Nachweis- und Kontrollsysteme in diesen Ländern so mangelhaft, dass der Großteil des Mülls entweder wild entsorgt oder unter unzureichenden Umweltstandards verbrannt oder deponiert werde. Der NABU weist darauf hin, dass möglicherweise noch mehr Müll illegal über die Grenzen geschmuggelt werde, da es immer wieder Berichte über falsch deklarierte Abfälle gebe.

Der aus der EU exportiere Müll addiert sich zu den Abfällen, die in den Importländern anfallen. Zum Beispiel produziert Afrika jedes Jahr etwa 20 Millionen Tonnen Plastikmüll, von dem jedoch nur 10 Prozent recycelt werden. Das hat verheerende Auswirkungen auf die Natur, Gewässer und letztendlich auch auf das Meer. Auch die Bevölkerung in unmittelbarer Nähe leidet, denn Luft, Böden und Grundwasser werden stark verschmutzt.

Untersuchungen der Wohltätigkeitsorganisation Tearfund haben ergeben, dass jährlich bis zu einer Million Menschen an Krankheiten sterben, die durch den Kontakt mit angesammeltem Müll oder durch Plastikverschmutzung verursacht werden. Gleichzeitig sind auch Land- und Meerestiere betroffen.

Hier sind sieben Mülldeponien der Welt und ihre fatalen Auswirkungen auf Mensch und Natur:

All der Müll der Stadt New York wurde für ein halbes Jahrhundert im Stadtteil Staten Island gelagert wo er die Umwelt vergiftete.

Foto von Nick Starichenko-Stock-Adobe.com

Fresh Kills Landfill, New York

Im Jahr 1948 wurde die Mülldeponie Fresh Kills auf Staten Island, etwa drei Kilometer von New York City entfernt, eröffnet - wenige Jahre später galt sie bereits als die größte Deponie der Welt. In den 1960er Jahren begannen die Einwohner*innen von Staten Island, gegen Fresh Kills zu protestieren: Zum einen wegen der Verschmutzung der umliegenden Gewässer und Strände, sowie der neun Millionen Liter Deponiesickerwasser. Vor allem aber wegen der giftigen Methan-Dämpfe: Messungen im Jahr 1997 ergaben, dass auf Fresh Kills täglich 2.650 Tonnen an Methan freigesetzt wurden; das entsprach damals 6 Prozent der gesamten amerikanischen Methanemission und 2 Prozent weltweit. Seit 1998 wird das freigesetzte Methan allerdings gesammelt, speziell aufbereitet und zur Energieerzeugung weiterverkauft.

Mangels Alternativen wurde die Anlage erst im März 2001 stillgelegt. Nach dem Angriff auf das World Trade Center am 11. September 2001 wurde der Betrieb in Fresh Kills jedoch vorübergehend wieder aufgenommen. Alle Teile des WTC wurden hier gelagert – ganze 1,8 Millionen Tonnen Trümmer – und vom FBI weiter untersucht. Darunter auch Leichenteile, die von Freiwilligen geborgen wurden – bis heute konnten etwa 1.000 Opfer nicht identifiziert werden. 2008 schrieben Anthony Gardner und Diane Horning in einer Ausgabe der New York Daily News: „Eine Deponie ist kein Ort, um die Toten zu ehren. Und doch sind die Familien derer, die beim größten Angriff auf amerikanischen Boden getötet wurden, gezwungen, ihren Respekt auf der größten Mülldeponie unserer Nation zu erweisen.“

Nach ihrer endgültigen Stilllegung soll die Deponie nun in drei Phasen zu einem riesigen Freizeitpark umgestaltet werden. Seit 2012 können Besucher*innen die angelegten Wiesen des „North Parks“ besuchen, die nicht nur eine neue Heimat für Habichte, Rotschwanzbussarde, Schnepfen und Adler bieten, sondern auch die Systeme beherbergen, die das giftige Sickerwasser und die Gase der ehemaligen Deponie in Energie umwandeln. Hier kann man spazieren und auf Kajaks die Gewässer erkunden - nur der Geruch hält sich mancherorts hartnäckig und erinnert an die Müllberge, die hier ein halbes Jahrhundert lang gelagert wurden.

BELIEBT

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    Unser Müll ist der Alltag vieler Menschen in Ghana. Männer, Kinder und Frauen durchsuchen in Sodom täglich den Elektroschrott nach wertvollen Materialien.

    Foto von Obscura-Stock-Adobe.com

    Sodom, Ghana

    Der Teil der ghanaischen Hauptstadt Accra, der als die größte europäische Mülldeponie für Elektrogeräte außerhalb Europas gilt, wird als „Sodom“ bezeichnet. Jährlich werden hier rund 250.000 Tonnen ausrangierte Elektrogeräte aus der digitalisierten Welt angeliefert, darunter Computer, Smartphones und Drucker. Während in elektrifizierten Gesellschaften Jahr für Jahr die Umsätze der Elektrogerätehersteller explodieren, wird diese Schnelllebigkeit zum Fluch für die Nachhaltigkeit. Anstatt die Geräte zu reparieren, werden sie aussortiert und landen früher oder später in Sodom/Afrika. Dort durchsuchen Müllsammlerinnen und -sammler den Elektroschrott und verkaufen die Einzelteile weiter. Der Handel mit Elektroschrott ist in Ghana zwar illegal, dennoch ist er für viele Menschen die einzige Überlebensmöglichkeit. Und das, obwohl die Arbeit mit den giftigen Materialien der zum Teil brennenden Elektrogeräte enorm gesundheitsschädlich ist. Der Film „Welcome to Sodom – Dein Smartphone ist schon hier“ zeigt den Alltag und das Schicksal dieser Menschen auf, die „am untersten Ende der globalen Wertschöpfungskette stehen“.

    So stellt man sich das traumhafte Urlaubsgebiet auf den Malediven nicht vor. 

    Foto von Dave-Stock-Adobe.com

    Thilafushi, Malediven

    Die Malediven sind vor allem als romantisches Urlaubsziel mit weißen Sandstränden unter Palmen bekannt. Dass eine der Inseln des Atolls jedoch eine künstliche Müllinsel ist, wissen die wenigsten Tourist*innen. 300 bis 500 Tonnen Müll werden auf Thilafushi täglich von den benachbarten Inseln angeliefert. Das Hauptproblem dieser Müllkippe: Die fehlenden finanziellen Mittel erschweren die Müllbeseitigung. Hinzu kommt Platzmangel, der ein ordentliches Entsorgen erschwert.

    Vor dem enormen Touristenaufkommen seit dem Jahr 1972 entsorgten die Bewohner*innen ihren meist organischen Müll im Meer. Doch mit dem Tourismus kamen die enormen Mengen an Lebensmitteln und (Plastik-)Verpackungen, die nicht mehr bewältigt werden konnten. Deshalb wurde die Lagune von Thilafushi zuerst mit Sand aufgefüllt, dann mit Müll beschichtet und schließlich wieder mit Sand bedeckt: eine aufgetürmte Umweltkatastrophe mitten in den Malediven.

    Dass die maritime Müllabfuhr den Abfall direkt ins Meer wirft, um sich die Kosten für den Transport zur Müllinsel zu sparen, verschlimmert das Problem weiter. Auch wenn die Regierung das Müllproblem der Insel bis 2023 beseitigen wollte, wie ein Bericht des Spiegels aus dem Jahr 2020 zeigt, offenbart ein Bericht des ZDF heute im April 2024, dass von Grünflächen noch jede Spur fehlt.

    Müllberge, die sich in den Himmel erstrecken - vielerorts bitterer Alltag. 

    Foto von Vchalup/Stock-Adobe.com

    Bantar Gebang, Indonesien

    In der Nähe der indonesischen Hauptstadt Jakarta ist der Müllberg auf der Anlage „Bantar Gebang“ über 40 Meter hoch und erstreckt sich über die Größe von etwa 200 Fußballfeldern. Indonesien produziert ganze 36,7 Prozent des weltweiten Abfalls, doch nur knapp 2 Prozent werden recycelt. Der restliche Müll landet auf Deponien wie dieser. Auch hier durchsuchen Männer, Frauen und Kinder mit Eisenstäben oder mit bloßen Händen den Müll nach Materialien, die sich weiterverkaufen lassen, um ihr Überleben zu sichern.

    Rund um die Deponie leben über 6.000 Menschen, die nicht nur unter dem Gestank leiden, sondern bei denen der Müll auch gesundheitliche Probleme verursacht. Nicht nur das Grundwasser sei verseucht, wie der Leiter des Bezirks, Asep Gunawan, der New York Times erklärte, die giftigen Gase verursachen zudem Atemwegserkrankungen.

    Menschen leiden auf dieser Deponie, während Tiere um ihr Überleben kämpfen - jedoch meistens verlieren. 

    Foto von Tafazul-Stock-Adobe.com

    Ghazipur, Indien

    Eine weitere riesige Mülldeponie liegt in Ghazipur, 25 Kilometer außerhalb von New Delhi/Indien. Unter den Müllsammelnden, die in Indien als „Kabari“ bezeichnet werden, finden sich Frauen, Männer und Kinder. Die Größe des Müllbergs beträgt bereits über 280.000 Quadratmeter, und täglich kommen neue Lieferungen hinzu. Die Kabari suchen nach brauchbarem Müll aus Plastik, Holz, Papier, Stoff oder Metall, den sie in große Plastiksäcke füllen. Eine Fotostrecke des Münchner Fotografen Thomas Effinger zeigt die Menschen vor Ort. Ebenfalls zu sehen sind abgemagerte Hunde und Kühe, die um ihr Überleben kämpfen. Denn auch diese Mülldeponie gefährdet durch entzündliches Methangas und die Vergiftung des Grundwassers die Gesundheit der Bevölkerung. Im Jahr 2022 besuchte der Umweltausschuss des Deutschen Bundestags die Mülldeponie Ghazipur, mit dem Ziel, bei der Müllverarbeitung zu helfen und vor allem die Recyclingquoten zu erhöhen.

    Neben der Mülldeponie liegt eine Grundschule. Die Kinder sind den giftigen Dämpfen dort den ganzen Tag über ausgesetzt. 

    Foto von Enrico Tricoli-Stock-Adobe.com

    Dandora Dumpsite, Kenia

    Jede Minute wird südlich der Sahara so viel Plastikmüll offen entsorgt oder verbrannt, dass damit ein ganzes Fußballfeld bedeckt werden könnte, wie eine Analyse der Organisation Tearfund ergab. Statistiken prognostizieren für die Region außerdem, dass sie bis zum Jahr 2060 sechsmal so viel Plastikmüll produzieren wird, wie noch im Jahr 2019.

    Um die negativen Auswirkungen von Kunststoffabfällen auf das marine Ökosystem zu reduzieren und die Verschmutzung der Ozeane durch Plastik zu bekämpfen, trafen sich im November 2023 Regierungen in Nairobi, Kenia, um über die dritte Phase der Verhandlungen des UN-Kunststoffabkommens zu beraten. Dieser Vertrag gilt nach dem Pariser Klimaabkommen als eines der wichtigsten internationalen Umweltabkommen.

    Weniger als 13 Kilometer von Nairobi entfernt befindet sich die Dandora-Mülldeponie, eine der größten Deponien in ganz Afrika. Nur wenige Meter neben der Anlage besuchen Kinder die James-Gichuru-Grundschule, in der sie den ganzen Tag über den giftigen Dämpfen ausgesetzt sind. Das verbrannte Plastik verursacht Krebserkrankungen, Atemwegserkrankungen, Haut- und Augenleiden und schadet dem Fortpflanzungs- und Nervensystem.

    Plastik im Meer: ein Risiko für Tiere, das Ökosystem und den Menschen

    Foto von Nikolay-Stock-Adobe.com

    Great Pacific Garbage Patch, zwischen Hawaii und Kalifornien

    Insgesamt gibt es fünf große schwimmende Offshore-Plastikansammlungszonen in den Ozeanen. Die größte, bekannt als das "Great Pacific Garbage Patch" (GPGP), treibt im Meer zwischen Hawaii und Kalifornien und hat eine geschätzte Größe von 1,6 Millionen Quadratkilometern – das ist eine Fläche, die dreimal so groß wie Frankreich ist. Die Massen an Plastik, die im GPGP schwimmen, werden auf rund 100.000 Tonnen geschätzt.

    Das Plastik in den Meeren stellt nicht nur gesundheitliche Risiken für Meerestiere dar, sondern auch für Menschen. Fische, die für den menschlichen Verzehr gefangen werden, enthalten oft Mikroplastik, das beim Verzehr aufgenommen wird. Meerestiere leiden zunehmend unter massiver Unterernährung, da sie Plastik mit Nahrung verwechseln. Bei Meeresschildkröten in der Umgebung des GPGP besteht die Ernährung teilweise zu bis zu 74 Prozent aus Plastik. Auch die in dem Plastik enthaltenen Chemikalien nehmen die Tiere auf. Bei Seevögeln wurde sogar eine neue Krankheit entdeckt: Plastikose. Dabei ist der gesamte Verdauungstrakt von Narben übersät, verursacht durch das Verschlucken von Plastikpartikeln, die Entzündungen hervorrufen. Viele Tiere sterben, weil ihre Mägen voller unverdaulichem Plastik sind.

    Zudem bilden alte Fischernetze, die rund 46 Prozent des GPGP ausmachen, eine tödliche Gefahr für Meeresbewohner und Vögel, da sie sich darin verfangen und oft an den Folgen sterben. Die Organisation Ocean Cleanup engagiert sich bei der Säuberung des Great Pacific Garbage Patch und hat bereits mehrere Hundert Tonnen Plastik eingesammelt. Doch trotz ihrer besonderen Anstrengungen kommen täglich neue Mengen hinzu. Wie viel genau, ist schwierig zu messen. Auch, wenn es sich um eine Sisyphusarbeit handelt, möchte die Organisation sich dieser Herausforderung stellen.

    Eine weitere erschreckende Reportage zum Textilmüll in der Atacama-Wüste finden Sie im NATIONAL GEOGRAPHIC MAGAZIN 05/25. Verpassen Sie keine Ausgabe mehr: Sichern Sie sich die nächsten 2 Ausgaben zum Sonderpreis! 

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