Obstsalat und Hein Blöd im Weltall

Welche Erlebnisse machen eine Weltraum-Mission unvergesslich? Und welche irdischen Dinge vermisst man am meisten? Im zweiten Interview mit National Geographic gewährt der langjährige ESA-Astronaut Reinhold Ewald spannende persönliche Einblicke.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 19. Juli 2018, 16:00 MESZ
Alexander Gerst bei einem Experiment an Bord der ISS. Der Stoff der Flagge blockiert die Störreflexe eines Sensors.
Foto von Esa, NASA

Herr Ewald, vom 10. Februar bis 2. März 1997 nahmen Sie an der zweiten deutsch-russischen Mission MIR ‘97 teil. Sie verbrachten als Wissenschaftskosmonaut 18 Tage an Bord der Raumstation. Welche Erinnerungen haben sich Ihnen für immer eingeprägt?


Eingeprägt hat sich mir der wissenschaftliche Erfolg meiner Mission. Und der ist ausschließlich der Teamleistung im All und am Boden zu verdanken. Vier Russen, ein Deutscher, die Teams in drei Kontrollzentren haben daran mitgewirkt – trotz Widrigkeiten wie einem Feuer an Bord, Kommunikationsausfällen und hohem körperlichen und mentalen Stress. Das verpflichtet uns dazu, die so gewonnenen Ergebnisse bestmöglich zu nutzen und zu kommunizieren. Exakt das macht Alexander Gerst heute mit modernen Mitteln wie Social Media.


Und die persönlichen Erlebnisse in der Schwerelosigkeit?


Die körperlichen „Sensationen“ – also das Schweben, der Blick auf die Erde, die enormen Beschleunigungen beim Aufstieg und bei der Rückkehr – sind dagegen eher zweitrangig. 


Ein Kilo Privatgepäck darf ein Astronaut mit an Bord der ISS nehmen. Alexander Gerst hat unter anderem ein kleines Stück von der Berliner Mauer und eine Zeitkapsel dabei. Was hatten Sie seinerzeit an Bord der MIR im Gepäck? 


Ich hatte eine der ersten Digitalkameras mit, insgesamt nur für 30 Minuten Aufnahmezeit. Außerdem Seidentücher für meine Frau und Töchter, Familienbilder und anderes. Ein Tipp-Kick-Spieler hat es ins Museum von Borussia Mönchengladbach geschafft. Mein Kommandant hatte Geburtstag, deshalb war auch eine CD mit dabei. Musik gab es auf einer 90-Minuten-Kassette – ein Flug rund um die Welt mit Musik der Kontinente. Für die Sendung mit der Maus flog Hein Blöd mit mir ins All. 
 

Reinhold Ewald nahm 1997 an der zweiten deutsch-russischen MIR-Mission teil. Der langjährige ESA-Astronaut und Bundesverdienstkreuzträger ist seit 2015 Professor für Astronautik und Raumstationen an der Universität Stuttgart.
Foto von Jean-Luc Valentin, Messe Frankfurt

Und was würden Sie heute einpacken?


Bilder, Filme und Musik sind ja heute wegen der großen Speicherkapazitäten der Chips kein Thema mehr. Vielleicht flöge etwas mit, was ich damals schon dabei hatte. Und ein Souvenir für meine Bodencrews.

Wie sieht es mit gutem Essen aus? Astronautennahrung gilt nicht unbedingt als kulinarische Sensation …


Tüten und Konserven bieten eine tolle Auswahl. Ich würde Obstsalat oder Nachtische bevorzugen. Während meines Fluges musste ich eine streng kontrollierte Diät essen, da kam das zu kurz. Auch ein gekühltes kohlesäurehaltiges Getränk musste bis nach der Landung warten …
 

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